Ohne Pass über den Pass: Mit dem Subaru Outback über grüne Grenzen, Folge zwei

Förster ohne Grenzen II

Was ich mir nicht habe vorstellen können: wie sehr ich dieses Auto ins Herz schließen würde. Mich wundert, dass nicht die Hälfte aller deutschen Familien mit Waldanschluss dieses Auto kauft. Sie müssten es dazu wohl einfach ein einziges Mal fahren. Am besten über einen Berg. Ich kenne da eine Strecke ...

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Stuttgart, 11. September 2015 – Alte Ruinen stehen unweit des Schildes herum, mit Wänden, noch aus Naturstein gemauert. Wahrscheinlich gab es hier irgendwann einmal einen Militär- oder sonstigen Grenzposten. Was ich jetzt am wenigsten gebrauchen kann, ist eine Militärkontrolle voller misstrauischer Soldaten, deren Sprache ich nicht spreche, denen ich aber eine Schengen-taugliche Erklärung liefern muss, warum ich hier ohne Pass mit einem fremden Auto durchschaukele. Bei jedem Gebäude erwarte ich mich herauswinkende Kalaschnikows, aber es stehen nur weitere Ruinen am Wegesrand, die meisten nun neuer, aus Beton. Bis ich plötzlich auf einer Lichtung voller dunkelbrauner Infanteriezelte herauskomme.

Nichts anmerken lassen. Wer zögert, macht sich nur verdächtig. Ich könnte der Förster sein oder ein Staatsbeamter. Mit einem deutschen Kennzeichen. Das fällt bestimmt überhaupt nicht auf. Ein paar Kinder rennen zwischen den Zelten hervor. Sie winken. Ich winke zurück. Vielleicht doch eher ein Ferienlager als eine Militärbasis. Oder hat Kroatien Kindersoldaten? Darf man in die EU, wenn man noch Kindersoldaten beschäftigt? Ich hoffe doch nicht!

Viva Croatia

Mittlerweile bin ich mir sicher, geographisch in Kroatien zu sein. Ich setze das Navi also auf das Motodrom Grobnik. Unsicher bin ich mir darüber, ob ich nicht doch noch irgendwo angehalten werde. Diese Spazierfahrt war verdächtig einfach, vielleicht zu einfach. Wenn ich Schlepper wäre, würde ich eine florierende illegale Buslinie über den Balkan betreiben. Aber es wird nicht schwerer, es wird einfacher. Plötzlich stößt der staubige Outback wieder auf Asphalt. Kurzer Schreck: Ist das ein Grenzkontrollposten? Nein, es ist die Mautstelle an der Autobahnabfahrt. Puh. Kurz danach rolle ich ins Fahrerlager ein. Sieg! Kein Mensch ist illegal und so. Der Grill ist noch warm. Her mit diesen Bratkartoffeln! Her mit der Dusche, her mit diesem Anlegerbier! Dann nächtige ich im Laderaum des Outback, der in diesen letzten 100 ungewissen Kilometern mein allerbester Freund wurde.

Auf der Rennstrecke Rijeka willst du nicht mit dem Motorrad stürzen, denn es tut sehr weh. Weite Auslaufzonen bestehen nicht aus vergleichsweise kuscheligem Kies, sondern aus Lehm, der in der Sonne aushärtet. Die Strecke ist rauh wie ein Reibeisen, sie packt dich an der Lederkombi und verwandelt dein elegantes Gleiten in unkontrolliertes Purzeln. Und im Krankenhaus Rijeka möchte man nicht enden. Außerdem habe ich Angst, dass der Doktor meinen Pass sehen will, wenn er mich geflickt hat. Vorsicht, diese Mutter der Reifenflicksetkiste, führt zu einem sturzfreien Tag.