Rettet uns Fahrfreude vor dem Verkehrskollaps?

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Nicht wenige Menschen, die dank Werbeversprechen bereits den Prospekt des Autos und Kaufabsichten haben, fühlten sich dann unverstanden. Sie sind heute oft schon eher bereit, einem nach fragwürdigen Kriterien erhobenen Testergebnis zu glauben als einer Beurteilung der tatsächlichen Substanz. Im Interesse der Auflage werden die Kritiken entsprechend verfasst. Dieses Schweigekartell ist ein fataler Kreis, den es zu öffnen gälte. Aber ist irgendjemandem ernsthaft an Aufklärung gelegen? Das vorgeschobene Argument gegen diese Art von Ehrlichkeit heißt „Zielgruppengerechtes Schreiben“. Wer Hausfrauenpanzer verunglimpft, betreibt demzufolge LeserInnenbeschimpfung. Aber: wie zielgruppengerecht ist Unehrlichkeit? Hier scheint alle Nachhaltigkeit längst auf verlorenem Posten.

Nur noch mit Sondergenehmigung ans Steuer

Es kann auch politisch nicht mehr gewollt sein, den Lesern von Fahrfreude zu berichten. Man weiß seit mindestens drei Minister-Generationen, spätestens aber seit dem Abgasbetrug, wie einseitig unser Bundesverkehrsministerium die Autoindustrie bevorzugt. Die Politik ist sich sicher, dass die Schlüsselindustrie unseres Landes schon im Interesse der Arbeitnehmer in Ruhe gelassen werden muss. Zudem hat die Industrieförderung durch die Politik bereits den lukrativsten Weg eingeschlagen und vorgezeichnet, wohin der führen soll: zum sogenannten autonomen Fahren.

Kanzlerin Merkel sagte vergangenes Jahr im Juni, dass man sich in 20 Jahren vielleicht nur noch mit Sondergenehmigung ans Steuer wird setzen können. Das Gleiche prophezeite im November des gleichen Jahres dann auch Bob Lutz in seinem endzeitlichen Aufsatz „Kiss the good times goodbye“ in der Automotive News, in dem er das Ende der Autoindustrie voraussagt, wie wir sie heute kennen. Seine Argumente sind durchaus nicht nur so originell oder emotional, wie man es von diesem meinungsstarken Petrolhead erwartet. Sie sind oft genug einfach nur schlüssig.

Die Wirtschaft wünscht sich das alles längst, nicht nur, damit dann auch die Stauzeit dank schnellem mobilem Internet endlich produktiv genutzt werden kann. Das sogenannte autonome Auto wird so noch mehr als das heutige zur Haftzelle in der Routine des Verkehrs. Mit Gefängnismauern aus Leasingraten fürs laufende und Rücklagen fürs nächste Auto, darauf ein Stacheldraht aus Zins und Tilgung fürs Eigenheim im Grünen. Der Fahrer wird zum Insassen.