Städte in NRW gegen Elektroautos auf Busspuren

Elektroautos sind auf den Straßen noch nicht häufig zu sehen. Mit Privilegien für die umweltfreundlichen Fahrzeuge will die Bundesregierung den Verkauf ankurbeln. Die Städte in Nordrhein-Westfalen halten von E-Autos auf Busspuren aber nicht viel

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Städte in NRW gegen Elektroautos auf Busspuren
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Von
  • Claus Haffert

Hans Bothen ist ein Pionier. Der Bochumer ist einer der wenigen Autobesitzer in Nordrhein-Westfalen, die schon mit dem Nummernschild zu erkennen geben, dass sie ein Elektroauto fahren.

„BO-HB 666 E“ steht auf den Kennzeichen seines Wagens – mit dem „E“ für Elektromobil. Knapp 60 Euro für Gebühren und neue Nummernschilder hat der 54-Jährige bezahlt, Vorteile bringt ihm das nicht. „Ich will zeigen: Hier fährt ein Auto mit Strom“, sagt Bothen. Seit Ende September können die Kommunen diese Spezialkennzeichen ausgeben – in NRW hält sich die Nachfrage bislang in Grenzen.

In Münster wird derzeit geprüft, welche Vorrechte E-Autos (im Bild ein Renault ZOE) eingeräumt werden können.

(Bild: Clemens Gleich)

Die neuen Kennzeichen und damit verbundene Vorteile sollen nach dem Willen der Bundesregierung helfen, den mehr als schleppenden Verkauf von Elektroautos anzukurbeln. Bis zum Jahr 2020 sollen eigentlich eine Million E-Autos auf den deutschen Straßen fahren. Anfang dieses Jahres waren laut Kraftfahrtbundesamt aber erst 19.000 Elektro- und etwa 108.000 Hybridfahrzeuge zugelassen. In NRW gab es gerade einmal 3000 E-Fahrzeuge.

Wer ein Auto mit E-Zeichen fährt, könnte Busspuren benutzen und kostenlos parken – wenn die Kommunen ihm diese Privilegien gewähren. Die Möglichkeit dazu gibt ihnen eine Verordnung zum Elektromobilitätsgesetz. Doch der Deutsche Städtetag hat grundsätzliche Bedenken und befürchtet „Trittbrettfahrer“. Durch eine Freigabe für E-Autos sinke „die Hemmschwelle, mit dem Pkw Bussonderspuren zu benutzen“. Auch niedrigere Parkgebühren für E-Autos beurteilt der Städtetag skeptisch: Es gebe ja „beim Platzbedarf keinen Unterschied zu anderen Fahrzeugen“, hatte Hauptgeschäftsführer Stephan Articus gesagt.

Auch die Städte in Nordrhein-Westfalen halten nicht viel von Elektrofahrzeugen auf Busspuren. Die Freigabe für E-Autos dürfe nicht dazu führen, dass der öffentliche Nahverkehr behindert wird und es zu Verspätungen kommt, heißt es beispielsweise im Essener Rathaus. Die Ruhrgebietsstadt hat etwa zehn Kilometer Busspuren. Die böten bei einer Gesamtlänge des Essener Straßennetzes von rund 1500 Kilometern „nur einen geringen verkehrlichen Vorteil“ für E-Autos, sagte ein Stadtsprecher. Ein nachhaltiger Kaufanreiz lasse sich so nicht erzeugen. In Essen wurde bisher auch noch gar kein E-Kennzeichen ausgegeben.

Es gebe auch technische Probleme, wenn E-Fahrzeuge auf Busspuren einscheren sollen, betont die Stadt Düsseldorf. Die Elektroautos müssten sich bei dem Signalsystem anmelden können, das die Ein- und Ausfahrt von Bussen auf die Spuren regelt, erläuterte ein Sprecher der Stadt Düsseldorf, die bisher zwölf E-Kennzeichen ausgegeben hat. Das könnte die Frequenz für die Beschleunigung des Busverkehrs blockieren. „Diese Konkurrenz ist sicher nicht gewollt“, sagte der Sprecher. In Münster, wo immerhin schon 67 E-Kennzeichen beantragt wurden, wird derzeit geprüft, welche Vorrechte E-Autos eingeräumt werden können.

E-Auto-Fahrer Bothen setzt auf den Werbeeffekt des E-Kennzeichens. „Ich werde jetzt öfter angesprochen.“ Dann hält er ein Plädoyer für den Elektrowagen, den er seit zwei Jahren fährt. „Das Thema wird zu sehr unter Umweltaspekten diskutiert. Dabei sind das richtig tolle Autos, die viel Fahrspaß bieten.“ Wer möchte, darf dann eine Probefahrt machen.

(dpa) (fpi)