TT Isle of Man: Road Racing auf dem Mountain Course

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Auf der Isle of Man wird der Wahnsinn jedes Jahr erneut zum Leben erweckt. Die Tourist Trophy, kurz TT genannt, wird seit 1907 auf der Insel in der Irischen See ausgetragen. Heute liegt der Rekord bei über 213 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit: Wie ein Film, der zu schnell abgespult wird

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Zweirad 13 Bilder
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  • iga
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Köln, 11. August 2015 – Um eine Frage vorab zu klären: Ja, es ist Wahnsinn. In jeder Hinsicht. Motorradfahrer, die mit mehr als 300 km/h über Landstraßen fliegen, die Normaldenkende kaum mit Tempo 100 abrollen würden. Hier fahren Piloten in voller Schräglage mit dem Helm nur eine Handbreit von einer soliden Steinmauer und einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt entfernt.

Auf der Isle of Man wird dieser Wahnsinn jedes Jahr erneut zum Leben erweckt. Die Tourist Trophy, kurz TT genannt, wird seit 1907 auf der Insel in der Irischen See ausgetragen und hat seitdem stetig an Faszination gewonnen. Der „Mountain-Course“ ist 60 Kilometer lang und besteht aus ganz normalen, schmalen, welligen und kurvigen Landstraßen. Er führt durch Dörfer, in Sichtweite des Meeres entlang und über raue Berglandschaften. Die besten Fahrer schaffen die Strecke in knapp über 17 Minuten. Ein neuer Rekord wurde dieses Jahr von John McGuiness aufgestellt: 213,562 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit! Das wäre schon auf der Autobahn ein Parforce-Ritt, auf britischen Landstraßen ist es wie ein Film, der zu schnell abgespult wird.

Jeder findet sein Lieblingsplätzchen

Doch gerade daraus zieht die TT ihre Faszination. Zehntausende Motorradfahrer pilgern jedes Jahr Anfang Juni auf die idyllische Insel und verwandeln sie für zwei Wochen in das Mekka des zweirädrigen Motorsports. Die „Road Races“ finden nicht auf abgesicherten Rundstrecken statt, sondern führen über öffentliche Straßen, die nur für die Rennen gesperrt werden. Tatsächlich tuckern noch eine Stunde vor Rennbeginn Einheimische auf dem Weg von der Arbeit oder zum Einkaufen über die Landstraßen, auf der die Racer im Tiefflug unterwegs sein werden.

Die Fans stehen hinter Mauern, Drängelgittern und Graswällen direkt an der Strecke, spüren den Druck der vorbeirasenden Motorräder, hören das infernalische Heulen der hochdrehenden Motoren und jubeln ihren Idolen zu. Die Experten streiten sich zwar, wo auf den 60 Kilometern die beste Sicht auf die Fahrer herrscht, aber letztendlich findet jeder sein persönliches Lieblingsplätzchen. Wer schon früh morgens direkt vor einem Pub eine Platz ergattert, kann sich glücklich schätzen, andere suchen die Abgeschiedenheit der Berge. Von vielen Stellen kommt man übrigens für Stunden nicht weg, bis die Rennleitung die Strecken für den öffentlichen Verkehr wieder freigibt. Doch die Fans – nicht nur Motorradfahrer – versorgen sich mit Picknickkörben und Tee oder Bier, je nach Gusto.