VW: Piëch zieht sich aus dem Aufsichtsrat zurück

Schlacht entschieden

Ferdinand Piëch (78) kehrt im Volkswagen-Konzern Deutschlands größtem Unternehmen den Rücken. Ein heftiger Machtkampf – ausgerechnet mit Martin Winterkorn, seinem Ziehsohn – beendet die Karriere des Aufsichtsratsvorsitzenden

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Wolfsburg, 25. April 2015 – Ferdinand Piëch (78) kehrt nach Jahrzehnten im Volkswagen-Konzern Deutschlands größtem Unternehmen den Rücken. Ein heftiger Machtkampf – ausgerechnet mit Martin Winterkorn, seinem Ziehsohn und späteren Nachfolger an der Vorstandsspitze – beendet die beispiellose Karriere des Aufsichtsratsvorsitzenden bei dem Wolfsburger Weltkonzern. Dass Piëch nach einem zweiwöchigen Schattenboxen hinter den Kulissen und Rätselraten um seine Motive für das Abrücken von Winterkorn so schnell innerhalb des Kontrollgremiums an Rückhalt verlieren würde, überrascht: Der Autonarr galt bisher als unantastbares Machtzentrum von VW. Knapp, aber schonungslos demontierte er vor 14 Tagen seinen langjährigen Vertrauten Winterkorn – sechs Worte reichten dafür aus: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, sagte Piëch dem Spiegel.

Äußerungen dieser Art sind Legende. „Göttervater“ nannte ein Kleinanleger Piëch einmal, dessen Aussagen prinzipiell gefürchtet sind. Im Jahr 2009 mitten im Übernahmekampf mit Porsche sagte Piëch auf die Frage, ob der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sein Vertrauen genieße: „Zur Zeit noch. Streichen Sie das „noch“!“. Der Enkel des legendären Autokonstrukteurs Ferdinand Porsche sieht VW als sein Lebenswerk. Aus dem einstigen Übernahme-Kandidaten formte er einen internationalen Konzern, in dem inzwischen vom Motorrad über Pkw bis zum Schwerlaster die gesamte Automobilpalette vom Band rollt. Der Österreicher verband als Aufsichtsratschef und Patriarch seine Liebe zur Technik mit strenger Führung und familiärem Unternehmertum. Ferdinand Karl Piëch, so sein voller Name, lenkte den Konzern selber von 1993 bis 2002 und überwachte ihn anschließend als Chefaufseher. Sein Familienstamm Porsche/Piëch ist Großaktionär bei Volkswagen.

Über das Erfolgsrezept für gelungene Konzernführung sagt Piëch in seiner Autobiografie: „Die Vorstellung einer höchstkarätigen inneren Mannschaft von fünf bis zehn Leuten, deren Zusammenspiel wiederum nur ein Einzelner im Detail lenkt, hat mich ein Leben lang nicht losgelassen. Es ist für mich das wichtigste Rezept geblieben, wie man tatsächlich Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb erzielen kann.“