Verbrennungsmotoren bringen Elektroautos weiter

Seite 4: Verbrennungsmotoren bringen Elektroautos weiter

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Sie sprachen zu Anfang des Gesprächs die Akustik an. Warum ist diese beim Range-Extender so wichtig?
Das Fahrzeug mit Range-Extender soll ja normalerweise elektrisch fahren. Der Verbrenner springt nur an, wenn die Batterien geladen werden müssen oder absehbar ist, dass der Restenergiegehalt der Batterie für die geplante Fahrstrecke nicht mehr ausreicht. Sie müssen sich das einmal praktisch vorstellen: Sie fahren elektrisch vor sich hin, plötzlich springt der Verbrennungsmotor an. Das Geräusch passt nicht zum aktuellen Fahrerlebnis des Fahrers und irritiert vielleicht sogar Passanten. Deswegen ist die akustische Optimierung in der Entwicklung eine der schwierigsten Herausforderungen.

Kommen auch Motorenkonzepte infrage, die bisher gar keine Rolle im Fahrzeugbau spielen?
Prinzipiell sind auch Motoren denkbar, die wenig spontan sind, zum Beispiel der Stirling-Motor. Man weiß ja beim seriellen Hybrid, wann die Batterie geladen werden muss, und dieser Vorgang kann bei weitgehend konstanter Drehzahl erfolgen. Bis dahin kann der Motor also in aller Ruhe anlaufen und steht dann rechtzeitig bereit, um im Bereich seines besten Wirkungsgrades zu laufen. Der Stirling-Motor hat übrigens auch den Vorteil, für verschiedene Kraftstoffe geeignet zu sein. Denn bei einer externen Verbrennung ist es egal, welchen Kraftstoff man verbrennt. Prinzipiell kann ich mir das durchaus vorstellen.

Woran liegt es, dass man sich in der Automobilindustrie so schwer tut, solche Ansätze zu verfolgen?
Die Automobilindustrie ist eine relativ konservative Industrie, und dafür gibt es auch nachvollziehbare, wirtschaftliche Gründe. Man möchte auf vorhandenen Produkten und Einzelteilen aufbauen; diese Skaleneffekte braucht man einfach, um konkurrenzfähig zu bleiben. Bei völlig neuen Motorkonzepten funktioniert das natürlich nicht. Erst durch die aktuelle Krise beginnen einige, auch etwas exotische Ideen wieder aufzugreifen – mit durchaus hohem Risiko, denn keiner weiß genau, was am Ende dabei herauskommt.

Zurück zum Range-Extender, der ja eigentlich in erster Linie ein Elektroauto sein soll: Was bedeutet es eigentlich für den Verbrennungsmotor, wenn er nicht ständig in Betrieb ist?
Er ist natürlich völlig anders belastet als man das bisher von reinen Antriebsmotoren kennt. So ein Motor springt plötzlich an und wird dann vielleicht drei Wochen nicht mehr gebraucht. Oder manchmal läuft er nur kurz, wird kaum warm und ist dann schon wieder aus. Es gibt also ganz neue Probleme im Hinblick auf die Dauerhaltbarkeit, die noch gelöst werden müssen. Wir werden zum Beispiel viele Kaltstart-Tests machen müssen, weil bei kaltem Motor unter anderem ungünstige Schmierungsverhältnisse gegeben sind – übrigens führen häufige Kaltstarts auch zu deutlich höheren Emissionen. Oder es könnten nach häufigem Kurzbetrieb des Motors, der nicht zum Erreichen der normalen Betriebstemperatur führt, Versottungsprobleme auftreten.