Das Geheimnis seines Erfolges

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Mithilfe von Webtechnik konnten Obamas Leute auch uralte Wahlkampfmethoden weitaus effektiver einsetzen. So etwa Massenanrufe: Über MyBO ließen sich die Listen in Tausende Stücke zerlegen, die jeweils ein Freiwilliger in einer oder zwei Stunden abarbeiten konnte. "Millionen von Anrufen" seien von Leuten übernommen worden, die über die Website rekrutiert wurden, sagt Franklin-Hodge, und überhaupt: "Diese Kampagne hat in jeder Hinsicht alles übertroffen, was es vorher gab. Wir haben alle möglichen Aktionen ermöglicht – E-Mails an Abermillionen Leute schreiben, Zehntausende Veranstaltungen organisieren." Der Schlüssel zum Erfolg liege darin, die Online-Aktivitäten eng mit Aufgaben in der echten Welt zu integrieren: "Ja, es gibt Blogs und E-Mail-Newsletter. Aber letztlich geht es darum, jemanden zum Spenden, zum Telefonieren, zum Briefeschreiben oder zu einer Party zu bewegen."

Auch die anderen Kandidaten mussten nicht auf Online-Hilfen verzichten. Und genau ihre Erfahrungen zeigen, dass es nicht reicht, etwas derart Nützliches zu haben – man muss es auch geschickt einsetzen. Laut Beobachtern hatte auch Hillary Clintons Team gute Werkzeuge, sah aber soziale Netze und andere neue Medien nicht als Kern seiner Strategie an; zumindest in den ersten Monaten habe Clinton eher auf große Veranstaltungen und Spendensammler gesetzt – immerhin gehörte sie ja zur Spitze des Partei-Establishments. Laut einer Auswertung des Center for Responsive Politics kamen bei Obama 48 Prozent aller Spenden durch Beträge unterhalb von 200 Dollar zusammen, bei Clinton nur 33 Prozent.

Clintons Internet-Direktor Peter Daou bescheinigt der Obama-Kampagne eine "hervorragende Leistung" bei der Nutzung ihres sozialen Netzes. "Wenn es Unterschiede in den Webstrategien der beiden Kampagnen gibt, dann liegt das an den unterschiedlichen Wählergruppen. Wir haben uns an eine andere demografische Zielgruppe gerichtet und deshalb unsere Mittel entsprechend eingesetzt", sagt er. So habe er für Clinton eine Präsenz auf dem Babyboomer-Sozialnetz Eons.com eingerichtet, und die Kandidatin selbst habe ihre Zuhörer häufig aufgefordert, ihre Website www.hillaryclinton.com zu besuchen. Für den Dean-Veteranen Rasiej allerdings ist dem politischen Establishment der Wert des Internets einfach noch nicht klar geworden: "In den Augen der einflussreichen politischen Kreise ist Howard Dean gescheitert. Also funktioniert auch das Internet nicht."

Es ist schwer zu sagen, welche Rolle das Web für Clintons Niederlage gespielt hat – und wie sehr andere Faktoren wie ihre Haltung zum Irak-Krieg oder die fast eine halbe Generation Altersunterschied zu Obama ausschlaggebend waren. Klar ist aber, sagt Deans früherer Kampagnen-Leiter Trippi, dass Clinton das Internet von vornherein vernachlässigte. Und auch mit den besten Techies sei kein Blumentopf zu gewinnen, wenn der Kandidat eine hierarchische Kampagne führen will.