Die Neuerungen von Linux 2.6.33

Seite 2: KMS-Grafiktreiber für GPUs von AMD/ATI, Intel und Nvidia

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Durch die Aufnahme des Grafiktreibers Nouveau für GeForce-Grafikkerne als Staging-Treiber wird der Kernel 2.6.33 das bislang nur bei GPUs von AMD/ATI und Intel unterstützte Kernel-based Mode-Setting (KMS) auch mit vielen Grafikchips von Nvidia beherrschen. Das ermöglicht einen flackerfreien Startvorgang, eine schnelle Umschaltung zwischen X-Server und Textkonsole sowie eine zuverlässigere Reinitialisierung der Grafikhardware beim Aufwachen aus systemweiten Schlafzuständen. Der auf dem neuen Kernel-Code aufsetzende und bislang nur als Checkout aus einem Quellcodeverwaltungssystem erhältliche Nouveau-Treiber für X.org beherrscht zudem via RandR konfigurierbaren Zweischirmbetrieb sowie mit neueren GeForce-Modellen Xvideo-Beschleunigung – der bislang von vielen Distributionen für Nvidia-Hardware verwendete X.org-Treiber "nv" kann beides nicht. 3D-Beschleunigung bietet allerdings keiner der beiden Treiber; für den mittels Reverse Engineering entwickelten Nouveau-Treiber ist sie aber in Arbeit und liegt vermutlich bereits Fedora 13 als experimenteller Treiber bei.

Der von den KMS-Treibern genutzte DRM (Direct Rendering Manager) des Kernels und der darauf aufsetzende Intel-Treiber bieten jetzt ein Interface, durch das Grafiktreiber in Zukunft die Darstellung des Bildschirminhalts besser mit dem Bildwechsel synchronisieren können. Das soll die "Tearing" genannten Bildverzerrungen reduzieren oder vermeiden – nutzbar wird das ganze aber erst mit Mesa 7.8, X-Server 1.9 und der noch in Entwicklung befindlichen Version 2.11 des Intel-Grafiktreibers für X.org. Zusammen mit dem bei 2.6.33 neuen "drmmode overlay support" im KMS-Treiber für Intel-GPUs bietet die derzeit aktuelle Version 2.10 der Intel-Grafiktreiber für X.org nun Unterstützung für Video Overlays. Zahlreiche Verbesserungen gab es für Intels Ironlake-Grafikkerne, die in Westmere-CPUs wie den Anfang des Jahres vorgestellten Dual-Core-Prozessoren der Core-Baureihen i3 und i5 stecken.

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Im Detail

Einen detaillierteren Überblick über die Änderungen der Linux-Version 2.6.33 hat das Kernel-Log bereits in den vergangenen Wochen im Rahmen der auf heise open veröffentlichten Mini-Serie "Was Linux 2.6.33 bringt" gegeben:

1. Netzwerk-Subsystem

2. Storage-Subsystem und Dateisysteme

3. Infrastruktur und Treiber für Grafik-Hardware$

4. Architektur-Code, Tracing nd Virtualisierung

5. Weitere Treiber

Die wichtigsten Abschnitte der sechs Artikel bilden die Basis für die nebenstehende Übersicht der allerwichtigsten Neuerungen der Linux-Version 2.6.33. Die einzelnen Teile der Serie beschreiben einige Änderungen aber noch ausführlicher und erwähnen weitere, die vielleicht nicht ganz so wichtig, aber alles andere als unwichtig sind.

Außerdem finden sich am Ende jedes Artikels der Mini-Serie unter der Überschrift "Die kleinen Perlen" Listen mit etlichen weiteren Änderungen, die keine Erwähnung im Text fanden, aber für manche Anwender dennoch von großer Bedeutung sind. Der Artikel zu Treibern etwa verweist auf zahlreiche Patches, die die Unterstützung der Audio-Hardware verschiedener PC-, Notebook- und Mainboard-Modelle verbessern; in den Listen zu den Änderungen im V4L/DVB-Subsystem finden sich viele Produktnamen von TV-Hardware, die der Linux-Kernel nun ansteuert.

Der DRM- und KMS-Code des Kernels für Radeon-Grafikchips unterstützt nun die Monitoransteuerung via DisplayPort (1, 2) und eDP (Embedded DisplayPort); zudem beherrscht er die Audio-Ausgabe über HDMI. Die ebenfalls neue IRQ-Unterstützung für r6xx- und r7xx-GPUs ermöglicht die Erkennung von Monitorwechseln ohne wiederkehrende Abfragen (Polling) und ist bei Radeon-Karten eine Voraussetzung für den oben erwähnten Page Flipping Support – das Ganze funktioniert aber nur in Verbindung mit einer aktualisierten Firmware.

Darüber hinaus gab es zahlreiche kleinere Korrekturen und Verbesserungen am Radeon-KMS-Treiber. Durch die ist der Code nun so weit gereift, dass die Entwickler die Klassifizierung für den Staging-Bereich des Kernels, der unreife und minderwertige Treiber aufnimmt, entfernten und im Commit-Kommentar andeuten, dass der Treiber-Code stabil genug zum Einsatz in Linux-Distributionen sei. Vorerst als Staging-Treiber gekennzeichnet wurde aber der neu zum Kernel gestoßenen KMS-Treiber xmgfx für die virtuelle, in Gastsystemen sichtbare SVGA2-Grafikhardware einiger VMWare-Hypervisor.