Feintuning – Die Neuerungen von Linux 2.6.30

Seite 3: Mehr Neuerungen bei Dateisystemen, RAID

Inhaltsverzeichnis

Linux 2.6.30 bietet Unterstützung für NFS 4.1 (1, 2, Dokumentation). Nach mehren Jahren Entwicklung haben die Kernel-Entwickler auch die maßgeblich von Red-Hat-Entwickler David Howells programmierten FS-Cache-Patches aufgenommen (Kernel-Dokumentation). Durch die Erweiterungen lässt sich ein Dateisystem-Cache einrichten, um den Datenverkehr beim Einsatz von Netzwerk-Dateisystemen wie AFS oder NFS zu reduzieren.

Auch die Btrfs-Entwickler waren fleißig – so gab es einige Optimierungen, die die Schreib-Performance allgemein sowie beim SSD-Betrieb steigern sollen. Vielleicht schaffen es schon für 2.6.31 einige andere Änderungen, die die Geschwindigkeit weiter verbessern.

Der ReiserFS-Code des Kernels gilt zwar noch als "supported", hat aber schon seit längerem keinen offiziellen Maintainer mehr, der den Code betreut. Über Novell-Entwickler Jeff Mahoney fanden nun jedoch zahlreiche im Rahmen von SLED/SLES entwickelte und teilweise bereits über zwei Jahre alte Patches den Weg in den Hauptentwicklungszweig. Sie beseitigen Ungereimtheiten oder Fehler im auch Reiser3 genannten ReiserFS.

Im Code für Software-RAID mit MD (Multiple Device) gab es allerlei Änderungen, durch die sich nun die Zahl der Datenträger in einem RAID 5 auch verringern lässt. Dadurch kann man ein RAID-5-Verbund nun in ein RAID 6 und wieder zurück verwandeln; zudem kann der Kernel ein RAID 1 in ein RAID 5 umbauen.

Der MD-Code bietet nun Unterstützung für den bei 2.6.27 aufgenommenen "Data integrity support", sofern alle Datenträger eines MD-Verbunds und deren Controller das beherrschen. Das gleiche gilt durch einige Änderungen auch für den Device Mapper (DM), der nun Barrieren (Barriers) besser als zuvor unterstützt (1, 2).

Mehr Infos

Im Detail

Dieser Artikel kann nur einen Überblick über die wichtigsten Änderungen der Linux-Version 2.6.30 geben. Detailliertere Erklärungen finden sich in den einzelnen Teilen der in den vergangenen Wochen auf heise open veröffentlichten Kernel-Log-Mini-Serie "Was 2.6.30 bringt", die als Basis für diesen Artikel dienten.

1. Netzwerk – Neue Treiber für LAN und WLAN

2. Dateisysteme – Zwei neue Dateisysteme und massig Änderungen rund um Ext3 und Ext4

3. Storage – RAIDs umwandeln, CFQ-Scheduler optimiert, neue SAS-Treiber

4. Treiber – Neue Treiber für Audio-, Video- und USB-Hardware sowie Net- und Notebooks

5. Architektur und Infrastruktur – Schneller starten, kleinere Kernel-Images und neues Sicherheitsframework

Entfernt haben die Entwickler bei Linux 2.6.30 die Unterstützung für das Build-Target "zImage" auf x86-System, da es schon lange nicht mehr genutzt wird. Neu ist indes eine Kernel-eigene Library zur Dekompression von Gzip, Bzip und Lzma. Der Kernel greift darauf zurück, um Teile des Kernel-Images und das Initramfs währen des Start-Vorgangs zu entpacken. Bisher konnte man lediglich mit Gzip komprimieren, ein mit Bzip2 gepacktes Kernel-Image soll allerdings zirka 10 Prozent kleiner sein, ein mit Lzma komprimiertes sogar 33 Prozent.

Am Prozess-Scheduler CFS gab es einige Änderungen, die den Code vereinfachen, die Abarbeitung beschleunigen und CFS für Echtzeitumgebungen optimieren. Insbesondere für Letztere sollen auch die optionale Interrupt-Behandlung mit separaten Threads interessant werden, für die einige Grundlagen gelegt wurden (1, 2, 3). Auch am fürs Locking zuständigen Code gab es einige Verbesserungen. Eine etwas andere Herangehensweise beim Versuch, eine Sperre zu bekommen, soll die Performance ein wenig steigern – daran zeigten insbesondere die Btrfs-Entwickler Interesse.