Missing Link: 60 Jahre NASA – Steiniger Weg zur zivilen Raumfahrt

Seite 3: Sputnik ist Propagandaerfolg für die Kommunisten

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Sputnik kommt nicht alleine. Der Satellit ist der Höhepunkt eines sowjetischen Propaganda-Hattricks. Kurz zuvor hatte die Rote Armee erfolgreich eine größere Wasserstoffbombe sowie eine Interkontinentalrakete getestet.

Der Schock sitzt tief in den USA, weil der Öffentlichkeit klar wird, dass der große Feind plötzlich Atombomben in die USA schießen kann. Die ebenfalls Sputnik genannte Trägerrakete ist nämlich eine adaptierte Interkontinentalrakete. Und wenn ein Satellit reinpasst, passt auch eine A-Bombe rein.

Damit dringt der amerikanische Rückstand in der Raketentechnik ins öffentliche Bewusstsein, auch wenn die US-Regierung versucht, den Rückstand in Abrede zu stellen und Sputnik klein zu reden: "Dieser Start beweist, dass sie einen Gegenstand über eine ziemliche Distanz schleudern können", mokiert sich Eisenhower am 9. Oktober 1957. Sputnik überrascht sogar die US-Geheimdienste; sie hatten einen erfolgreichen sowjetischen Raketenstart frühestens zwei Monate später erwartet.

Die Satelliten Sputnik (links, UdSSR) und Explorer 1 (rechts, USA)

(Bild: Bill Abbott CC BY-SA 2.0 )

US-Präsident Eisenhower muss reagieren. Als erstes richtet er einen Arbeitskreis ein, das President's Scientific Advisory Committee. Dieses Gremium bereitet für den Präsidenten die Argumentationsgrundlage für ein ziviles Raumfahrtprogramm vor, die spätere NASA. Sie soll Tempo machen.

Doch zunächst ist es Aufgabe der Kriegsmarine, die Ehre der USA zu retten. Die Navy hat von 1949 bis 1955 zwölf erfolgreiche Starts der Viking-Rakete, einer Weiterentwicklung der deutschen V2, geschafft. Und im Rahmen des Vanguard-Programms waren bereits drei suborbitale Testflüge erfolgreich.

Also steht zwei Monate nach Sputnik I die Vanguard-Rakete TV3 am Kap Canaveral in Florida bereit, um einen amerikanischen Satelliten ins All zu schießen. Das nationale Ereignis wird sogar live im Fernsehen übertragen.

Die Rakete kommt nur gut einen Meter hoch. Statt einem Start bekommen die Amerikaner eine spektakuläre Explosion in ihre Wohnzimmer geliefert. Dank Fernsehübertragung wirkt der Fehlschlag doppelt und dreifach.

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Das hat Auswirkungen: Die US Army und damit Wernher von Braun bekommen nun doch die Chance, einen Satelliten ins All zu schießen. Und der Vanguard-Fehlschlag ebnet Eisenhower endgültig den Weg für schnelle und tiefgreifende Reformen.

Im Rahmen der wie üblich kurz nach Jahreswechsel gehaltenen "State of The Union"-Rede fordert der Präsident mehr Budget für Bildung und Forschung sowie eine Reorganisation der Streitkräfte. Sie sollen ihre Forschung in einer gemeinsamen Einrichtung, der Advanced Research Projects Agency (ARPA), bündeln – diese Forschungseinrichtung heißt inzwischen Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA). Das entsprechende Gesetz kann Eisenhower bereits Wochen später unterzeichnen.