Schule digital: Schule nach der Digitalisierung – eine Zeitreise ins Jahr 2040

Seite 2: Die digital-freie Zone

Inhaltsverzeichnis

Der nächste Stopp unserer Schulbesuche im Jahre 2040 führt zum Manfred-Spitzer-Lyzeum. Die Schule rühmt sich dafür, eine "digital-freie Zone" zu sein, in der Geräte wie Smartphones, Tablets, Chip-Implantate und andere Computer verboten sind.

Die Ausrichtung der Schule entstand Anfang der 20er Jahre in bewusster Abgrenzung zum damaligen Hype um die Digitalisierung in Schulen. Viele Eltern und Pädagog:innen, aber auch einige Jugendliche waren der Meinung, dass digitale Medien in ihrem Alltag ohnehin schon eine zu große Rolle spielten. Die Schule sollte dazu ein bewusstes Gegengewicht bilden und Prinzipien wie Konzentration, Ruhe, Achtsamkeit und Disziplin betonen. Viele sprachen sogar davon, dass es um die Prävention von "Mediensucht" ginge. (Dazu muss man wissen, dass die Hersteller von Diensten und Apps Anfang der 20er Jahre ihre Produkte gezielt so gestalteten, dass sie suchtähnliches Verhalten mit entsprechenden Belohnungs- und Abhängigkeitsmechanismen auslösen sollten.)

Die "digital-freien" Schulen, die an mehreren Orten entstanden, orientierten sich bei ihren Bildungszielen in der Regel an klassischen Idealen, teilweise bewusst als Gegentrend zu solchen Bewegungen wie "21st Century Skills" oder "zeitgemäße Bildung". Heute gehört an solchen Schulen Latein oder Altgriechisch zum Standard. Die Handschrift wird in ihrer Bedeutung betont und in Kalligraphie-Kursen trainiert. Man legt wert auf Rhetorik und die musischen Fächer.

Auch körperlichen Aktivitäten wird ein besonderer Wert beigemessen, teilweise mit speziellen Sport-Schwerpunkten. Im Curriculum wird besonderer Wert auf die Grundlagen gelegt. Das Credo am Manfred-Spitzer-Lyzeum lautet: "Je unvorhersehbarer die Welt ist, desto wichtiger sind die Fundamente. Je vielfältiger das Wissen wird, desto wichtiger ist ein gemeinsamer Kanon."

Die komplette Abwesenheit von digitalen Technologien hat die Schule übrigens nach einigen Jahren wieder eingeschränkt. Zwar wird im Unterricht standardmäßig auf Kreide und Tafel, Tinte und Papier gesetzt. Es gibt jedoch gesonderte Computerräume, um computerbezogene Qualifikationen zu vermitteln. Außerdem stößt der Ansatz, ausschließlich auf analoge Medien als Quellen zuzugreifen, zunehmend an Grenzen, weil viele Materialien – sowohl aktuelle wie auch ältere Quellen – nur noch digital verfügbar sind. Auch wird diesen Schulen nachgesagt, sie haben verdeckte Probleme mit Bullying und problematischen Medieninhalten. Fachleute sprechen davon, dass die sogenannte "Freiheit" von digitalen Medien eine Verdrängungsfunktion habe: Die Nutzung unterbleibe nicht komplett, sondern werde in dunkle Ecken verdrängt.