Vorstellung: Alfa Romeo Tonale

Mit dem SUV Stelvio ist Alfa Romeo vergleichsweise erfolgreich. Deshalb folgt nun ein weiteres SUV in der Größe eines Tiguan.

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Alfa Romeo Tonale

(Bild: Stellantis)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Still wurde es in den vergangenen Jahren um Alfa Romeo, die so viele treue Anhänger hat. Viele von ihnen werden die Entwicklung "ihrer" Marke mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Einerseits gibt es sie überhaupt noch, anders als Lancia. Andererseits ist der Bestseller inzwischen auch hier ein SUV, das den Begriff Sport formatbedingt ja vor allem im Namen trägt. Die Hoffnung auf einen Kombi der grandios fahrenden Giulia haben wir schon vor längerem aufgegeben. Alfa richtet sich nach globalen Vorlieben, so gesehen ist es konsequent, das SUV-Angebot nach unten zu erweitern. Der Tonale ist allerdings nicht etwa eine kleine Ausgabe des Stelvio, sondern technisch durchaus eigenständig.

Mit 4,53 Metern Länge ist der Tonale ungefähr so lang wie ein VW Tiguan (Test), der momentan der weltweit erfolgreichste Volkswagen ist. Die ersten Bilder zeigen eine gedrungene Form ohne harte Kanten oder Falten. Alfa Romeo spricht von "italienischem Design" und einer Seitenlinie, die an das Coupé Alfa Romeo Giulia GT erinnere. Nüchtern betrachtet ist die Front durchaus eigenständig, der Rest entspricht weitgehend dem, was die Zielgruppe aktuell auch andernorts bekommt – und massenhaft kauft.

Alfa Romeo Tonale (6 Bilder)

Laut Hersteller erinnert der Tonale an die Alfa Romeo Giulia GT, Leichtmetallfelgen im legendären Fünfloch-Design sollen den Eindruck unterstützen.

Im Innenraum sind es vor allem Details, die den Unterschied ausmachen. Dazu gehören etwa der Startknopf im Lenkrad und der sehr präsente DNA-Schalter, für den BMW einst den Begriff "Fahrerlebnisschalter" erdachte. Das Kombiinstrument ist natürlich auch hier ein Display, auf dem filigran gezeichnete Uhren dargestellt werden. Alfa verspricht ein modernes Infotainmentsystem auf Android-Basis mit Updates "over-the-air" und einer Einbindung des Sprachassistenten Amazon Alexa. Neu ist die Idee, den Werdegang des Autos mit einem fälschungssicheren, digitalen Zertifikat zu dokumentieren. Dahinter steckt ein neuer Anlauf, unter anderem die Laufleistung des Fahrzeugs nicht mehr ganz so einfach wie bisher manipulieren zu können. Auch die Wartungshistorie kann dort abgelegt werden.

Geplant sind zunächst vier Antriebe, die mit Ausnahme des Dieselmotors alle zumindest elektrisch unterstützt werden. Alle Motoren sind an ein Doppelkupplungsgetriebe gebunden, ein manuelles Schaltgetriebe gibt es im Tonale nicht mehr.

Antrieb Leistung in kW Getriebe
Hybrid 96 7-Gang DCT
Hybrid 118 7-Gang DCT
PHEV 202 unbekannt
Diesel 96 6-Gang DCT

Mithilfe des 48-Volt-Startergenerators, der bis zu 15 kW bereitstellt, können die beiden Mild-Hybride lautlos anfahren und auch ohne Verbrennungsmotor einparken. Ihr 1,5-Liter-Benziner mit 12,5:1 recht hoch verdichtet. Kein Wunder, denn Alfa hat sich entschieden, bei den Steuerzeiten auf den Miller-Zyklus zu setzen, bei dem das Einlassventil vergleichsweise früh schließt. Der thermodynamische Wirkungsgrad steigt dabei. Die stärkere Version bekommt einen Turbolader mit variabler Geometrie der Schaufelräder.

Der Plug-in-Hybrid setzt auf einen 1,3-Liter-Vierzylinder, der die Vorderräder antriebt, und einen E-Motor an der Hinterachse. Alfa geht damit einen Sonderweg, den abgesehen von BMW in dieser Klasse kaum ein Hersteller verfolgt. Meist wird der E-Motor in das Getriebe integriert. Im Tonale hat man sich dagegen für eine vergleichsweise aufwendige Lösung einer elektrischen Sekundärachse entschieden. Das bringt potenziell nicht nur Vorteile bei der Effizienz, sondern nähert das Fahrgefühl im E-Modus auch dem eines Elektroautos an. Denn es stören dann keine Gangwechsel mehr die Fahrt.

Alfa Romeo Tonale Details (5 Bilder)

Kopfstützen mit eingesticktem Markenlogo. Es zeigt einen Teil des berühmten Stadtwappens von Mailand, den "Biscione", einen Drachen mit einem Menschen im Maul. Aus Mailand kamen Alfas seit 1910, der Tonale wird allerdings in Pomigliano d'Arco im Süden Italiens gefertigt.

Als Speicher dient eine 15,5-kWh-Batterie, die im WLTP für 60 km rein elektrische Fahrt ausreichen soll. Geladen werden kann sie mit bis zu 7,4 kW, wobei Alfa Romeo noch nicht verraten hat, ob diese Ladeleistung auf zwei Phasen verteilt wird und sich damit in der heimischen Garage vergleichsweise einfach nutzen lässt. Vermutlich aber wird Stellantis auch hier auf die Standardlösung setzen, mit der sich die maximale Ladeleistung nur an öffentlicher Infrastruktur nutzen lässt.

Bestellt werden kann der Alfa Romeo Tonale ab dem Frühjahr, ausgeliefert werden soll das SUV ab dem zweiten Quartal. Noch werden keine Preise genannt, doch mit einem besonders günstigen Angebot sollte niemand rechnen. Alfa Romeo gilt im Stellantis-Verbund zu jenen Marken, die dem Kunden einen gewissen Aufschlag gegenüber der Konkurrenz wert sein sollen. Die Chancen, dass sich der Erfolg des Stelvio mit dem Tonale wiederholen lässt, scheinen recht hoch.

(mfz)