ATI bringt PCI-Express-Chipsätze für den Athlon 64

Mit dem Radeon Xpress 200 stellt ATI nicht nur einen weiteren PCIe-tauglichen AMD64-Chipsatz vor, sondern offeriert auch einen integrierten Grafikprozessor mit konkurrenzfähiger Leistung.

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Mit dem Radeon Xpress 200 stellt ATI nicht nur einen weiteren PCIe-tauglichen AMD64-Chipsatz vor, sondern offeriert auch einen integrierten Grafikprozessor mit konkurrenzfähiger Leistung. Die unter den Codenamen RS480 und RX480 entwickelten Varianten des Radeon Xpress 200 unterscheiden sich nur dadurch, dass die 200P-Ausführung keinen Grafikprozessor enthält. Beide Northbridges verfügen über 20 PCI-Express-Lanes, die sich auf einen PCIe-x16-Port für Grafikkarten (PCI Express for Graphics, PEG) und vier individuell nutzbare Ports aufteilen. Die Southbridge soll einen IDE-Kanal für zwei Laufwerke und weitere vier Serial-ATA-Drives anbinden, dazu kommen ein konventioneller PCI-Bus sowie acht USB-2.0-Ports und AC97-Audio. Die SATA-Ports bieten eine RAID-Funktion, an den Chipsatz lässt sich ein Trusted-Platform-Module (TPM) anschließen. Integrierte Netzwerkanbindung hält ATI für unnötig und empfiehlt stattdessen PCIe-LAN-Adapter von Broadcom oder Marvell, wobei einige Broadcom-Typen (BCM5751M) das TPM zur Absicherung und Identifikation von Netzwerkverbindungen nutzen können.

Während ATIs erster PC-Chipsatz ohne Grafikteil, der Radeon Xpress 200P (RX480), mit den kürzlich vorgestellten PCIe-Chipsätzen Nvidia Nforce4 und VIA K8T890 sowie dem SiS konkurriert, nimmt der RS480 (Radeon Xpress 200) wegen der nach Firmenangaben mit einem Radeon X300 vergleichbaren 3D-Grafikleistung eine Sonderstellung ein. Die bisher einzig erhältlichen AMD64-Chipsätze mit Grafikprozessor (VIA K8M800, SiS760) bieten nur schwache Leistungen. Der Radeon Xpress 200 soll aber zumindest in optimaler Konfiguration schneller arbeiten als Intels aktueller i915G für Pentium-4-Rechner. Damit steht jetzt ein Chipsatz bereit, der AMD den umsatzstarken Markt der Großfirmen-Computer öffnen könnte, eine wichtige Basis der Marktdominanz von Intel. Für ATI ist dieses Segment besonders interessant, weil Intel wegen der grafikfähigen Pentium-4-Chipsätze weltweit größter Anbieter von PC-Grafiklösungen ist. Nvidia scheint sich trotz des einigermaßen erfolgreichen und schnellen Nforce/Nforce2 (für den Athlon XP) nicht mehr an grafikfähige PC-Chipsätze heranzuwagen.

Anders als der Pentium 4 enthält der Athlon 64 einen eingebauten Speichercontroller, vom Chipsatz aus ist der Hauptspeicher deshalb nicht unmittelbar erreichbar, sondern nur über die HyperTransport-Verbindung. Dieser ist zwar von seiner theoretischen maximalen Transferleistung her mindestens genauso leistungsfähig wie ein zweikanaliger PC3200-Hauptspeicher, doch diese Transportkapazität müssen sich alle PC-Komponenten teilen. Außerdem verwenden Sockel-754-Prozessoren nur einen RAM-Kanal.

Zum Ausgleich ermöglicht der Radeon Xpress 200 über einen Sideport den Anschluss von zusätzlichem Hypermemory-Speicher, der bis zu 128 MByte groß sein darf. Damit auf Hauptspeicher und Hypermemory besonders schnelle Interleaving-Zugriffe möglich sind, muss das Mainboard-BIOS für die Grafik einen RAM-Bereich reservieren, der noch einmal genausogroß ist wie das Hypermemory. Weil zusätzliche Speicherchips Kosten verursachen und Platinenfläche belegen, dürften einige Mainboard-Hersteller den Radeon Xpress 200 aber auch ohne Hypermemory anbieten -- ob der Chipsatz auch dann noch schneller arbeitet als der i915G, verrät ATI bisher nicht. Als einer der ersten Anbieter will MSI ein Radeon-Xpress-200-Mainboard für den OEM-Markt herausbringen.

Die Anfoderungen an die Leistungsfähigkeit von Grafikchips sollen mit Microsofts Windows-XP-Nachfolger Longhorn übrigens auch bei Büroanwendungen steigen. Einen konkreten Starttermin für den ebenfalls von ATI erwarteten Pentium-4-Chipsatz RS400 nannte das Unternehmen bisher nicht. (ciw)