Neue Chipsätze von ATI und VIA

Schon in den nächsten Wochen will der kanadische Grafikspezialist ATI neue Pentium-4- und Athlon-64-Chipsätze vorstellen.

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Der kanadische Grafikspezialist ATI will bald neue Pentium-4- und Athlon-64-Chipsätze vorstellen, darunter mit dem RX480 sein erstes Produkt ohne integrierten Grafikprozessor.

ATI meint es mit dem Chipsatz-Geschäft offenbar ernst: Nach den ersten Versuchen mit einem Pentium-III-kompatiblen Produkt im Jahr 2000 und einem wenig erfolgreichen Pentium-4-Erstling im Jahre 2002 schlägt sich der als RS300 angekündigte und im Juni 2003 vorgestellte Radeon IGP 9100 ganz gut: Asus und Shuttle setzen ihn in Barebones ein, die Mobilversion nutzt IBM auch in Pentium-M-Notebooks.

Nun legt ATI mit PCI-Express-tauglichen Chipsätzen nach: Der RS400 ist für Pentium-4-Rechner gedacht, der RS480 für AMD64-Prozessoren. Bisher nennt ATI für beide Produkte noch keine technischen Details, ebensowenig wie für den RX480, den ersten ATI-Chipsatz ohne integrierte Grafik für die AMD64-Plattform.

ATI eifert hier dem Erfolg von Nvidia nach. Dort hatte man die Entwicklungsarbeit für einen integrieten Chipsatz für den Celeron-Prozessor der Spielkonsole Xbox in Form des Nforce-Chipsatzes für Sockel-A-Prozessoren weiterverwertet. Später brachte Nvidia auch einen Chipsatz ohne Grafikprozessor heraus. Spätestens mit dem flotten Nforce2 hat sich Nividia dann bei den Highend-Sockel-A-Mainboards einen guten Namen gemacht und VIA in diesem Bereich erhebliche Konkurrenz beschert.

Mit dem Nforce3 für AMD64 wiederum konnte das Unternehmen bisher nicht an die Nforce2-Erfolge anknüpfen -- der Nforce4 soll hier die Position stärken. ATI wird im AMD64-Bereich aber auch gegen VIA und SiS antreten müssen: ABit stellt auf seiner US-Webseite bereits das Sockel-939-Mainboard AX8 mit dem (noch nicht offiziell eingeführten) VIA K8T890 und PCI-Express-Steckplätzen vor. Unterdessen plant VIA nach Angaben der Webseite The Inquirer bereits die K8T890-Variante K8T900, die ebenso wie eine Ausführung des Nforce4 den Einsatz von zwei PCI-Express-Grafikkarten möglich machen soll.

Während sich Nvidia auch mit dem großen Funktionsumfang seiner Southbridges (Media and Communication Processors, MCP) profilierte, tat sich ATI hier bislang allerdings etwas schwer -- häufig kamen ALi/ULi-Southbrigdes in Verbindung mit den grafikfähigen ATI-Northbridges zum Einsatz.

Für die AMD64-Prozessoren könnte ATI als erstem Anbieter ein grafikfähiger Chipsatz mit attraktiver Leistung gelingen: Nvidia zeigt hier bisher keinen Ehrgeiz, VIAs K8M800 und der SiS760 kommen selten zum Einsatz; SiS kündigte bisher HP und NEC als Kunden an, die damit Heimrechner bestücken wollen, darunter einen wassergekühlten NEC ValueStar TZ.

Mit ihren Chipsatz-Bemühungen wollen ATI und Nvidia vor allem Intel ein Stück vom Chipsatz-Markt abjagen. Wegen der großen Verbreitung seiner grafikfähigen Chipsätze (i810/i815 für Pentium III, i845G/i865G/i915G für Pentium 4) in Bürocomputern ist Intel auch Marktführer bei den Grafikchips. Bisher war für diesen Einsatzbereich so gut wie keine 3D-Beschleunigung nötig, doch das soll sich 2006 mit dem Windows-XP-Nachfolger "Longhorn" ändern: Für die neue Art der Textdarstellung am Bildschirm ("Avalon") und die neuen Desktop-Darstellungen Aero und Aero Glass verlangt Microsoft den Grafikkarten einiges ab -- die auf dieser Webseite zusammengefassten Anforderungen wie 32 MByte Grafikspeicher, Anbindung per PCI Express oder AGP-8X und DirectX-9-Unterstützung erfüllen zwar die meisten aktuell verkauften Grafikkarten, aber längst nicht alle integrierten Chipsätze. Intels i915G sollte mit seiner weitgehenden DirectX-9-Unterstützung aber schon Longhorn-tauglich sein. Als nächstes sind dann die integrierten Notebook-Chipsätze an der Reihe. (ciw)