Erneut Hinweise auf gefälschte AMD-Prozessoren

Wieder einmal scheinen gefälschte AMD-Prozessoren im Angebot zu sein, diesmal geht es um den Athlon XP 2600+.

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Zum mindestens fünften Mal innnerhalb der vergangenen vier Jahre sind jetzt erneut Hinweise auf gefälschte "Sockel-A"-Prozessoren von AMD aufgetaucht; waren im vergangenen Herbst noch Prozessoren vom Typ Sempron 2800+ betroffen, so scheint es dieses Mal den Athlon XP 2600+ mit Thoroughbred-Kern und der Typennummer (OPN) AXDA2600DKV3D getroffen zu haben. Anders als beim Sempron 2800+ verraten sich die aktuellen Fälschungen aber nicht so leicht durch eine schlecht nachgemachte Typenbezeichung oder die falsche Kernspannungsanforderung von 1,725 oder 1,8 statt 1,60 Volt: Passend zur Typenbezeichnung AXDA2600DKV3D scheinen sich die manipulierten Prozessoren mit der korrekten Spannungsanfoderung von 1,65 Volt zu melden. Hinweise auf eine Fälschung können aber winzige, mit bloßem Auge kaum erkennbare Bohrungen neben und über einigen der so genannten L-Brücken auf dem "Chip Carrier" von Sockel-A-Prozessoren sein, wie sie die Webseite Fab51.com als "Dents" beschreibt.

Während es sich bei den Sempron-2800+-Fälschungen offenbar um manipulierte Geode-NX-Prozessoren gehandelt hat, könnte sich beim Athlon XP 2600+ die alte Methode aus dem Jahr 2003 wiederholen: Damals wurden Athlon XP 2000+, die mit dem Multiplikator 12,5 am FSB266-Frontsidebus (133,33 MHz) 1,667 GHz erreichen, schlichtweg als FSB333-Prozessoren verkauft – bei 166,67 MHz erreichen sie dann die 2,083 GHz eines Athlon XP 2600+, laufen aber nicht immer stabil.

Per Software lassen sich Sockel-A-Prozessoren nach unserem Wissen nicht eindeutig identifizieren. Das hat AMD bei den Prozessoren mit AMD64-Kernen für Mainboards mit Sockel-754- Sockel-939- und AM2-Fassungen verbessert. Bisher waren einzeln originalverpackte sowie mit Kühler und Echtheitszertifikat ausgelieferte "In-a-Box"-Prozessoren nicht von Fälschungen betroffen; AMD rät Privatkäufern als Schutz vor Fälschungen auch, genau diese zu kaufen.

Prozessoren aus der Athlon-XP-Baureihe fertigt AMD allerdings schon lange nicht mehr, selbst die später in Semprons umgetauften Nachfolger für Sockel-A-Mainboards nicht mehr. Den Athlon XP gibt es praktisch nur noch als so genannte Tray-Ware. Diese Prozessoren aus Sammelverpackungen stammen zum großen Teil vom zwar nicht illegalen, aber von den CPU-Herstellern offiziell unerwünschten "Graumarkt". Dabei handelt es sich beispielweise um ausgemusterte Lagerware oder Übermengen aus Großbestellungen. Letztere können für die CPU-Hersteller besonders ärgerlich sein: PC-Hersteller bestellen viel zu große Stückzahlen, um Mengenrabatte zu kassieren, und kalkulieren dabei schon Gewinne aus dem Weiterverkauf der sehr billig eingekauften Ware ein. So erklärt sich auch, wie der zu recht hohen Preisen im Einzelhandel verkaufte Geode NX zur Grundlage für Sempron-Fälschungen wird.

Für die Tray- oder Bulk-Prozessoren gibt es – anders als für die "Processor-in-Box"- (PiB-)Ware – keine direkte Gewährleistung oder Garantie seitens AMD; Gewährleistungsansprüche bestehen für deutsche Käufer ausschließlich gegenüber ihrem Vertragspartner, also dem Händler. Wer den Verdacht hat, einen gefälschten Prozessor erworben zu haben, kann nicht auf direkte Hilfe seitens AMD hoffen. In Einzelfällen prüft AMD zwar verdächtige Prozessoren; wenn es sich dabei tatsächlich um Fälschungen handelt, behält AMD diese Prozessoren aber als Beweisstücke ein, um selbst gegen Fälscher vorgehen zu können. Wer jetzt also einen der nicht mehr produzierten Sockel-A-Prozessoren kauft, muss seinem Händler vertrauen. (ciw)