Kaum jemand will Carrier Global Crossing übernehmen

Anfangs erschien das Interesse noch groß: Über 50 Firmen sollten an dem Pleite gegangenen Telecom-Unternehmen Global Crossing interessiert sein.

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Von
  • Jürgen Kuri

Anfangs erschien das Interesse noch groß: Über 50 Firmen sollten an dem Pleite gegangenen Telecom-Unternehmen Global Crossing interessiert sein. Immerhin betreibt die Firma ein globales Glasfasernetz mit ausgedehnter Unterseekabel-Infrastruktur und bietet Dienstleistungen für Telecom- und IP-Carrier an. Da erschien es anfangs nur logisch, dass sich die Interessenten an einer Übernahme des Netzes die Klinke in die Hand geben würden. Spätestens nach der Pleite von KPNQwest und den Schwierigkeiten des skandalgeschüttelten Carriers WorldCom ist klar, dass Überkapazitäten alle Betreiber drücken und viele Glasfaser-Backbone längst nicht mehr das wert sind, was sie an Investitionen schluckten.

So hält sich auch das Interesse an Global Crossing in Grenzen. So musste man Mitte Juni schon die Frist für die Abgabe von Geboten potenzieller Investoren verlängern; die Auktion soll nun am 24. Juli stattfinden. Offiziell hieß es, dies diene dazu, um mögliche Verkäufe von Unternehmensteilen, die nicht zum Kern des Geschäfts gehören, mit der Versteigerung der gesamten Firma besser abzustimmen. Mit Ablauf der Frist sollen aber erst vier Angebote eingegangen sein, will das Wall Street Journal erfahren haben. Zu den Bietern gehört auch Level 3; der Carrier konnte sich gerade erst über eine des überraschende Kapitalspritze des Investment-Gurus Warren Buffett freuen. Daneben haben anscheinend auch der Investor Richard Rainwater sowie Platinum Equity und Gores Technology Group festes Interesse bekundet. Nach Angaben des Blattes meinten aber informierte Kreise, alle Gebote lägen weit unter dem, was Global Crossing zu erzielen hoffte.

Auch Verkäufe von Teilen des Unternehmens haben bislang nicht geklappt. Kommentatoren zweifeln inzwischen, ob Global Crossing als Gesamtunternehmen überhaupt noch eine Überlebenschance hat und komplett verkauft werden kann. Die wahrscheinlichste Lösung ist, dass der Netz-Betreiber zerschlagen und in Einzelteilen verkauft wird, etwa auch unterschiedliche Abschnitte des Glasfasernetzes oder Bereiche, die Kundendienstleistungen organisieren, an verschiedene Interessenten. So äußerte Level 3 vor allem Interesse an Bereichen, die der Firma neue Kundenbeziehungen einbringen. Die Preise, die Global Crossing für das Glasfasernetz erzielen kann, dürften inzwischen ins Bodenlose gefallen sein: KPNQwest etwa konnte für Teile des Ebone-Netzes, das die Niederländer für insgesamt rund 645 Millionen Euro kauften, angeblich gerade noch 15 Millionen Euro erzielen. (jk)