MWC

Messe-Highlights 2014: Phones, Phablets und acht Kerne

Auch wenn der Mobile Word Congress mehr ist als eine "Handy-Messe", bringen die Hersteller jedes Jahr neue Handys und Smartphones mit nach Barcelona. Im Messejahr 2014 blickten alle auf Samsung, doch war das S5 bei weitem nicht alles.

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Inhaltsverzeichnis

Zahlreiche Hersteller haben auf dem Mobile World Congress 2014 neue Handys und Smartphones vorgestellt. Dabei macht es den Eindruck, dass im Wettrennen um noch mehr Prozessorgeschwindigkeit und noch höhere Display-Auflösung die Grenze des heute technisch Machbaren erreicht ist. Statt hier weiter an der Leistungsschraube zu drehen, versuchen die Hersteller mit kleinen Besonderheiten zu punkten. Unterdessen kündigt sich eine neue Prozessor-Generation mit 64 Bit an.

So sind die neuen Spitzenmodelle von Samsung und Sony im Vergleich zu ihren Vorgängern technisch nur minimal verbessert worden, haben dafür aber ein paar interessante Extras bekommen. Statt noch mehr Pixel auf das kaum größere Display des Galaxy S5 zu packen bleibt Samsung bei Full-HD. Dafür ist das S5 wie Sonys Spitzenmodell jetzt wasser- und staubgeschützt – auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär, aber praktisch für den Alltag.

Die im S5 eingebauten Sensoren für Fingerabdruck und Puls fallen bislang unter die Kategorie Spielerei, könnten aber in Kombination mit den richtigen Apps und Zubehör einiges Potenzial entfalten. Ohnehin war die Erfassung und Verarbeitung von Körperdaten für gesundheitliche oder sportliche Zwecke eines der Themen der diesjährigen Messe, an dem viele Hersteller und Entwickler reges Interesse zeigten. Samsung schlägt mit dem Pulsmesser des S5 und dem ebenfalls vorgestellten Fitness-Armband Gear Fit in diese Trend-Kerbe.

Auch Sony hat so ein Fitness-Armband mit nach Barcelona gebracht, Hauptdarsteller war aber das neue High-End-Smartphone der Japaner. Beim Xperia Z2 zieht Sony in einigen technischen Kategorien mit der Konkurrenz gleich, so hat das Smartphone nun ein blickwinkelstabiles IPS-Panel, das bei anderen Herstellern schon Standard ist. Dazu hat das Z2 nette kleine Gimmicks mitbekommen wie etwa die hochwertigen Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Mikrofonen. Darüber hinaus hat Sony das 10-Zoll-Tablet Xperia Z2 vorgestellt, das mit 6,4 mm extrem dünn ist und leicht in der Hand liegt. Das IPS-Panel zeigt einen deutlich größeren Farbraum als üblich, laut Sony sind es 30 Prozent mehr als sRGB.

MWC 2014 - Smartphones und Tablets (10 Bilder)

Wasserdicht

Samsungs neues Spitzenmodell Galaxy S5 ist jetzt gegen Feuchtigkeit geschützt. (Bild: heise online/acb)

Zwar konnte man Galaxy S5 und Xperia Z2 auf dem MWC bereits in die Hand nehmen, doch hatten beide Hersteller noch keine Seriengeräte im Gepäck. In den auf der Messe gezeigten Smartphones rechnete noch der alte Vierkernprozessor Qualcomm Snapdragon 800 anstatt des für die Serienmodelle spezifizierten Snapdragon 801, der in Barcelona erst vorgestellt wurde.

Nokia hatte kein neues Spitzenmodell auf der Messe. Dafür stellten die Finnen gleich drei neue Einsteiger-Smartphones mit einem deutlich veränderten Android-System vor, die die Lücke zwischen der Asha- und der Lumia-Familie schließen sollen. Interessant war das Getuschel darüber, was Microsoft davon hält, dass die designierte Tochter das Betriebssystem des Konkurrenten Google unterstützt. Microsoft sagt dazu gar nichts: Bis der Deal offiziell durch ist, müssen beide Unternehmen unabhängig voneinander arbeiten. Nokia hatte sich trotzdem alle Mühe gegeben, die Google-Dienste durch welche von Microsoft zu ersetzen.

Der kriselnde taiwanische Hersteller HTC zeigte auf dem MWC in diesem Jahr nur zwei Mittelklasse-Smartphones der Desire-Serie mit LTE. Auch LG konzentrierte sich auf Billig-Geräte und eine Mini-Version des G2, die wenig mit dem Spitzenmodell gemeinsam hat. Mit dem G Pro 2 hatten die Südkoreaner bereits ein paar Tage vor dem Mobile World Congress ein neues High-End-Phablet vorgestellt.

Interessantes gibt es in Barcelona immer auch jenseits des Hersteller-Mainstreams zu sehen. Zu den auffälligsten Geräten zählte in diesem Messejahr das Yotaphone 2: Vorne AMOLED, hinten ein E-Ink-Display, das sich gut eignet, um etwa auf langen Reisen etwas zu lesen. Yota hat das gute Konzept des ersten Modells beibehalten, nun aber das Design verbessert und die Technik auf aktuelles Niveau angehoben.

emporiaSMART: Seniorentelefon mit Android 4.3.

Das dünnste Smartphone ist mit 5,5 Millimeter nun das Gionee Elife S5.5. Die Ausstattung ist gut, allenfalls der nur 2300-mAh-Akku könnte langfristig die Freude trüben. Deutlich dicker fällt das emporiaSMART aus: Das Seniorensmartphone ist das erste Android-Telefon der Österreicher. emporia hat viel Gehirnschmalz eingesetzt, damit die Zielgruppe das Gerät gut bedienen kann – einiges davon könnte auch jüngeren Leuten gefallen. Eher speziell ist sicher auch die Zielgruppe des Blackphone: Für 630 US-Dollar bekommt man nicht nur Oberklasse-Hardware sondern vor allem die Sicherheit, dass die eigenen Daten nicht bei der NSA oder anderen Geheimdiensten landen.

Eine Überraschung waren auch die ersten Smartphone mit acht Prozessorkernen. Zwar hatte Alcatel sein One Touch Idol X+ bereits auf der CES gezeigt, aber in Barcelona konnten wir zum ersten Mal Benchmarks laufen lassen. Das Idol zog gemeinsam mit dem Wiko Highway im Coremark-Benchmark am bisherigen Spitzenreiter Galaxy Note 3 vorbei. Zwar auch mit acht Kernen, aber etwas langsamer, ist das Huawei Ascend G750: Das wohl schnellste Smartphone mit zwei SIM-Schächten.

Bei den Chipherstellern war auf dem MWC noch deutlich zu spüren, wie sehr Apple mit dem iPhone 5S und dem Umstieg auf 64 Bit-ARM-Prozessoren die ganze Branche geschockt hat. So versucht Qualcomm mit Schnellschüssen zumindest im unteren und mittleren Preisbereich die Zeit zu überbrücken, bis die selbst entwickelten 64-Bit-Kerne in die Fußstapfen des erfolgreichen Krait 400 treten können. Für den Snapdragon 615 hat Qualcomm gleich acht Cortex-A53-Kerne von ARM eingebaut und wirbt nun mit dem ersten 64-Bit-Achtkerner; Snapdragon 610 und Snapdragon 410 haben nur vier Kerne.

Bis auf die Taktfrequenz und ein paar Details gleicht der Snapdragon 801 seinem Vorgänger.

(Bild: Qualcomm)

Mediatek hat sowohl ein vierbeiniges ARMv8-Pferd im Stall als auch einen 32-bittigen Octa-Core, mit dem wir den Benchmark-Rekord auf dem Wiko Highway erzielen konnte. Samsung hat den Sechskerner Exynos 5260 im Gepäck und unternimmt mit dem Exynos 5422 den dritten Anlauf, ARMs Big-Little-Konzept sinnvoll umzusetzen. Zum 64-bittigen Exynos 6 wollte Samsung Semiconductor sich indes noch nicht äußern.

Mit der 64-Bit-Flagge wedelt auch Intel für den Merriefield-Atom und hatte ein erstes 64-Bit-Android im Gepäck. Der Chipgigant stellt sich auf einen Marathonlauf ein, um ARM im Handy-Markt endlich Anteile abzujagen. Beim Stromsparen will Intel schon mal die Nase vorn haben. x86-Konkurrent AMD zielt mit Mullins erst einmal auf Tablets und rühmt sich mit hoher Grafikleistung. Während all diese Chips vermutlich nur in Smartphones und Tablets zum Einsatz kommen werden, hat Allwinner auch ein Herz für Bastler und zeigte ein Linux-Entwicklungskit mit dem A80. (bbe) / (hcz) / (ll) / (vbr)