Speicherchipfirmen leiden unter dem DRAM-Preisverfall

Weil die Hauptspeicherpreise weiter absacken, musste auch der taiwanische DRAM-Spezialist und Qimonda-Partner Nanya im dritten Quartal Verluste hinnehmen.

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Trotz massiver Steigerung des Chip-Ausstoßes – im Vergleich zum dritten Quartal 2006 um 50 Prozent – sackte beim taiwanischen Speicherchipspezialisten Nanya im dritten Quartal 2007 der Umsatz ab, nämlich um 34 Prozent. Gegen einen im Jahresvergleich um 57 Prozent gefallenen mittleren Verkaufspreis (Average Sales Price, ASP) ihrer Produkte konnte die Firma, die wie der CPU-, Grafikchip- und Chipsatzhersteller VIA Technologies und der PC-Hardware-Hersteller FIC zum taiwanischen Industriekonglomerat Formosa Plastics Group gehört, nicht anproduzieren. Deshalb stand am Quartalsende ein Verlust von 1,661 Milliarden Neuen Taiwan Dollar (NTD), umgerechnet rund 36,7 Millionen Euro. Im dritten Quartal 2006 hatte Nanya noch 5,171 Milliarden NTD (114,38 Millionen Euro) Gewinn verbucht, der Umsatz lag damals bei 20,402 Milliarden NTC (451,27 Millionen Euro), ist aber jetzt auf 13,403 Milliarden NTD (296,46 Millionen Euro) eingebrochen.

Mit diesen Zahlen steht Nanya in der Speicherchipbranche nicht alleine da. Die Firma Qimonda, Partner von Nanya beim Joint Venture Inotera, hatte für ihr drittes Geschäftsquartal (das zweite Kalenderquartal 2007) 218 Millionen US-Dollar Verlust gemeldet. Bei Micron hatten sich im vierten Geschäftsquartal 2007, das am 30. August zu Ende ging, 158 Millionen US-Dollar Verlust angehäuft, im gesamten Geschäftsjahr 2007 waren es 320 Millionen US-Dollar Verlust. Micron baut deshalb auch Personal ab und sucht nach weiteren Einsparmöglichkeiten.

Nach Angaben von DRAMExchange und den Marktforschern von iSuppli haben die Firmen Elpida und Hynix bereits den Verkauf von DRAMs in den Spotmarkt gestoppt, sie erfüllen nur noch ihre Vertragspflichten. Eine Erholung der Speicherchippreise scheint derweil nicht in Sicht, obwohl die x86-Prozessorhersteller AMD und Intel besonders große Stückzahlen – allerdings ebenfalls zu teils unrentablen Preisen – absetzen konnten. Trotzdem erwähnt Nanya in seinem Quartalsbericht, dass der PC-Absatz unter der Knappheit bestimmter Komponenten gelitten haben soll, ohne Details zu nennen. Nanya gibt aber auch dem ausgebliebenen "Vista-Effekt" die Schuld an den weit geringer als erhofft gestiegenen Verkaufszahlen. Nun könnte der Absatz 2008 vielleicht deutlicher wachsen.

Die DRAM-Firmen versuchen, ihre Profite durch die Produktion von NAND-Flash-Speicherchips oder von speziellen DRAM-Bauformen mit weniger Konkurrenz (Mobility DRAM) sowie von Kombichips (DRAM-/NAND-Flash-Stacks) zu retten. Branchenprimus Samsung hat es unter anderem mit dieser Strategie geschafft, den Umsatzrückgang im Speicherchipbereich im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 2 Prozent zu begrenzen. Dass der Umsatz bei Samsung Semiconductor in diesem Zeitraum insgesamt um 18 Prozent zugelegt hat, lag aber an der 25-prozentigen Steigerung der Einnahmen aus dem Bereich der Logikchips.

Ob es wieder zu einer Konsolidierung in der Speicherchipbranche kommt wie nach dem DRAM-Schweinezyklus-Abschwung 2001/2002, ist unklar. Damals hatte Micron die DRAM-Sparte von Toshiba übernommen (die der japanische Hersteller übrigens gemeinsam mit IBM aufgebaut hatte) und sogar versucht, sich die damals kriselnde Firma Hynix einzuverleiben – auch Infineon war daran einst interessiert. Mittlerweile haben mehrere große Chiphersteller ihre Speicherchipsparten in eigenständige Unternehmen ausgegliedert, um den extremen Preisschwankungen dieses Marktes zu entgehen, darunter Infineon (Qimonda) oder NEC und Hitachi (Elpida).

Die DRAM-Schwergewichte versuchen auch, Partner für Investitionen in Fertigungswerke zu finden, und teilen sich dann den den Chipausstoß. Die meistens in Taiwan, der Volksrepublik China oder Singapur ansässigen Partner profitieren durch die Nutzungsrechte am jeweiligen Speicherchip-Know-how. So kooperiert etwa Qimonda mit Nanya, SMIC und Winbond, Hynix mit ProMOS und Elpida mit Powerchip. Außerdem versuchen einige Hersteller, mit Zweitmarken neue Marktbereiche zu erschließen: Qimonda etwa mit der Billigmarke Aeneon, Nanya mit Elixir und Micron mit Crucial. Damit machen sie allerdings ihren Kunden, den Third-Party-Modulherstellern, kräftig Konkurrenz.

Die dynamische Branche, in der sich Rekordprofite mit dramatischen Verlusten abwechseln, scheint auch besonders anfällig für illegale Methoden zu sein: Immer wieder kam es zu Dumping- und Antitrust-Klagen sowie zu Preisabsprachen. (ciw)