Startschuss

Seite 7: Der Rückblick

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Der erste Wettbewerb "Mach flott den Schrott" fand 2004/2005 statt. Seinerzeit sorgten die Teilnehmer für äußerst spannende Wochen in der c't-Redaktion und überraschten mit ihrem Erfindungsreichtum. Zusätzlich veranstalteten Interessierte in vielen Internet-Foren Brainstorming und diskutierten ganz frei nach dem Motto "... und das könnte man doch eigentlich auch noch mal probieren". Nicht zuletzt deshalb richten wir jetzt bei der zweiten Auflage des Wettbewerbs für jede Projektseite ein eigenes Kommentarforum ein.

Schmalfilm-Digitalisierungsautomat von Frank Kempelmann

Zu den Früchten der Kreativität, die die c't-Wettbewerbsaktion gedüngt hatte, gehörten schließlich so liebenswert-verrückte Ideen wie der "Kochcluster", der mit Prozessorabwärme eine Bockwurst auf über 50 Grad Celsius erhitzen konnte. Aber auch echte Problemlöser waren dabei – der Siegerbeitrag in der Kategorie "Funktion" war ein Schmalfilmdigitalisierer, der Super-8-Filme abtasten und mit originaler Bildfrequenz in HD-Videodateien umsetzen konnte. Hergestellt war das Wunderwerk aus einem alten Projektor und zahlreichen Computerteilen unter Verwendung von reichlich Heißkleber. Mancher Heimkinogenießer hat die elektrisch ein- und ausfahrbare Roll-Leinwand für Beamer als besonders genial empfunden. Der Solarkocher aus alten CDs, die in Form einer parabolisch gekrümmten Fläche montiert waren, konnte sogar einen extrem billigen Weg zur Verwirklichung einer ansonsten eher teuren Technik weisen: Bei voller Sonneneinstrahlung vermochte er eine im Brennpunkt angebrachte Pfanne zu erhitzen. Eine solche strom- und brennstofflose Kochgelegenheit mag vielerorts willkommen sein, und Abfall-CDs gibt es vermutlich überall reichlich.

Thomas Buchners Miniatureisenbahn im ausgehöhlten HP-Multifunktionsdrucker

Bei vielen Projekten ging es nicht um Nützlichkeit, sondern hauptsächlich um Ästhetik und Originalität – sie traten in der Kategorie "Kunst" an. Dazu gehörten so beeindruckende Raumschmücker wie das großformatige Mosaik mit prominent platzierten Elektronikteilen ebenso wie kleine Schmuckstücke und Accessoires, etwa die aparte Krawatte aus zugeschnittenen Platinenteilen. Sieger in diesem Bereich wurde eine kleine Eisenbahnanlage, die komplett im Gehäuse eines alten HP-Multifunktionsdruckers untergebracht war. Darüber, ob eine solche Konstruktion unter den klassischen Kunstbegriff fiel, wurde leidenschaftlich debattiert – aber die originelle Idee und die hochwertige Ausführung der Arbeit mussten jeden beeindrucken, der die winzige Lokomotive auf der CeBIT 2005 unter ihrer Scan-Glasabdeckung fahren sah.

Andere Einfälle verblieben im Stadium des "Man müsste mal" und warten noch immer auf ihre Verwirklichung – etwa das edle Schachspiel aus Laufwerksmotoren, Lesekämmen, Spulen und Lüfterteilen mit LED-beleuchtetem Brett aus geätztem oder gelasertem Acrylglas, das in einem Bastlerforum diskutiert wurde.

Vielleicht erblickt ein solches Objekt ja nun im Rahmen des neuen Wettbewerbs das Licht der Welt. Oder der Webcam-gesteuerte, schrittmotorbetriebene Gesichtsverfolger, der dem einsamen Computeranwender stets exakt ins Antlitz lächelt. Vielleicht sehen wir jetzt ja auch endlich eine solargesteuerte Bildschirmblende, die spiegelnde Displays abschattet und sich dem jeweiligen Sonnenstand anpasst. Auch der Zeilenzeiger, der per USB mit dem Rechner gekoppelt wird und auf einer abzutippenden, eingeklemmten Papiervorlage immer auf die Zeile weist, in der der fleißige Abschreiber sich gerade befindet, lässt sich mit Hilfe von Computerschrott und Gehirnschmalz verwirklichen. Oder wie wäre es mit einem Briefkastenmelder, der per Datenleitung darüber informiert, ob ein Zusteller etwas abgeliefert hat? Was Ihnen auch immer einfällt – wir freuen uns jetzt schon auf Ihre Projekte! ()