VDSL-Netz: Bringt neue Technik automatisch einen neuen Markt?

Die Bundesnetzagentur will das geplante Glasfasernetz der Telekom nach dem "Bedarfsmarktkonzept" prüfen und fragt aus Verbrauchersicht, ob mit dieser Plattform ein "neuer Markt" entsteht, der von der Regulierung befreit werden kann.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Bundesnetzagentur will das von der Deutschen Telekom geplante Glasfaser-(VDSL-)Hochgeschwindigkeitsnetz nach den Kriterien des allgemeinen Wettbewerbsrechts prüfen. Dies kündigte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt an. Während die Bundesregierung plant, so genannte "neue Märkte" im Telekommunikationssektor von der Regulierung auszunehmen und in dem neuen Netz einen ökonomisch wichtigen Standortfaktor für Deutschland sieht, will der Regulierer den Aufbau neuer Infrastruktur nicht automatisch mit dem Entstehen eines neuen Marktes gleichsetzen.

Vielmehr will Kurth anhand des so genannten "Bedarfsmarktkonzepts" überprüfen, inwieweit aus Sicht der Verbraucher mit dem Netz, das Übertragungsraten von 50 MBit/s verspricht, neue Angebote entstehen, die sich als neuer Markt interpretieren lassen. Die Frage laute also, inwieweit neue Hochgeschwindigkeitsnetze, über die neue Premium-Inhalte wie HDTV oder 100 Fernsehkanäle transportiert werden sollen, tatsächlich "neue" Märkte aus der Sicht der Kunden entstünden.

Innovationen dürften nicht von einem einzigen großen Anbieter vorangetrieben werden, sagte Kurth in dem Interview weiter. Seines Erachtens sollten alle "relevanten Marktteilnehmer" miteinander sprechen, zumal der Bau neuer Infrastruktur nicht nur große Chancen, sondern auch große wirtschaftliche Risiken berge. Man müsse über die Verteilung der wirtschaftlichen Risiken verhandeln, ohne dass dadurch ein Kartell entstehen dürfe. Um das Entstehen eines Kartells zu verhindern, könne man sich an "bewährten Vorbildern" im TK-Markt orientieren, zum Beispiel den Resellern von DSL-Anschlüssen oder den Service-Providern im Mobilfunkmarkt. Diese Anbieter seien in der Lage, auch ohne eigene Infrastruktur eigene Produkte und Dienste zu "modellieren".

Um faire Zugangsbedingungen zum neuen Netz zu erhalten, sollten alle Seiten ihr Misstrauen ablegen, forderte Kurth. Auch die Deutsche Telekom besitze ein wirtschaftliches Interesse daran, möglichst viel Verkehr auf ihre Leitungen zu bringen.

Zur Auseinandersetzung um das geplante VDSL-Netz der Deutschen Telekom siehe auch: (ssu)