SCO vs. Linux: ... und dann kam der Weihnachtsmann
SCO legte im Verfahren gegen IBM wegen verletzter Lizenz-Verträge und missachteter Copyrights am Unix-Code ein über 60 Seiten starkes Papier vor, in dem alle Fragen von IBM beantwortet sein sollen.
Die SCO Group, die IBM wegen verletzter Lizenz-Verträge und missachteter Copyrights am Unix-Code verklagt hat, folgte nach eigener Aussage am Montag der richterlichen Anordnung und legte ein über 60 Seiten starkes Papier vor, in dem alle Fragen von IBM beantwortet sein sollen. Die eigene Aussage von der umfassenden und vollständigen Auskunft wird indes durch das offizielle Schreiben von SCO konterkariert, in dem von Ausnahmen die Rede ist. Fehlen würden Dateien verschiedener Manager und Direktoren von SCO, die über die Weihnachtsfeiertage nicht erreichbar waren, heißt es in dem Schreiben. Eine ähnliche Begründung findet sich in dem von Novell veröffentlichten Briefwechsel zur Frage der Unix-Rechte. So erklärte SCO-Justitiar Ryan Tibitt, dass man nicht auf Schreiben Novells habe reagieren können, da bis Januar der gesamte Betrieb im Weihnachtsurlaub ruhte.
Die von SCO genannte Zahl von über 60 Seiten deutet darauf hin, dass SCO nicht die Beweise in der Form vorgelegt hat, dass am ausgedruckten Quellcode der Rechtsbruch durch IBM ersichtlich wird. Was die Ausführungen von SCO enthalten, ist nicht öffentlich, da von einer so genannten Protective Order geschützt. Sollte IBM als beklagte Partei zu dem Schluss kommen, dass die von SCO vorgelegten Dokumente nicht ausreichen, so kann der Konzern gegen die Protective Order Einspruch erheben und den Inhalt öffentlich machen. Bislang gibt es dafür keinen Anhaltspunkt: Man habe die Dokumente von SCO erhalten und prüfe den Inhalt, heißt es bei IBM.
Unterdessen hat SCO-Sprecher Blake Stowell gegenüber dem IDG News Service bestätigt, dass die eingereichten Unterlagen sich nicht mit dem Problem von Copyright-Verletzungen durch nicht erlaubten Sourcecode-Transfer befassen. "Wir haben klarzumachen versucht, dass hier Vertragsfragen im Vordergrund stehen", erklärte Stowell. Neben der Presseerklärung gibt es von SCO jedoch auch ein Schreiben ihres Justitiars Ryan Tibitt, in dem davon die Rede ist, dass RCU, JFS, AIO (Asynchronous I/O) und Code für Scatter Gather I/O (IBM deutscht so etwas als "gestreutes Lesen und Schreiben" ein) entweder von AIX oder Dynix stamme und in ungeeigneter Weise Linux zugeführt worden seien.
Amerikanische Beobachter des Verfahrens zeigten sich überrascht, dass SCO die Weihnachtstage als Begründung für fehlende Auskünfte herangezogen hat. Inmitten der bis zum 12. Januar laufenden Frist und der nächsten Anhörung am 23. Januar Ferien einzulegen ist gerade am neuen Stammsitz von SCO in Utah nicht üblich. Bei der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist Weihnachten kein solch hoher Feiertag wie etwa bei Protestanten; so ist es der lokalen Gemeinde überlassen, ob gefeiert wird oder nicht. Die von Mormonen geführte SCO Group hätte in der Interpretation von Glaubenskennern durchaus durcharbeiten können. Ob das Spiel auf Zeit Erfolg hat, hängt neben IBM auch von der zuständigen Richterin ab.
Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:
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- SCO vs. Linux vs. Linus
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(Detlef Borchers) / (jk)