Elektronische Gesundheitskarte: Hessens Kassenärzte sind dagegen
Die Kassenärzte wollen keine finanzielle Mittel für ein Projekt aufbringen, das keinerlei Nutzen für Ärzte und Patienten habe: "Wenn Politik und Kassen den 'gläsernen Patienten' wollen, sollen sie auch die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung stellen."
Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV Hessen) hat sich am vergangenen Samstag einstimmig gegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ausgesprochen. Die Kassenärzte würden keine finanzielle Mittel für ein Projekt aufbringen wollen, das keinerlei Nutzen für Ärzte und Patienten habe, heißt es in der Mitteilung der Vereinigung. "Wenn Politik und Kassen den 'gläsernen Patienten' wollen, sollen sie auch die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung stellen. In Zeiten immer weiter zurückgehender Honorare ist ein solches Projekt gegenüber den hessischen KV-Mitgliedern nicht zu vertreten", erklärte der Vorsitzende der KV Hessen, Frank Dastych die Kündigung des Gesellschaftervertrages der "Arbeitsgemeinschaft Telematik".
Allerdings besitzt Hessen im Unterschied zu Bremen, wo die Ärzte ebenfalls den Vertrag gekündigt haben, keine Region, in der 10.000er oder 100.000er-Tests der elektronischen Gesundheitskarte stattfinden sollen. Von daher erwartet man bei der Projektgesellschaft gematik keine Auswirkungen auf die anlaufenden Tests, die von der gematik koordiniert werden.
In der Mitteilung der KV Hessen wird das vom Chaos Computer Club befreite Dokument einer Kosten-Nutzen-Analyse herangezogen: Es weise aus, dass Ärzte und Patienten keinen Nutzen von der Gesundheitskarte hätten. Diese Berufung auf die Kosten-Nutzen-Analyse wird von der gematik entschieden kritisiert. Gegenüber heise online machte der gematik-Pressesprecher Daniel Poeschkens eine andere Rechnung auf. Danach kostet die Erstbereitstellung der Telematik-Infrastruktur mitsamt den "Einstieg in den Wirkbetrieb" insgesamt 1,6 Milliarden Euro. Nach acht Jahren würden die Nutzen die Kosten übersteigen. "In den ersten neun Jahren der Nutzung laufen Kosten in Höhe von 14,1 Milliarden Euro auf. Der Nutzen kumuliert sich im selben Zeitraum auf 14,3 Milliarden Euro und übersteigt damit die Kosten um 200 Millionen. Euro. Im folgenden Jahr übersteigt er sie um 700 Millionen Euro", erklärt Poeschkens in seiner Stellungnahme zu den positiven Auswirkungen der telematischen Infrastruktur.
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(Detlef Borchers) / (jk)