AMD: Achtkern-Serverprozessor bis 2009
Auf dem jährlichen Informationstag für Analysten gaben hochrangige AMD-Manager Ausblicke auf die Zukunft ihres Unternehmens.
Auf der Prioritätenliste der AMD-Entwickler für die nächsten drei Jahre steht ganz oben ein Acht-Kern-Prozessor für Server, verriet AMD-CTO Phil Hester den in New York versammelten Analysten. Allerdings führte er auch aus, dass es wohl kein Kern-Wettrüsten zwischen AMD und Intel geben werde – statt einer großen Zahl identischer Kerne sollen künftige Prozessor-Generationen einige Standard-Rechenkerne und zusätzlich spezialisierte Coprozessoren mitbringen. Bis es dereinst so weit ist, baut AMD bekanntlich auf "Torrenza", also die Ankopplung separater Coprozessoren über kohärente HyperTransport-Links (cHT).
Die "Accelerated Processing Era" soll 2009 der Kombiprozessor Fusion einläuten, der außer einem CPU-Kern und einem Speichercontroller auch eine GPU, also einen Grafikprozessor enthält. Diese Technik dürfte zunächst vor allem für sehr preiswerte oder sehr sparsame Notebooks oder die neue Klasse der Ultra-Mobile PCs (UMPC) interessant sein.
Auch bei der im nächsten Jahr kommenden neuen Mobilprozessor-Generation soll es weniger um höhere Performance als um sparsameren Betrieb gehen, auch im Zusammenspiel mit neuen Chipsätzen.
In Bezug auf die Server-Prozessoren bestätigte Marty Seyer einige Spekulationen: Von den Quad-Cores sollen Versionen mit 68, 95 und 120 Watt Leistungsbedarf erscheinen. Sie sollen einerseits höhere Performance und andererseits mehr Effizienz bringen. Seyer wollte auch mit dem Vorurteil aufräumen, dass Intel zurzeit einen riesigen Leistungs-Vorsprung halte – der Abstand sei weitaus geringer. Allerdings verglich er dabei Dual-Core-Opterons mit Dual-Core-Xeons – und nicht mit den von Intel bereits lieferbaren Quad-Core-Prozessoren. Ein bisschen gingen die Pferde mit Seyer durch, als er seinen Opterons (beim Vergleich von Zwei-Sockel-Servern von HP) eine bessere "Performance per Watt" sogar im Leerlauf, also im unbelasteten Idle-Betrieb attestierte.
Seyer zeigte einige Roadmaps mit geplanten Produkten für die nächsten Jahre. Demnach sollen die Quad-Core-Prozessoren Mitte 2007 als "Barcelona" in den Multiprozessor-Opterons debütieren; hier versprach er übrigens eine Weiternutzung der LGA1207-Prozessorfassung bis 2008 – dann steht ein Barcelona-Nachfolger namens Shanghai auf der Roadmap.
Im nächsten Jahr will AMD verstärkt auch Prozessoren für Server mit einer einzigen CPU-Fassung verkaufen – für dieses spezielle, schnell wachsende Produktsegment hat Intel eigens den Xeon 3000 ins Leben gerufen. Der Quad-Core-Opteron für Single-Socket-Server soll "Budapest" heißen. Bei der Virtualisierung AMD-V sollen die neuen Kerne Verbesserungen bringen wie ein schnelleres Context-Switching.
Später als in den Opterons halten die Vierkerne in Desktop-Prozessoren Einzug. Auch diese sollen L3-Cache enthalten sowie beispielsweise auch HyperTransport 3.0 (HT-3). Die zugehörigen Chipsätze kommen dann mit PCI Express Generation 2. Den Umstieg auf DDR3-SDRAM plant AMD erst spät in der zweiten Hälfte 2008 mit dem Sockel AM3.
Bei den Desktop-PC-Prozessoren plant AMD 2007 die EinfĂĽhrung von Versionen mit 76Â Watt Leistungsbedarf; Versionen mit 125, 89, 65, 62 und 35Â Watt soll es weiterhin geben.
Verkaufschef Henry Richard zeigte sich mit dem wirtschaftlichen Verlauf des Jahres 2006 sehr zufrieden und sieht auch eine glänzende AMD-Zukunft für 2007 und darüber hinaus. Er hob hervor, dass eine neue Kundengeneration heranwachse, die hochgradig mobil lebe und mit der Digitalektronik geradezu verwoben sei ("immersed in gadgets"). Zudem gebe es enorme Chancen im Bereich der Consumer Electronic (CE). AMD wolle vor allem durch Stückzahl-Wachstum seinen Erfolg steigern.
Finanzchef Rob Rivet präzisierte später die Wachstumsziele und erklärte auch, wie AMD sie erreichen will. Im Bereich der Grafik (also dem ehemaligen ATI-Business) will AMD 2007 dieselbe Wachstumsrate wie der Markt erreichen, bei den Mikroprozessoren möchte man doppelt so schnell wachsen. Gleichzeitig möchte AMD den mittleren CPU-Verkaufspreis (Average Selling Price, ASP) halten oder noch steigern. Auf die konkrete Nachfrage, wie das beispielsweise im Server-Business gelingen kann, wenn sich der Produkt-Mix eher in Richtung der preiswerteren Prozessoren für Single-Socket-Maschinen entwickeln soll, wusste Rivet auf die Schnelle keine genaue Antwort. Marty Seyer wollte auf direkte Nachfrage auch keine exakten Ziele für den Marktanteil im Server-Bereich nennen.
Interessant ist auch eine Folie, die die wachsende Kundenbasis von AMD visualisieren soll: Hier finden sich in der zentralen Schnittmenge zwischen klassischen PCs und Consumer Electronic drei Markennamen, nämlich Toshiba, Sony – und Apple. AMD meint hier allerdings auch die Kunden, die mit der Übernahme von ATI hinzugekommen sind, und bekanntlich setzt Apple schon seit Jahren ATI-Grafikkarten ein.
Das massive Stückzahl-Wachstum will AMD durch den Ausbau der Produktionskapazität befriedigen; Rob Rivet wiederholte dazu ein paar bekannte Details zur Dresdner Fab 36, zur Umrüstung der Fab 30 auf die Fab 38 ab Anfang 2007 und zur Kooperation mit Chartered Semiconductor. Neu war ein Hinweis auf die angedachte neue Fab in Upper New York: Man habe hier noch keine definitive Entscheidung gefällt, sondern bereite sich darauf vor, jederzeit "den Knopf drücken zu können". Der frühestmögliche Starttermin für das Projekt sei Juli 2007, dann könne eine neue Fab bis zu 31.12.2012 voll produktionsfähig sein. Das Zeitfenster für den Start reiche aber bis Juli 2009, was einen Produktionsstart im Laufe des Jahres 2014 zur Folge hätte. (ciw)