Microsoft: Wachstum trotz schwächelnder Windows-Sparte
Ein starkes Ergebnis trotz uneinheitlichen PC-Markts, so beschreibt Microsoft selbst seine Bilanz. Die Windows-Sparte muss erneut Umsatz- und Gewinnrückgänge hinnehmen.
Von einem starken Ergebnis trotz eines unheinheitlichen PC-Markts spricht Microsofts Finanzchef Peter Klein bei seiner Analyse der Bilanz für das dritte Geschäftsquartals, die der Softwarekonzern vorlegte: Der Umsatz kletterte im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal um 13 Prozent auf 16,43 Milliarden US-Dollar; der Nettogewinn stieg um 31 Prozent auf 5,23 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn pro Aktie wuchs um 36 Prozent auf 61 US-Cent.
Besonders das Office-Paket, die Bewegungsteuerung Kinect und Server-Systeme brachten die Bilanz von Microsoft voran. Dagegen spricht Microsoft aus guten Gründen von einem uneinheitlichen PC-Markt: In harte Zahlen übersetzt bedeutet es, dass der Umsatz mit Windows um 4 Prozent zurückging – auch wenn Microsoft betont, dass Windows 7 das Betriebssystem in der Geschichte sei, das sich am besten verkaufe. 350 Millionen Lizenzen hat der Konzern nach eigenen Angaben bislang abgesetzt, zum Ende des vorigen Geschäftsquartals waren es noch 300 Millionen Lizenzen. Der Umsatzrückgang in diesem Bereich entspreche dem, was Marktforscher für den PC-Markt diagnostiziert hätten, versichert Microsoft. Immerhin aber ist es das zweite Quartal in Folge, in der die Umsätze der Windows-Sparte fielen.
Genau das aber war die Befürchtung der Analysten vor der Vorlage der Microsoft-Bilanz. Denn die Marktforscher begründeten die Rückgänge im PC-Markt vor allem mit der Zurückhaltung der Verbraucher angesichts des Tablet-Booms; unter Einschluss der Tablets soll der Markt für Computermarkt insgesamt gewachsen sein. So werden die Zahlen auch als Zeichen dafür gewertet, dass Microsoft zwar in seinen Stammgeschäften gutes Geld verdient, aber in den Märkten, die als die Zukunft der Branche betrachtet werden, bislang wenig bis nichts zu bieten hat. Ein vernünftiges System für Tablets ist von Microsoft noch nicht in Sicht. Und ob der Konzern, Umstieg von Nokia auf Windows Phone 7 hin oder her, mit seinem Smartphone-Betriebssystem reüssieren kann, werden erst die kommenden Monate zeigen.
Insgesamt ging der Umsatz der Windows-Division (PC-Betriebssysteme und Windows-Live-Dienste) von 4,65 auf 4,45 Milliarden US-Dollar zurück, der operative Gewinn sank von 3,07 auf 2,76 Milliarden US-Dollar. Angesichts des besonders genauen Blicks, den die Börsianer in diesem Quartal auf die Windows-Sparte warfen, verwundert es nicht, dass der Aktienkurs zu Beginn des nachbörslichen Handels, nach Vorlage der Quartalsbilanz, um über 2 Prozent einbrach.
Weit besser sieht es in anderen Kernbereichen Microsofts aus: Der Bereich Server & Tools (unter anderem Windows Server, SQL Server, das Cloud-System Azure, Windows Embedded, Entwickler-Tools) legte beim Umsatz von 3,71 auf 4,10 Milliarden US-Dollar zu, beim operativen Gewinn von 1,27 auf 1,42 Milliarden US-Dollar. Die Business Division (unter anderem Office, Exchange, Dynamics) steigerte den Umsatz von 4,34 auf 5,25 Milliarden US-Dollar, den Gewinn von 2,54 auf 3,17 Milliarden US-Dollar.
Die Online Services Division (zu der unter anderem die Suchmaschine Bing, MSN und der Online-Anzeigenbereich gehört) kommt weiterhin nur langsam voran: Der Umsatz stieg zwar erneut, dieses Mal von 566 auf 648 Millionen US-Dollar, aber auch der Verlust lag wieder höher: Er kletterte von 709 auf 726 Millionen US-Dollar. Die Sparte Entertainment & Devices (XBox 360, TV-Software, Windows Phone) steigerte den Umsatz von 1,21 auf 1,94 Milliarden US-Dollar, der Gewinn wuchs von 150 auf 225 Millionen US-Dollar. Das führt Microsoft aber keineswegs auf Windows Phone 7 zurück, das dem Konzern in seiner Erklärung zur Bilanz keine Erwähnung wert war. Vielmehr konnte die Sparte vor allem wegen hervorragender Verkäufe der Kinect-Bewegungssteuerung für die Xbox 360 wachsen. Dies beförderte gleichzeitig auch die Verkäufe der Xbox selbst und das Wachstum des Online-Dienstes Xbox Live.
[Update]:
In der Telefonkonferenz zur Analyse der Geschäftszahlen machte Bill Koefoed die Probleme im PC-Markt, von denen auch Microsofts Windows-Sparte betroffen ist, noch etwas deutlicher. Der verantwortliche Manager für Investor Relations bei Microsoft erklärte, im abgelaufenen Quartal sei der Endverbraucher-PC-Markt um 8 Prozent zurückgegangen, der PC-Markt insgesamt (also einschließlich der Verkäufe an Unternehmen) um 1 bis 3 Prozent. Am stärksten verloren haben die Netbooks, wovon Microsoft ebenfalls betroffen ist: Um 40 Prozent seien die Verkäufe der kleinen Mobilrechner zurückgegangen. Netbooks sind, noch mehr als andere Consumer-PCs, einer derjenigen Bereiche des PC-Markts, die am stärksten vom Boom der Tablet-Computer betroffen ist. Und auch CFO Klein betonte während der Telefonkonferenz, dass die Konkurrenz durch Tablets eine Rolle spielte für die schwache PC-Nachfrage im Consumer-Segment.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft (Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli) |
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Quartal | Umsatz | Nettogewinn |
4/01 | 6.580 Mio. | 66 Mio. |
1/02 | 6.130 Mio. | 1.280 Mio. |
2/02 | 7.740 Mio. | 2.280 Mio. |
3/02 | 7.250 Mio. | 2.740 Mio. |
4/02 | 7.250 Mio. | 1.530 Mio. |
1/03 | 7.750 Mio. | 2.730 Mio. |
2/03 | 8.540 Mio. | 2.550 Mio. |
3/03 | 7.840 Mio. | 2.790 Mio. |
4/03 | 8.070 Mio. | 1.920 Mio.* |
1/04 | 8.220 Mio. | 2.610 Mio.* |
2/04 | 10.150 Mio. | 1.550 Mio.* |
3/04 | 9.180 Mio. | 1.320 Mio.* |
4/04 | 9.290 Mio. | 2.690 Mio. |
1/05 | 9.189 Mio. | (2.901 Mio.) 2.530 Mio ** |
2/05 | 10.818 Mio. | 3.463 Mio. |
3/05 | 9.620 Mio. | 2.563 Mio. |
4/05 | 10.161 Mio. | 3.700 Mio. |
1/06 | 9.741 Mio. | 3.141 Mio. |
2/06 | 11.837 Mio. | 3.653 Mio. |
3/06 | 10.900 Mio. | 2.977 Mio. |
4/06 | 11.804 Mio. | 2.828 Mio. |
1/07 | 10.811 Mio. | 3.478 Mio. |
2/07 | 12.542 Mio. | 2.626 Mio. |
3/07 | 14.398 Mio. | 4.926 Mio. |
4/07 | 13.371 Mio. | 3.035 Mio. |
1/08 | 13.762 Mio. | 4.289 Mio. |
2/08 | 16.367 Mio. | 4.707 Mio. |
3/08 | 14.454 Mio. | 4.388 Mio. |
4/08 | 15.837 Mio. | 4.297 Mio. |
1/09 | 15.961 Mio. | 4.373 Mio. |
2/09 | 16.629 Mio. | 4.174 Mio. |
3/09 | 13.648 Mio. | 2.977 Mio. |
4/09 | 13.099 Mio. | 3.045 Mio. |
1/10 | 12.920 Mio. | 3.574 Mio. |
2/10 | 19.022 Mio. (17.31 Mio. ***) | 6.662 Mio. |
3/10 | 14.503 Mio | 4.006 Mio |
4/10 | 16.039 Mio. | 4.518 Mio. |
1/11 | 16.195 Mio. | 5.410 Mio. |
2/11 | 19.953 Mio. | 6.634 Mio |
3/11 | 16.428 Mio. | <span style="font-family: Arial,Helvetica,Verdana,sans-serif;"></span><div class="einzeiler">5.232 Mio.<br></div> |
* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm fĂĽr Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
*** ohne Deferred Revenue, der durch Einnahmen mit Windows 7 vor der allgemeinen VerfĂĽgbarkeit des Betriebssystems erzielt wurde
(jk)