Microsoft startet in den Konzernumbau mit Rekordquartal

Wenn auch die Windows-Sparte wohl ein paar Federn lassen muss, so kann Microsoft doch erneut Umsatz und Gewinn massiv steigern. Auch die Surface-Tablets scheinen sich nun besser zu verkaufen.

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Es dürfte das letzte Mal gewesen sein, dass Steve Ballmer die Microsoft-Geschäftszahlen präsentiert.

Geschäftszahlen von Microsoft werden dieser Tage wohl mit noch mehr Aufmerksamkeit verfolgt als zu manch früheren Quartalen – sind doch die Zahlen auch ein Indiz, welche Baustellen bei Microsoft gerade besonders dringend der Erledigung bedürfen. Microsoft stehen spannende Zeiten bevor, in die der Konzern mit ausgezeichneten Bilanzen startete: Der scheidende Chef Steve Ballmer meinte zu den Zahlen des abgelaufenen ersten Microsoft-Geschäftsquartals, dass die Umgestaltung des Konzerns in eine Geräte- und Service-Firma Fortschritte mache. Und Ballmer konnte bei seiner wahrscheinlich letzten Präsentation von Microsoft-Bilanzen mal wieder ein Rekordquartal verkünden: Mit einem Plus von 16 Prozent im Jahresvergleich auf 18,529 Milliarden US-Dollar erzielte Microsoft den höchsten Umsatz eines ersten Geschäftsquartals in der Unternehmensgeschichte. Der operative Gewinn stieg um 19 Prozent auf 6,334 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn stieg um 17 Prozent auf 5,244 Milliarden US-Dollar, der Gewinn pro Aktie um 17 Prozent auf 62 US-Cent pro Aktie.

Immer aber noch ist der Konzern auf der Suche nach einem neuen Chef, nachdem Steve Ballmer die Führung abgibt, um die Umgestaltung der Softwarefirma in einen integrierten Hardware-, Software- und Dienstekonzern nach dem Vorbild Apples von vornherein in neue Hände zu legen. Mit Windows 8.1 soll endlich die Kritik am Kachelwindows verstummen und das Konzept eines einheitlichen Systems vom Smartphone übers Tablet bis zum Desktop-PC endlich aufgehen. Die Cloud soll künftig mehr Geld in die Kassen spülen und die Abhängigkeit von Windows-System und Office-Paket senken. Und mit der von Nokia übernommenen neuen Smartphone-Abteilung, die gerade noch als Nokia ihr Windows-Phone-Portfolio mit Phablets und einem RT-Tablet sowie ihre Lowend-Produktpalette mit neuen Smartphones der Asha-Serie vervollständigte, soll sich doch endlich auch der Mobilmarkt Microsoft zuneigen: Jetzt gilt's. Wahrlich, spannende Zeiten. Und das nicht nur für Microsoft, auch für die Beobachter und Analysten: Microsoft ist mitten im Umbruch.

Erst einmal verkündete Microsoft seine Bilanz nun nach der neuen Konzernstruktur, die mit der neuen Strategie eingeführt wurde. Ab dem nunmehr abgeschlossenen ersten Quartal des Microsoft-Geschäftsjahres 2014 gibt es drei große Bereiche:

  • Devices and Consumer (Geräte und Verbraucher) mit den Unterabteilungen Hardware (Xbox, Videospiele, Surface, PC-Zubehör - und wohl demnächst auch die von Nokia ĂĽbernommenen Smartphones), Lizenzen (Windows, Microsoft Office, Windows-Phone- und Patent-Lizenzierungen) und Sonstiges (Online-Anzeigen, Xbox-, Windows-Phone- und Windows-Store, Software-Abonnements)
  • Commercial (Gewerblich) mit Lizenzen (Alle Server-Software, die Volumen-Lizenzen von Windows und Office, Exchange, Sharepoint, Lync, Dynamiocs) und Sonstiges (u.a. Windows Azure und Dienstleistungen fĂĽr Unternehmen).
  • Other (Sonstiges)

Für die drei Hauptbereiche werden jeweils Umsatz, Bruttomarge und Betriebsgewinn berichtet; für die insgesamt fünf Unterbereiche werden nur Umsatz und Bruttomarge bekanntgegeben. Die Geschäftzahlen für die Jahre 2012 und 2013 hat Microsoft, berechnet nach der neuen Methode bzw. Konzernstruktur, im September neu veröffentlicht.

Der Umsatz von Devices and Consumer wuchs im vierten Quartal des Microsoft-Geschäftsjahrs 2014 im Jahresvergleich um 4 Prozent auf 7,46 Milliarden US-Dollar. Dabei musste Devices and Consumer einen Umsatzrückgang mit den OEM-Versionen von Windows um 7 Prozent hinnehmen, mit Windows Pro dagegen stieg der Umsatz. Die ausgelieferten Stückzahlen von Windows nannte Microsoft in der Bilanzmitteilung nicht – immerhin musste die Lizenz-Sparte von Devices and Consumer, zu der die Windows- und Office-Bereiche gehören, einen Umsatzrückgang von 4,678 auf 4,343 Milliarden US-Dollar hinnehmen. Die Surface-Tablets, die im vorangegangenen Quartal negativ auf die Bilanzen durchschlugen, legten dieses Mal zu und trugen 400 Millionen US-Dollar Umsatz bei – Microsoft sprach von Umsatz- und Stückzahlsteigerung, ohne dies zuerst näher zu beziffern. Die neuen Surface-2-Modelle können zu den Steigerungen allerdings noch nichts beigetragen haben.

Bei Commercial betrug der Umsatzanstieg 10 Prozent auf 11,20 Milliarden US-Dollar. Dabei trugen laut Microsoft vor allem der SQL-Server und die Highend-Serverversionen mit zweistelligen Umsatzsteigerungen zum Ergebnis bei.

Gestiegener Umsatz und Gewinn, mit dem Microsoft die Prognosen der Analysten übertraf, und wohl auch die optimistischen Prognosen Microsofts, was die Transformation des Konzerns angeht, überzeugten erst einmal die Investoren: Die Aktie legte zu Beginn des nachbörslichen Handels in New York um über 6 Prozent zu.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.) 2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
2/07 12.542 Mio. 2.626 Mio.
3/07 14.398 Mio. 4.926 Mio.
4/07 13.371 Mio. 3.035 Mio.
1/08 13.762 Mio. 4.289 Mio.
2/08 16.367 Mio. 4.707 Mio.
3/08 14.454 Mio. 4.388 Mio.
4/08 15.837 Mio. 4.297 Mio.
1/09 15.961 Mio. 4.373 Mio.
2/09 16.629 Mio. 4.174 Mio.
3/09 13.648 Mio. 2.977 Mio.
4/09 13.099 Mio. 3.045 Mio.
1/10 12.920 Mio. 3.574 Mio.
2/10 19.022 Mio. (17.31 Mio. ***) 6.662 Mio.
3/10 14.503 Mio 4.006 Mio
4/10 16.039 Mio. 4.518 Mio.
1/11 16.195 Mio. 5.410 Mio.
2/11 19.953 Mio. 6.634 Mio
3/11 16.428 Mio. 5.232 Mio.
4/11 17.367 Mio. 5.874 Mio.
1/12 17.372 Mio.
5.738 Mio.
2/12 20.890 Mio. 6.630 Mio.
3/12 17.407 Mio. 5.108 Mio.
4/12 18.059 Mio. -492 Mio.****
1/13 16.008 Mio. 4.470 Mio.
2/13 21.456 Mio. 6.377 Mio.
3/13 20.489 Mio. 6.055 Mio
4/13 19.896 Mio.
4.970 Mio.
1/14 18.529 Mio. 5.244 Mio.
* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm fĂĽr Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
*** ohne Deferred Revenue, der durch Einnahmen mit Windows 7 vor der allgemeinen VerfĂĽgbarkeit des Betriebssystems erzielt wurde
**** maßgeblich beeinflusst durch Abschreibungen in Höhe von 6,2 Milliarden US-Dollar auf die Übernahme von Aquantive.

(jk)