Expert AG behauptet sich vor Euronics und EP

Der Expert-Vorstand gibt sich entspannt: Mit 1,89 Milliarden Euro erzielte die Verbundgruppe ein Umsatzplus von 10 Prozent – der Außenumsatz liegt bei 4 Milliarden. Investitionen in die Steigerung der Beratungs- und Servicequalität zahlten sich aus.

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Von
  • Matthias Parbel
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Das Geschäft floriert bei der Expert-Gruppe (v.li.): Vorstand Stefan Müller, Vorstandsvorsitzender Volker Müller, Generalbevollmächtigter Gerd-Christian Hesse

(Bild: expert)

Im kommenden Jahr feiert die Verbundgruppe Expert AG ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Jubiläumsjahr erwartet Volker Müller ein weiteres Umsatzplus. Die Chancen dafür stünden nicht schlecht, prophezeite der Vorstandsvorsitzende in der vergangenen Woche. Sicher sei schon mal, dass "wir uns bis dahin in allen wichtigen Punkten weiter verbessern werden". Dabei könnten sich die Gruppe aus Langenhagen bei Hannover und deren Gesellschafter durchaus sehen lassen. Bereits mit dem Abschluss des Geschäftsjahres 2010/2011 wies Expert zum sechsten Mal in Folge ein deutliches Umsatzwachstum aus. Exakt um 10,5 Prozent sprang der Innenumsatz der Gruppe von 1,71 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,89 Milliarden Euro. Der Innenumsatz resultiert aus dem Einkauf der angeschlossenen Händler. Dieses Ergebnis schlägt sich auch auf die Ausschüttung des Gesamtbonus nieder, der mit 182,7 Millionen Euro deutlich über dem des Vorjahres (169,1 Millionen) liegt. Die Dividende pro Aktie beträgt 235,50 Euro. Den Außenumsatz der Expert-Händler gibt Müller mit etwa vier Milliarden Euro an.

Das seit sechs Jahren steigende Umsatzvolumen der Kooperation habe dazu geführt, "dass wir uns als Nummer eins im Konkurrenzumfeld stabilisieren konnten", betonte Müller. Die beiden Verbundgruppenmitbewerber Euronics und Electronic Partner bilanzierten einen Umsatz von 1,85 beziehungsweise 1,65 Milliarden Euro. Das Umsatzplus im zurückliegenden Geschäftsjahr habe, so der Expert-Chef, durchaus von der Nachfrage nach Flachbild-Fernsehern zur Fußball-WM profitiert. "Wirklich ausgezahlt haben sich aber vor allem die massiven Investitionen in die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen unserer Mitarbeiter und somit in die Steigerung der Beratungs- und Servicequalität." Darum stehe auch in Zukunft die Qualifizierung der Mitarbeiter im Mittelpunkt, um "für unsere Kunden glaubwürdig das 'Fach' in 'Fachmarkt' erlebbar zu machen". Schließlich sei Expert keine Kooperation der Fachmärkte, sondern des Fachhandels.

Zentrale der Expert AG, die den Mitarbeiterbestand von derzeit 375 Beschäftigten weiter ausbaut

(Bild: expert)

Die Umsatzentwicklung wurde vor allem getragen durch die beiden Absatzbereiche Consumer Electronics und Weiße Ware. Mehr als 60 Prozent des Umsatzes wird mit CE erwirtschaftet. Etwa ein Drittel davon fällt auf die Produktsegmente Kommunikation und PC-Hardware. Im Warenbereich Kommunikation steigerte Expert den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um gut elf Millionen Euro (plus 10,4 Prozent) auf knapp 122 Millionen. Bei der PC-Hardware legte die Gruppe sogar um 13,8 Prozent zu, auf mehr als 266 Millionen Euro. "Vor allem im Bereich Kommunikation liegen wir deutlich über dem Branchendurchschnitt." Müller sieht als Grund für die Zuwachsquoten in den Teilbereichen Telekommunikation und PC-Hardware vor allem die Nachfrage bei Smartphones und Tablet-PCs. "Der befürchtete Kannibalisierungsprozess zwischen Tablet-PCs und Note- sowie Netbooks ist ausgeblieben. Note- und Netbooks gehören weiterhin zum Kerngeschäft der Expert-Fachmärkte", fügt der Vorstandschef hinzu.

Gleichwohl will Müller nicht ausschließen, dass mittelfristig der Netbook-Absatz zugunsten der Notebooks und Tablet-PCs zurückgehen könnte. Als sehr zufriedenstellend beurteilt er die Integration von Apple und Nintendo ins Portfolio – die habe sich als "sinnvoll erwiesen". Aber auch die anderen Bereiche der Gruppe, also Braune und Weiße Ware sind gegenüber dem Vorjahr weiter gewachsen.

Was sich auch im Lagergeschäft der Gruppe niederschlägt. Denn: "Mit unserem Lagergeschäft beliefern wir nur unsere Gesellschafter. Das unterscheidet uns von anderen Kollegen, die dies als Großhandel betreiben oder zumindest mitbetreiben", stellt der Expert-Vorstand schon mal fest. Entsprechend zufrieden sei man mit der wirtschaftlichen Entwicklung im Lagergeschäft. Trotz Preisverfall konnte der Umsatz um mehr als elf Prozent auf knapp 710 Millionen Euro gesteigert werden. Über das Streckengeschäft wurden 1,18 Milliarden Euro erwirtschaftet, wobei das Verhältnis Strecke zu Lager nahezu identisch zu den beiden vorangegangenen Geschäftsjahren verlief: "Wie bei unseren Händlern, die für den gleichen Umsatz immer mehr Produkte verkaufen müssen, wirkt sich auch im Expert-Lagergeschäft der Preisverfall dadurch aus, dass für den gleichen Umsatz immer größere Stückzahlen und damit Tonnage abgewickelt werden müssen", erläutert Vorstandsmitglied Stefan Müller. Da würden "zusätzliche, innovative Lieferanten wie Apple und Nintendo" den "Positivtrend" im Lagergeschäft fördern.

Ebenfalls "auf gutem Weg" befinde sich das Geschäft mit der Heimvernetzung. "Intelligente, vernetzte Lösungen bedürfen einer umfassenden Beratung. Hier liegt die Chance für den Fachhandel, der kompetenten Service aus einer Hand anbieten kann", stellt der Vorstandsvorsitzende Müller fest und fügt hinzu: "Spätestens seit unserer diesjährigen Frühjahrstagung ist die Heimvernetzung ein zentrales Thema geworden". Die nötigen Grundlagen, vor allem aktuelles Wissen zu Konvergenzprodukten, vermittelt die Expert-Akademie den Mitarbeitern. Dazu kooperiert die Akademie mit PluralMedia. In einem Kompaktseminar werden die Teilnehmer zu PluralMedia-Beratern ausgebildet.

Einen wichtigen Bestandteil der Gruppe bilden die Fachmärkte mit mindestens 800 Quadratmetern Fläche. Stand Juni 2011 zählt Expert 211 Märkte und nimmt damit innerhalb des Konkurrenzumfeldes nach Media Markt mit 235 Märkten in Deutschland den zweiten Platz ein – noch vor Saturn mit 145 Filialen. Euronics und Medimax EP folgen mit 130 beziehungsweise 114 Flächenmärkten. "Wir rechnen damit, bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres auf 233 Märkte zu kommen", hofft Müller. Unabhängig davon wächst auch die Zahl der Fachgeschäfte. Zusammen mit den Fachmärkten kommt die Gruppe derzeit auf insgesamt 439 Betriebe. Etwas betrüblich allerdings sei der anhaltende Gesellschafterschwund auf momentan 238 Mitglieder. Das führe dazu, dass im Rahmen der Nachfolgeregelungen immer mehr Gesellschafter mehrere Betriebe führen müssten.

Auch in Zukunft will Vorstands-Chef Müller darauf achten, dass organisches Wachstum im Vordergrund steht. "Das ist uns wichtig. Gesellschafterwachstum geht vor Eigenwachstum." Mit dieser Feststellung legt Müller Wert darauf, dass immerhin 86 Prozent aller Gesellschafter einen Umsatz von mehr als 5 Millionen Euro erwirtschaften. Den durchschnittlichen Umsatz pro Geschäft beziffert die Gruppe mit 9,1 Millionen Euro. Was Müller unterdessen leichte Sorgen bereitet, sind Lieferengpässe wie beispielsweise bei Kameras. Hier seien Auswirkungen der Fukushima-Katastrophe noch nicht ausgestanden. "Im dritten Quartal können die Produktionsausfälle spürbar werden." Und nach dem zögerlichen Kaufverhalten in der Zeit von Januar bis Mai rechnet der Expert-Chef jetzt wieder mit einer Erholungsphase. "Ich gehe davon aus, dass wir zum Ende des Jahres ein leichtes Plus mit zwei bis drei Prozent über alle Sortimente haben werden." (map)
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