In der Ruhe liegt die Kraft

Sie stehen ständig unter Strom, haben keine Zeit für "sinnlose" Gespräche, Ihr ganzer Tag ist auf Effizienz getrimmt? Dann sollten Sie einen Gang runterschalten, denn in den Augen der Mitarbeiter wirken Sie eventuell einfach überfordert.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Der typische Manager ist immer in Eile, sein Tag reicht niemals aus, um alle Aufgaben erfüllen zu können. Mitarbeiter sollten ihn nur ansprechen, wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht, denn Zeit ist Geld und seine Zeit ist besonders teuer. Vielleicht ist dieser "Leistungsträger" tatsächlich ständig am Limit. Aber dann sollte er dringend über sein Zeitmanagement nachdenken oder endlich lernen, mehr Aufgaben an seine Mitarbeiter zu delegieren. Denn einen guten Eindruck macht dieser "Arbeitsstil" sicher nicht. Gerade für Vorgesetzte gilt: "In der Ruhe liegt die Kraft". Denn wer erfolgreich führen will, muss auch Geduld haben und beweisen.

Ein Chef, der stets in Eile ist und seine Arbeit hektisch erledigt, wirkt nicht ständig einsatzbereit und unglaublich gefragt, sondern eher überfordert. Das alte Spiel "wer macht zuletzt das Licht im Büro aus?" sollte man deshalb lieber anderen überlassen. Ein Vorgesetzter, der offensichtlich ständig unter Zeitdruck steht, wird seinen Mitarbeitern niemals den Eindruck vermitteln, dass sie jederzeit zu ihm kommen können oder, dass er sich auch nur im Entferntesten für das interessiert, was sie ihm zu sagen hätten.

Dieses ständige "unter Strom" stehen, schadet also den Beziehungen zu Ihren Mitarbeitern und ist außerdem auch gefährlich für das Fortkommen des Unternehmens: wagen es die Mitarbeiter nicht, Sie in kritischen Situationen – oder auch nur, wenn sie unsicher sind – um einen Rat zu bitten, wächst die Gefahr, dass sie falsche Entscheidungen treffen oder einen falschen Kurs einschlagen. Und der Chef bekommt es nicht mit, weil er so beschäftigt ist.

Daher sollten sich Führungskräfte selbst zu mehr Geduld und Ruhe erziehen. Bedenken Sie, welches Bild Sie nach Außen abgeben, wenn Sie gehetzt durch die Gänge eilen. Eine Führungskraft hat Vorbildcharakter, auch Ihre schlechten Angewohnheiten haben Auswirkungen auf die gesamte Belegschaft. Natürlich sollen alle Mitarbeiter mit Engagement bei der Arbeit sein. Dennoch sollte Engagement nicht mit Hektik oder Ungeduld verwechselt werden. Denn sonst werden Probleme nicht rechtzeitig angesprochen und Lösungen erst gesucht, wenn es "brennt" – was wiederum zur großen Hektik und zu unnötigem Stress führt. Aber auch gute Ideen der Mitarbeiter werden Sie nie erreichen, wenn keiner mehr mit Ihnen sprechen will.

Achten Sie darauf, wie Sie mit den Mitarbeitern sprechen: blicken Sie ständig auf die Uhr? Unterbrechen Sie die Kollegen mitten im Satz, weil es Ihnen nicht schnell genug geht? Setzen Sie sich für ein Gespräch hin oder reden Sie grundsätzlich nur im Stehen, quasi im Vorbeilaufen mit den Leuten? Dann sollten Sie dringend an Ihrem Auftritt und an Ihrem Zeitmanagement arbeiten. Natürlich haben Sie als Führungskraft viel zu tun, aber zu Ihren Managementaufgaben gehört es auch, die Mitarbeiter zu leiten und dafür brauchen Sie Zeit.

Geben Sie Aufgaben ab, richten Sie eine feste "Sprechstunde" für Ihre Mitarbeiter ein und hören Sie zu, ohne gedanklich schon bei einer anderen "Baustelle" zu sein. Leiten Sie während dieser Sprechstunde Ihr Telefon auf die Assistentin um und lassen Sie keine Zwischenstörungen durch Dritte zu. Geben Sie positives Feedback und vermitteln Sie Ruhe und Geduld. Denn Sie sollten auch nicht vergessen, dass es für manchen Mitarbeiter wirklich nicht einfach ist, sich zu einem Gespräch mit dem Chef zu überwinden. Geben Sie diesen Leuten Zeit, sich zu fangen und ihre Nervosität zu überwinden. Einen Gang runterzuschalten wird Ihr Verhältnis zur Basis deutlich verbessern und auch Ihrer eigenen psychischen und physischen Verfassung sicherlich gut tun. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)