So zeigen Sie "Energievampiren" im Büro die rote Karte

Wie lehnt man ab, ohne den Kollegen zu beleidigen? Wie wehrt man sich gegen die Ausbeutung durch die "lieben Kollegen"? Indem man Energievampire im Büro identifiziert und ihnen die rote Karte zeigt.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Ärgern Sie sich immer wieder über freche Kollegen, die ohne zu zögern, ungeliebte Arbeiten auf Ihren Schreibtisch abwälzen? Sie im Grunde frech darum "bitten", ihre Arbeit zu erledigen? Solche "Energievampire" können einen wirklich in den Wahnsinn treiben. Am meisten ärgern Sie sich aber vermutlich über sich selbst. Weil Sie es mal wieder nicht geschafft haben, diesen "lieben Kollegen" die Grenzen aufzuzeigen.

Wenn das so ist, dann leiden Sie vermutlich unter einem Defizit, das viele Menschen haben: Sie können nicht "nein" sagen. Nur selten liegt es daran, dass man so gerne die Arbeit anderer Leute übernimmt und dadurch das Gefühl hat, unentbehrlich zu sein. Die meisten von uns durchschauen das Spielchen sehr wohl und glauben keinesfalls, dass sie dadurch im Ansehen des "Ausbeuters" steigen. Das Problem liegt oft an anderer Stelle begründet. Sind Sie auch zu höflich um "Nein" zu sagen, zu freundlich, um dem anderen ein Stopp-Schild vor den Kopf zu knallen? Dann wird es allerdings Zeit, dass Sie es lernen.

So fällt es Ihnen leichter "Nein" zu sagen

Führen Sie sich folgendes vor Augen: Nicht Sie sind unhöflich, weil Sie ablehnen. Sondern der andere ist unverschämt, weil er überhaupt gefragt hat. Gegen gegenseitige Unterstützung ist auch im Büro nichts einzuwenden, aber wer immer nur nimmt und niemals gibt, ist einfach nur ein Ausbeuter. Hat der Kollege oder die Kollegin Ihre Bemühungen jemals honoriert (außer mit diesem netten Lächeln)? Vermutlich nicht. Weshalb fühlen Sie sich also so, als stünden Sie in seiner/ihrer Schuld?

Wenn Sie gefragt werden, haben Sie immer die Wahl. Das heisst, Sie können eben auch ablehnen. Damit muss der andere also rechnen. Reagiert die andere Person beleidigt, sollten Sie darauf hinweisen und fragen, wo eigentlich das Problem ist. Auch kann es nicht schaden, die vielen Gefälligkeiten parat zu haben und klar zu sagen, dass die zahlreichen "kleinen Gefallen" sich allmählich zu einem Zusatzjob entwickeln. Denn der Trick der Energievampire ist ja, dass sie alles als Kleinigkeit verpacken. Nur zählt nicht der einzelne Posten, sondern auch die Summe.

Auch sollten Sie sich überlegen, was das Schlimmste ist, das Ihnen passieren kann. Vielleicht, dass der Energievampir nicht mehr mit Ihnen spricht, sondern eine andere Person mit seinen Bitten belästigt? Nun, wäre das wirklich so schlimm? Das schlimmste, das Ihnen tatsächlich passieren kann, ist, dass Sie weiterhin alles mit sich machen lassen und so immer mehr Arbeit haben, aber zugleich an Ansehen verlieren.

Wenn Sie Schwierigkeiten haben, direkt "Nein" zu sagen oder dabei den richtigen Ton zu treffen (bestimmt, aber nicht aggressiv), dann gehen Sie stufenweise vor. Denn das wichtigste ist zunächst, dass Sie nicht sofort wieder "ja" sagen. Also antworten Sie ausweichend. Sagen Sie, Sie würden es sich überlegen. Sie müssten erst überprüfen, ob Sie die Zeit haben, diesen zusätzlichen Aufwand zu betreiben. Das ist auch wichtig, um zu zeigen: es ist eben nicht nur eine Kleinigkeit, um die Du mich da bittest. Du bestimmst damit auch über meine Zeit und die gebe ich nicht einfach so her.

Diese neue Reaktion dürfte den Energievampir überraschen und stutzig machen und vermutlich wird er oder sie versuchen, Sie doch zu einer augenblicklichen Zusage zu überreden. Er oder sie stehe unter Zeitdruck, müsse sofort wissen, ob das möglich sei etc. Wenn Sie so bedrängt werden, dann sollten Sie sofort die Reißleine ziehen und ablehnen. Sagen Sie, dass Sie nicht zusagen können, bevor Sie nicht geprüft haben, ob Sie Zeit dafür haben. Die meisten Energievampire machen sich dann sofort auf die Suche nach dem nächsten Opfer, denn sie brauchen die schnelle Lösung.

Ebenfalls sehr wirksam: ein "Ja" das an Bedingungen geknüpft ist. Sie helfen aus, dafür muss der Energievampir aber auch etwas für Sie erledigen. Sagen Sie klar, dass diese zusätzliche Arbeit Sie Zeit kostet, die an anderer Stelle wieder reinkommen muss. Dass Sie gerne aushelfen, wenn Not besteht, aber diese Investition wieder haben wollen. Nicht irgendwann. Sie müssen konkret sagen, welche Gegenleistung erbracht werden muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie nochmal um einen "kleinen Gefallen" gebeten werden, tendiert in diesem Moment bereits gegen Null. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)