Mobiler Speicher mit Photovoltaik im Test: Powerstation Revolt HSG-1200

Powerstations sind beliebt geworden, vor allem, wenn sie über Photovoltaik-Panels aufgeladen werden können. Der Revolt HSG-1200 mit 2,2 kWh im Test.

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Großer Akku mit Tragegriff

(Bild: heise online / Clemens Gleich)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Da Powerstations gerade so beliebt werden, wollten wir mal eins dieser Geräte testen. Wir bestellten einen Revolt HSG-1200 beim Pearl-Versand. Als dauerhafte Testentnahme schloss ich einen Heizwiderstand mit 700 W an (eine Infrarotheizung). Die Idee kam mir, weil Youtube mich mit einer seltsamen Werbung bombardiert, in der ein kleines Mädchen in einer kalten Wohnung herumläuft und ein Sprecher insinuiert, eine Akkukiste sei ein schlauer Weg heraus aus diesem beklagenswerten Umstand.

Falls Youtube Ihnen keine absurden Werbungen über das Heizen aus einer Akkubox unterbreitet und Sie auch sonst nicht wissen, warum Sie diesen Text gerade lesen, hier eine kurze Zusammenfassung der Funktionen einer Powerstation: Eine Powerstation sammelt Strom über einen 230-V-Adapter, einen 12-V-Adapter oder Solar-Panels in einem Lithium-Akku (meistens wie hier im Revolt sind es LFP-Zellen) und gibt diese über eine Umrichtereinheit als 230 V per Schukostecker, USB oder 12 V per Koaxstecker wieder zurück.

Einsatz finden die Geräte zum Beispiel beim Camping, wo sie tagsüber mit niedriger Leistung aus 12 V während der Fahrt oder Solarpanels im Stand Leistung aufnehmen, die sie abends zum elektrischen Kochen konzentriert abgeben. Technisch und ökonomisch eignen sich Powerstations also zur Akkumulation von Energie über längere Zeiträume für Spitzenlastabgaben. Als Ersatz für ein Notstromaggregat (kostet in dieser Leistungsklasse circa 500 Euro) eignen sie sich mangels Energiemenge nicht, das nur zur Sicherheit.

Das konkrete Gerät Revolt HSG-1200 lädt mit dem 230-V-Adapter bei rund 200 W und braucht damit folglich über 11 Stunden von ganz leer zu ganz voll. Der Adapter für 12 V zieht bis 9 A, also 108 W, bedeutet: über 20 Stunden von ganz leer zu ganz voll. Die maximale Solarleistung des Steckers am Frontpanel liegt bei 260 W (12 bis 30 V). Über einen 2. Gleichstrom-Anschluss (ebenfalls Anderson-Stecker) an der Stirnseite ist eine Schnellladung mit 25 V x 32 A (800 W) möglich, also z. B. im Einsatz an einer stationären Solaranlage. Die Powerstation managt Laden und Entladen gleichzeitig, sodass der Strom über den Tag nur bilanziell stimmen muss.

Beispiel: Die Revolt-Box könnte im Kofferraum am 12-V-Adapter hängen, während der Fahrt dort Strom ziehen und gleichzeitig sowohl in Fahrt als auch im Stillstand eine Kühlbox mit Strom versorgen. Oder die Box könnte den ganzen Tag Strom von einem Solar-Panel beziehen, dabei Smartphones laden und abends Strom zum Kochen bereitstellen. Damit wird oft geworben für den Camping-Einsatz, aber ganz ehrlich: Würden Sie tragbare, beliebte Geräte für mehrere tausend Euro tagsüber vor dem Camper liegen lassen? Das muss schon ein sehr familiärer Campingplatz sein oder ein sehr einsamer Übernachtungsort. Ich denke, im Camping-Einsatz sticht weiterhin das Solar-Panel auf dem Dach. Dazu kommt, dass der HSG-1200 nicht regenfest ist. Mein Testeinsatz beim Faschingsumzug fiel daher wortwörtlich ins Wasser. Hier liegt schon die Crux dieser Geräte: Ihr Einsatzbereich ist relativ eng definiert, ihr Preis relativ hoch. Deshalb schreiben Sie mir gern Ihre Nutzungsideen solcher Technik.

Revolt HSG-1200 (10 Bilder)

Das Revolt-Gerät ist solide gebaut, kompakt, aber durch die Akkus natürlich auch schwer (24,7 kg).
(Bild: Clemens Gleich)

Das Revolt-Gerät machte von Anfang an einen soliden Eindruck. Statt Einzelgriff wären Griffe an den Enden praktischer, wie es bei den meisten Powerstations gelöst ist, denn das Gerät wiegt fast 25 kg. Das würde auch vermeiden, dass sich das relativ empfindliche Segment-Display ans Bein drückt, was zu (temporären) LCD-Anzeigefehlern führt. Die Leistung an den Schukodosen mit 2,2 kW reicht aus, um damit zu kochen. Sie steht zuverlässig bis zur Abschaltung an. Den Umrichter kühlt Revolt mit einem Gebläse. Das läuft standardmäßig in einer geringen Drehzahl, bei der es praktisch unhörbar ist.


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Wenn das nicht reicht, schaltet es auf Nenndrehzahl zur höheren Wärmeabfuhr. Das wird dann relativ laut. Hier fände ich einen feiner geregelten Lüfter besser. Der Umrichter arbeitet jedoch effizient, sodass sich der Lüftereinsatz auf Nenndrehzahl bei Testtemperaturen um 20° C trotz dauerhafter Entnahme von 700 W im Rahmen hielt. Ich entlud bis Abschaltung. Vor der Abschaltung blinkt zwar das Display mit dem niedrigen Akkustand, ein kleiner Pieper wäre jedoch hilfreich, vor allem beim Camping. Im niedrigeren SoC-Bereich läuft der Lüfter etwas öfter.

Von 100 auf 0 Prozent SoC konnte ich bei 20° C Temperatur und 700 W Entnahmeleistung 2,06 kWh in meinen Testwiderstand entnehmen. Die restliche Energiemenge gegenüber der Nennmenge 2,2 kWh geht im Innenwiderstand und im Umrichter verloren. Das Ergebnis entspricht der Herstellerangabe von 90 Prozent Entlade-Effizienz. Sie können also auf jeden Fall mit 2 kWh rechnen, bei geringen Entnahmeleistungen vielleicht sogar etwas mehr.

Die entnommene Energie vom 230-V-Netz wieder aufzuladen brauchte 2,69 kWh. Die mäßige Lade-Effizienz liegt wahrscheinlich hauptsächlich im Netzteil begründet, das auffällig heiß wird. Den Solarbetrieb konnten wir mangels Sonne nicht testen. Wenn sich herausstellt, dass reges Interesse an Powerstation-Tests besteht, werden wir einen weiteren Test mit einem anderen Gerät an Solar-Panels bringen, sobald der Sonnenstand typischen Mainstream-Camping-Winkeln entspricht (ab April).

Der HSG-1200 hinterließ einen positiven, soliden Eindruck. Obwohl er für den Betrieb in Innenräumen spezifiziert wurde, traue ich ihm die üblichen Camping-Unbillen problemlos zu, wenn man ihn vor direktem Regen schützt. Interessant für eventuelle Kaufentscheidungen bei allen solchen Akkus: Wenn Sie eine Powerstation zusammen mit einer PV-Anlage für ein Wohngebäude anschaffen, entfällt seit 2023 die Mehrwertsteuer. Damit kostet der HSG-1200 Privatpersonen statt 2199 Euro 1849 Euro – immerhin.

(cgl)