Rock it - Die Neuerungen von Fedora 13

Seite 4: Entwicklung, Administration, weitere Änderungen

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Parallel zum als Standard-Laufzeitumgebung für Python-Software genutzten Python 2.6.4 lässt sich nun Python 3.1.2 installieren. Das soll fürs Erste insbesondere Entwicklern, langfristig aber auch Anwendern den Umstieg auf die neue Python-Generation erleichtern, die in zahlreichen Aspekten nicht abwärtskompatibel zu den Versionen der 2er-Serie ist. Ferner haben die Entwickler den GNU Debbuger um Unterstützung für Python2 und Python3 verbessert und GDB in dem Zug auch um einige Python-spezifische Kommandos erweitert.

In den Fedora-Paket-Depots findet sich jetzt auch die Community Editon der Java-basierten Entwicklungsumgebung IDEA; Netbeans haben die Fedora-Entwickler auf die Version 6.8 aktualisiert. Erheblich ausgebaut wurde die Unterstützung für das Dogtag Certificate System – ein Open-Source-Framework zur Verwaltung und Nutzung einer Public-Key-Infrastruktur (PKI). Im Software-Angebot von Fedora findet sich nun auch die Open-Source-Variante der Zarafa Collaboration Platform(ZCP)

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Parallel zur Fertigstellung von Fedora 13 arbeiteten die Entwickler bereits seit Mitte Februar im fast täglich aktualisierten Entwicklerzweig Rawhide an Fedora 14. Diese unter dem Namen "No Frozen Rawhide" eingeführte Parallelentwicklung haben die Fedora-Mitstreiter bei Fedora 13 das erste Mal angewendet. In der Vergangenheit gingen neue Fedora-Versionen immer direkt aus Rawhide hervor, was nach Ansicht einiger Entwickler gerade in der Schlussphase der Entwicklung neuer Fedora-Versionen die Entwicklung der übernächsten Version verlangsamt habe.

Fedora 14 wurde kürzlich nach dem Professor der Physik und Nobelpreisträger Robert B. Laughlin benannt und soll nach den derzeitigen Planungen Ende Oktober dieses Jahres erscheinen soll. Das wären etwas mehr als zwei Wochen nach Ubuntu 10.10 – es gab allerdings bei den letzten Fedora-Version immer Verzögerungen von ein, zwei oder drei Wochen, sodass eine Freigabe Anfang November wahrscheinlicher scheint.

Dann wird Fedora 13 auch schon fast die Hälfte seiner Lebensdauer hinter sich haben, denn das Fedora-Projekt betreut eine Fedora-Version nur bis ungefähr einen Monat nach Erscheinen der übernächsten Version – in diesem Fall also Fedora 15, das in ungefähr einem Jahr erscheinen dürfte. Eine Long Term Stable release, wie Ubuntu es anbietet, wurde im Fedora-Projekt schon mehrfach diskutiert, aber nie angegangen. So manche Fedora-Anwender setzen daher bei konservativ gewarteten Systemen auf Red Hat Enterprise Linux oder dessen kostenlose Nachbauten wie CentOS. Die Distributionen sind eng mit Fedora verwandt, werden sieben Jahre gepflegt und bekommen ein bis zwei Mal pro Jahr eine aufgefrischte Treiber- und Software-Ausstattung, damit sie auch mit moderner Hardware zusammenarbeiten.

Die Übersicht der Features von Fedora 13 enthält noch einige weitere Neuerungen:

  • Wie schon frühere Fedora-Versionen enthält auch Fedora 13 Unterstützung für das noch in Entwicklung befindliche und als "Next Generation File System for Linux" gedachte Dateisystem Btrfs. Mithilfe seiner Snapshot-Funktionen können Fedora-Anwender nach dem Einspielen von Updates nun auf einen älteren Software-Stand zurückwechseln, wenn sich herausstellt, dass ein Update Probleme bereitet – genau wie das Btrfs-Dateisystem selbst ist diese Funktion aber noch nicht vollständig ausgereift.
  • Standardmäßig nutzt Fedora nun NFS in der Version 4; der NFS-Client verbindet sich jetzt auch per IPv6 mit NFS-Servern.
  • Zum Software-Management verwendet Fedora 13 die RPM-Version 4.8 – sie bringt unter anderem verschiedene Performance-Optimierungen und deinstalliert Pakete in der korrekten Reihenfolge.
  • Das Gros der in Fedora 13 enthaltenen Software wurde im nun abgeschlossenen Entwicklungszyklus neu übersetzt – ein Grund dafür war eine Änderung am Linker, die ein Problem mit impliziten Abhängigkeiten beseitigt. Viele nicht neu gebaute Pakete enthalten in den RPM-Versionensbezeichnung Abschnitte wie "fc12" oder "fc11" – das ist nichts ungewöhnliches und erspart Anwendern älterer Fedora-Version beim Update den Download neuer Pakete, bei denen sich außer der Versionsnummer nichts geändert hätte.
  • Mithilfe von Sipwitch der Versionsreihe 0.7 soll mit Fedora 13 direkte und abgesicherte Peer-to-Peer Kommunikation ähnlich wie bei Skype möglich sein; dazu bedarf es keines vermittelnden Service-Providers, selbst wenn die Clients hinter Routern sitzen, die NAT verwenden.
  • Die Fedora-Entwickler haben Static Probes in zahlreiche weitere Programme integriert, um die Debugging- und Tracing-Möglichkeiten mit Systemtap zu verbessern.
  • Der bei Fedora 12 eingeführte System Security Services Daemon (SSSD) wird von Fedora nun Standardmäßig installiert und lässt sich nun beim ersten Systemstart oder über die Authconfig-Programme konfigurieren.
  • Die Fedora-Entwickler haben die LVM-Unterstützung im früher DeviceKit-disks genannten Udisks und dem darauf aufbauende Gnome-Programm Palimpsest ausgebaut; das Ganze ist aber noch ausbauwürdig, denn bislang lassen sich keine Volume Groups anlegen oder Logical Volumes in der Größe verändern. Das Programm zeigt nun auch die Struktur und Anbindung von Multipath-Devices an und bietet Basis-Funktionen zur Remote-Konfiguration anderer Systeme.
  • Fedora 13 achtet beim Anlegen von Partitionen nun auf ordentliche Ausrichtung, damit auch Festplatten mit 4 Kilobyte großen Sektoren optimale Performance erzielen. Palimpsest zeigt zudem an, wenn eine Partition schlecht aligned ist.
  • Erheblich überarbeitet und deutlich übersichtlicher sind die Schritte zur Festplatten-Konfiguration und -Einteilung im Installationsprogramm.
  • Nachdem bei Fedora 12 noch ein vergleichsweise altes Upstart zum Einsatz kam, kümmert sich bei Fedora 13 ein Upstart der 0.6er-Serie, um die Initialisierung von System und Diensten.
  • Fedora legt ein neues, "accounts-dialog" genanntes und im Gnome-Umfeld entstandenes Programme bei, das einige Funktionen zur Benutzerverwaltung und Konfiguration des Log-In-Manager GDM enthält.
  • Zur Software-Ausstattung von Fedora gehören Firefox 3.6.3, Thunderbird 3.0.4, Gimp 2.6.8 und OpenOffice 3.2.0; als Standard-C-Bibliothek dient die Glibc 2.12.
  • Genau wie die Ubuntu-Entwickler hatten die Fedora-Entwickler den Hardware Abstraction Layer (HAL) eigentlich nicht mehr im Rahmen der Standard-Installation aufspielen wollen, mussten dies aber vertagen, da einige Anwendungen noch auf die HAL angewiesen sind.

Wie üblich bietet das Fedora-Projekt verschiedene Spins von Fedora 13 zum Download an – ISO-Images von Live-Medien, die auf bestimmte Anwender abgestimmte Software-Zusammenstellungen enthalten. Neben den bekannten, etwa mit GNOME, KDE, LXDE oder XFCE ausgestatteten Spins gibt es mit Fedora 13 einige neue – darunter der speziell auf Bildbearbeitung und Grafikdesign ausgerichtete "Design Suite Spin" oder der zur System-Prüfung und -Rettung geeignete Security Spin. Neu ist auch ein speziell auf Mobil-Geräte wie Netbooks ausgerichteter Spin mit der Desktopoberfläche Moblin oder der Sugar on a Stick genannte Spin mit der Fedora in Version 0.88 beiliegenden Lernsoftware Sugar von Sugarlabs.

Während frühere Fedora-Versionen auch für Power-Systeme (PPC/PPC64) erhältlich waren, wird es Fedora 13 zumindest vorerst nur für x86-Systeme mit 32- und 64-Bit-Prozessoren (x86-32/i386/ix86/IA32 und x86-64/x86_64/AMD64/EM64T) geben. Einige Entwickler wollen jedoch eine PPC-Variante als "Secondary Arch" erstellen – konkrete Termine für Beta-Versionen oder die Freigabe einer Fedora-13-Variante für PPC stehen noch nicht fest. Das gilt auch für die Fedora-Portierungen auf für ARM, MIPS und anderen Prozessor-Architekturen.