Rock it - Die Neuerungen von Fedora 13

Seite 5: Fazit, weitere Informationen, Ausbau und Spins

Inhaltsverzeichnis

Durch die modernen, teilweise maßgeblich von Red-Hat-/Fedora-Entwicklern vorangetriebenen Open-Source-Grafiktreiber, einen recht neuen Kernel und eine auch sonst überaus aktuelle und an vielen stellen polierte Ausstattung wird Fedora 13 wieder einmal seinem Ruf als Vorreiter-Distribution gerecht, bei der neue Techniken und Software dem Feldtest unterzogen wird, bevor andere Distributionen sie ebenfalls einsetzen. Nichtsdestotrotz lief selbst die Vorabversion von Fedora 13 in den vergangenen Wochen auf mehreren Testsystemen ohne erwähnenswerte Schwierigkeiten.

Die Tests zeigten aber auch die von früheren Fedora-Versionen bekannten Eigenarten, die die moderne Software-Ausstattung und die Beschränkung auf Open-Source-Software mit sich bringt. Dazu zählen die eher mühsame Installation der Nvidia-Treiber oder die Inkompatibilität mit AMDs proprietären Treibern – an beidem ist zwar Fedora nicht direkt schuld, das aber dürfte mancher Anwender nicht so sehen oder schlicht ignorieren. Aber viele Fedora-Anwender nehmen diese und einige andere Unannehmlichkeiten für die umfassende und frische Software-Ausstattung gerne in Kauf. (thl)

Einige weitere Informationen zu Goddard sowie Fedora im Allgemeinen:

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Bezugsquellen und weitere Informationen

Über die Haupt-Download-Seite oder eine Seite mit einer Übersicht über die wichtigsten Downloads sind ISOs mit dem traditionellen Installer sowie die Desktop- und KDE-Spins erhältlich. Beim Auswahl über diese Seite erfolgt der Download normalerweise über einen nicht allzu weit vom Anwender entfernen Spiegel-Server, sofern ein solcher denn verfügbar ist. Die Fedora-Spins mit LXDE, KDE, XFCE oder den Spielen sind via Bittorrent erhältlich – Hintergründe zu deren Ausstattung und die Torrent-Dateien liefert eine andere Webseite.

Über die Fedora-Homepage und einer Subdomain mit Dokumentation zu Fedora finden sich zahlreiche weitere Informationen und Anleitungen zu Fedora 13. Die auf der Dokumentationswebseite erhältlichen Release Notes etwa geben einen Überblick über die wichtige Neuerungen und einige mit ihnen in Verbindung stehenden Detailaspekte. Eine deutsche Version der Release Notes gibt es bislang aber ebensowenig wie vom "Installation Guide". Im englischen Bereich des Projekt-Wikis pflegen die Fedora-Entwickler eine Liste mit häufiger anzutreffenden Problemen von Fedora 13.

Im nebenstehenden Text sind viele Webseiten mit weiteren Informationen zu den angesprochenen Neuerungen bereits verlinkt. Es gibt aber noch weitere – in den "Fedora 13 one page release notes" etwa gibt das Projekt einen hübsch aufbereiteten kurzen Überblick über die wichtigsten Neuerungen, während die Fedora 13 Talking Points und das Release Announcement einen solchen in etwas textlastigerer Form geben.

Im Fedora-Wiki finden sich zudem Interviews mit einigen Entwicklern, die Hintergründe zu einigen neuen Funktionen liefern. Die drei Interviews mit Nouveau-Entwickler Ben Skeggs, System-Config-Printer-Maintainer Tim Waugh und dem hinter Gnome-Color-Manager stehenden Richard Hughes etwa liefern einige Hintergründe zu den Änderungen, die die drei bei Fedora 13 umgesetzt haben, um die Hardware-Unterstützung zu verbessern. Das Interview mit Dan Williams liefert einen guten Überblick über die Umbauten am von ihm gewarteten NetworkManager. Ferner gibt es Interviews zu boot.fedoraproject.org und den Neuerungen rund um Python 3, SSSD und Btrfs.

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Vielfach unvermeidbarer Ausbau

Genau wie seine Vorgänger enthält Fedora 13 von einigen Firmware-Dateien abgesehen nur Software, die unter einer der vom Fedora-Projekt anerkannten Open-Source-Lizenzen steht; Lizenzen, die etwa eine Nutzung der Software im kommerziellen Umfeld verbieten oder die Weitergabe der Software durch Dritte untersagen, schaffen es nicht auf diese Liste. Ferner lässt das Fedora-Projekt auch Software außen vor, die bekanntermaßen durch Patente geschützte Techniken nutzt.

Das alles soll Anwender sowie Dritte, die die Linux-Distribution in modifizierter oder unmodifizierter Form separat oder zusammen mit Hardware vertreiben wollen, vor Ansprüchen durch die Copyright- und Patenthalter schützen. Durch diese Herangehensweise fehlen Fedora 13 jedoch einige Funktionen, auf die viele Anwender im Alltag wert legen. Das beginnt beim Adobe Flash-Player oder den proprietären Grafiktreiber für Nvidia-Grafikchips und macht auch vor Software zur Wiedergabe vieler gängiger Audio- und Video-Formate nicht halt – Letzteres schließt die Unterstützung zum Abspielen von MP3s ein, da die Patentverwertungsfirma Sisvel bekanntermaßen Ansprüche der Rechteinhaber von MP3 geltend macht.

Auf Notebooks oder Desktops ist eine Fedora-13-Installation daher erst nach Aktivieren von Paketdepots wirklich einsatzbereit, über die sich die so manche der vom Fedora-Projekt ausgeklammerte Software nachinstallieren lässt. Die wohl bekanntesten und meist genutzte Repositories für Fedora dürfte die Free- und Nonfree-Depots von RPM Fusion sein. Sie lassen sich bereits während der Installation mit dem vollwertigen Installationsmedium einbinden oder nach dem Aufspielen von Fedora aktivieren. Benötigen auf Gstreamer aufsetzenden Anwendungen wie Totem nach der Konfiguration von RPM Fusion Fedora nicht beiliegende Plugins, die RPM Fusion anbietet, dann spielt PackageKit diese auf Nachfrage ein. Die Installation der proprietären Grafiktreiber von Nvidia erklärt das Projekt in einem Howto.

In RPM Fusion finden sich zwar viele der gängigen und von Fedora ignorierten Anwendungen und Treiber, aber keineswegs alle. Den Adobe Reader und das Adobe Flash-Plugin etwa darf das Projekt nicht anbieten, da die Lizenz der Programme das verbieten; man bezieht sie daher am besten über das von Adobe selbst gepflegte Paketdepot. Auch Google pflegt ein eigenes Depot, über das man Picasa (nur x86-32), Chrome und den Google Desktop erhält. Einige andere nicht in Fedora oder RPM Fusion enthaltene Software findet sich zudem in andere auf Fedora abgestimmten Paketdepots.

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Spins, Remixe und Co.

In den Paket-Depots von Fedora 13 finden sich weit über zehntausend Pakete, die das Fedora-Projekt zu unterschiedlichen Varianten der Distribution kombiniert.

Die größte Software-Ausstattung und den größten Einfluss auf die Installation bieten die "traditionellen" Installationsmedien, die das Projekt als CD- oder DVD-ISO für x86-32 und x86-64-Systeme zum Download anbietet; eine abgespeckte Variante ermöglicht ähnlich wie die über boot.fedoraproject.org erhältlichen Boot-Images eine Netzwerkinstallation. Der Anwender kann bei all diesen Varianten die Paketauswahl beeinflussen und etwa zwischen GNOME und KDE wählen; nicht ganz so gängige Anwendungen oder Desktop-Umgebungen wie LXDE oder XFCE sind allerdings nicht auf den CDs und DVDs enthalten, aber direkt während der Installation auswählbar, wenn man die Online-Depots als Installationsquelle aktiviert.

Ferner bietet das Projekt noch "Spins" an – verschiedene Live-Medien, die auf unterschiedliche Benutzerkreise abgestimmte Software-Zusammenstellungen enthalten. Ähnlich wie die Haupt-Installations-CD von Ubuntu eignen sich Spins nicht nur zum gefahrlosen Ausprobieren von Fedora, sondern auch zur Installation auf Festplatte. Anders als beim traditionellen Installer oder bei der Ubuntu-Installations-CD kann man bei dieser Methode allerdings das Dateisystem für die Root-Partition nicht beeinflussen, sondern muss das Standard-Dateisystem Ext4 nutzen – dafür ist diese Installationsmethode überaus schnell.

Der dem Projekt wichtigste Spin ist der mit Gnome ausgestattete Desktop-Spin, denn ihm räumt die Haupt-Download-Seite von Fedora den besten Platz ein; über sie findet man auch zum KDE-Spin. Beide sind genau wie die Paket-Depots und die ISO-Images der traditionellen Installationsmedien über hunderte von auf der Welt verteilten Spiegel-Server erhältlich. Über eine den Spins gewidmete Webseite sind weitere Spins verfügbar – etwa welche mit den Desktop-Umgebungen LXDE und XFCE, einer mit der Moblin-Oberfläche, der Security Spin, Sugar on a Stick oder der auf Spiele fokussierten Games Spin. Letztgenannter füllt eine DVD, die meisten anderen Spins passen auf eine CD.

Seit Fedora 12 lassen sich die ISO-Dateien von Spins oder dem Netbook-Image mit Programmen wie "dd" auf einen USB-Stick übertragen. Wer einen der Fedora-Spins dauerhaft von USB-Stick betreiben möchte, transferiert diese besser mit dem für Linux und Windows erhältlichen und schon für ältere Fedora-Versionen verfügbaren liveusb-creator auf das USB-Speichermedium. Das Programm kann nämlich einen beim Start des Spins automatisch eingebundenen Speicherbereich anlegen, auf dem die Distribution alle während des Betriebs geschriebenen Daten ablegt – etwa Dokumente sowie nachinstallierte oder aktualisierte Software.

Mit den Programmen der livecd-tools und passenden Kickstart-Dateien lassen sich Distributionen auf Basis der Pakete in den Depots von Fedora relativ einfach selbst erzeugen. Wer sie weiterverbreiten möchte, darf jedoch die geschützten Fedora-Markenzeichen nicht verwenden; das lässt sich durch Austausch von drei Paketen recht einfach umsetzen. Die Namensregeln des Projekts verbieten zudem, solch selbst erstellte Distributionen bei der Weiterverbreitung als Spin zu bezeichnen. Statt dessen legt das Projekt die Bezeichnung "Fedora Remix" nahe, um die Abstammung der Distribution aufzuzeigen, gleichzeitig aber eine Verwechslung mit den verschiedenen Distributions-Varianten des Fedora-Projekts zu vermeiden.

Nur mit den traditionellen Installationsmedien sind voll- oder teil-automatische Installation via Kickstart, Netzwerkinstallation sowie die Aktualisierung älterer Fedora-Installationen möglich. Ein Update via PreUpgrade dürfte für die meisten Anwender die bessere Lösung sein, denn dieser Weg ist komfortabler, schneller und aktualisiert auch Pakete, die nicht auf den Medien enthalten sind.

Alle Fedora-13-Varianten und üblicherweise auch die Remixe nutzen zur Nachinstallation von Software die gleichen Paket-Depots. Daher kann man auch beim GNOME-Spin die Pakete des KDE-Spins nachinstallieren und umgekehrt. Über diese Depots lässt sich auch das bei vielen Spins aus Platzgründen nicht enthaltene OpenOffice nachinstalliert – etwa über folgenden, als root auszuführenden Kommandozeilenbefehl:

yum install \
openoffice.org-{calc,draw,graphicfilter,impress,writer,xsltfilter,langpack-de}

(thl)