Rock it - Die Neuerungen von Fedora 13

Seite 3: Virtualiserung, Updatefülle, Kernel

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Wie seinen Vorgänger setzt auch Fedora 13 auf KVM als Hypervisor. Die PCI-Adressen von virtuellen, in KVM-Gastsystemen gesehenen Hardware-Komponenten wie Grafikkarten, Storage-Adaptern oder Netzwerkschnittstellen sollen sich nun jedoch nicht mehr ändern, wenn die virtuelle Hardware-Ausstattung um ein Gerät erweitert wird oder eines entfernt wird. Diese bisher schon bei kleinen Änderungen an der Hardware-Konfiguration auftretenden Änderungen hatten einige Windows-Versionen als so gravierende Umbauten interpretiert, dass sie nach erneuter Aktivierung verlangten.

Der virtuelle x2apic soll die Performance gerade bei Gastsystemen verbessern, die viele CPUs haben. VirtioSerial soll hingegen die Kommunikation zwischen Gastsystemen und Host erleichtern. Der auf Linux 2.6.33 basierende Kernel von Fedora 13 enthält zudem das bei Linux 2.6.34 integrierte vhost-net – ein im Commit-Kommentar des Hauptentwicklungszweigs von Linux grob beschriebener, im Kernel arbeitender Server für das Virtio-Framework, der den Overhead reduzieren soll, wenn Gastsysteme in virtuellen Maschinen über die virtuelle Virtio-Netzwerk-Hardware Daten an andere Maschinen verschicken. Laut der Feature-Page in Fedora-Wiki hat vhost-net die Latenz auf einem Testsystem um den Faktor fünf reduziert und den Datendurchsatz im Vergleich zum Betrieb direkt auf der Hardware von 90 auf 95 Prozent gesteigert.

Über den virt-manager lassen sich nun Ethernet-Bridges einrichten, sodass sich Gastsysteme im Netzwerk genauso verhalten wie ein richtiges System. Die Konfiguration einer Bridge gelang auch vorher schon, war aber ungleich mühsamer.

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Updatefülle

In den Paketdepots Updates (SRPMS/x86-32/x86-64/) und (SRPMS/x86-32/x86-64/) finden sich bereits zur Vorstellung von Fedora 13 zahlreiche bereits freigegebenen oder in Vorbereitung befindliche Aktualisierungen. Diese Korrekturen wurden nicht mehr in die bereits vergangene Woche fertiggestellte und zwischenzeitlich auf die Mirror verteile Distribution aufgenommen, um nicht kurz vor der Fertigstellung noch neue Fehler einzuschleusen.

Die Aktualisierungen dürften ohnehin nur der Anfang der bei Fedora üblichen Update-Flut sein, da das Projekt anders als viele Mainstream-Distributionen nicht nur neue Pakete zur Korrektur von Fehlern oder Sicherheitslücken heraus gibt, sondern häufig auch neue Versionen der in Fedora enthaltenen Software als reguläres Update nachreicht. Beim sechs Monate alten Fedora 12 etwa gab es bislang knapp 4000 Updates – deutlich mehr, als bei vielen anderen Distributionen.

Unter den Updates finden sich bei Fedora häufig auch Sprünge von einer Kernel-Version des Hauptentwicklungszweigs auf deren Nachfolger. Das mit Kernel 2.6.31 ausgelieferte Fedora 12 erhielt etwa bereits vor einigen Monaten einen Linux-Kernel 2.6.32, nicht jedoch den im Februar freigegebenen und bei Fedora 13 genutzten Kernel 2.6.33; ein Update auf die kürzlich freigegebene Linux-Version 2.6.34 haben die Entwickler bereits in Vorbereitung. Damit der Anwender bei einem Kernel-Problem nicht vor einem nicht startenden System steht, wird der neue Kernel immer parallel zum jeweils laufenden installiert und alte Kernel erst bei späteren Updates deinstalliert.

Da neue Kernel-Versionen der Hauptentwicklungslinie neben zahlreiche Verbesserungen an der Infrastruktur auch eine Vielzahl von neuen und erweiterten Treibern enthalten, unterstützt ein aktualisiertes Fedora 12 heute auch einige der in den vergangenen Monaten eingeführte Hardware-Komponenten, die die Distribution anfangs nicht ansprechen konnte. Das unterscheidet Fedora von Mainstream-Desktop-Distributionen wie OpenSuse oder Ubuntu, bei denen man weder neue Kernel-Versionen noch frische Treiber als reguläres Update erhält – wer nicht auf eine Entwicklerversion der jeweiligen Distribution umsteigen will, muss daher auf die Unterstützung für neuere Hardware-Komponenten manchmal Monate warten, bis eine neue, mit einem frischeren Kernel ausgestattete Version der jeweiligen Distribution erscheint.

Als Kernel dient ein Linux auf Basis der Version 2.6.33.3; ein Kernel 2.6.33.4 mit einem Workaround für die Performance-Schwäche bei AMDs neuen Phenom-X6-Prozessoren mit Turbo Core und zahlreichen anderen Korrekturen landet mit den ersten Updates auf der Platte. Im Vergleich andere Distributionen haben die Fedora-Entwickler nur wenige Änderungen in ihren Kernel integriert; zu den größeren zählen die Unterstützung für die Grafikchips der Radeon-HD-5000-Serie, der Staging-Treiber crystalhd, verschiedene Aktualisierungen für DRM- und V4l/DVB-Treiber sowie einige weitere Patches, die Bestandteil des kürzlich veröffentlichten Kernels 2.6.34 sind oder in die Version 2.6.35 einziehen sollen.

Zu den größeren Patches im Fedora-Kernel, die eher schlechte Aussichten auf eine baldige Aufnahme in den Hauptentwicklungszweig von Linux haben, zählen das Userspace-Tracing-Framework Utrace und die Kernel-Treiber und Infrastruktur des für manche Infrarot-Fernbedienungen benötigte Lirc. Unterstützung zum Betrieb als Xen-Host (Dom0) bietet der Fedora-Kernel nicht.

Wie in früheren Fedora-Versionen lassen die Entwickler die meisten Treiber aus dem Staging-Bereich des Kernels außen vor. Das macht sich gelegentlich durch eine im Vergleich mit OpenSuse oder Ubuntu etwas schlechtere WLAN-Unterstützung bemerkbar, da etwa die Realtek-WLAN-Chips 8187SE, 8192SU, RTL8192E und RTL8192U nur durch Fedora nicht beiliegende Staging-Treiber unterstützt werden. Außerdem liegen für Ralink-Chipsätze der Serien RT2860 und RT2870 sowie deren Nachfolger nur einige noch nicht so richtig rund laufende Kernel-Treiber bei. Die etwas besser arbeitenden Treiber von Ralink, die aber teilweise Probleme beim Zusammenspiel mit dem NetworkManager zeigen, sind über RPM Fusion erhältlich. Dort gibt es auch ein Treiber-Paket mit zahlreichen anderen Staging-Treibern – darunter einige mit den Herstellertreibern von Ralink verwandte Treiber sowie solche für die erwähnten WLAN-Chipsätze von Realtek.

Wie bei früheren Fedora-Versionen nutzt auch Goddard noch eine Variante von Grub 0.97 als Standard-Boot-Manager; wer mit einer aktuellen Vorabversion von Grub2 experimentieren will, findet eine in den Paket-Depots.