Fahrbericht: Skoda Octavia Scout 2,0 l TDI DSG 4X4

Der Familienkombi mit Schlechtwegefahrwerk in Holzfälleroptik bietet Allradantrieb nur noch in Kombination mit Dieselmotor, wir fuhren den 2,0 Tdi mit 200 PS.

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Eine Probefahrt zeigt, dass der neue 200-PS-Diesel nicht die harmonischste Motorisierung ist. Das Fahrwerk bietet trotz Höherlegung ausgewogenen Komfort.

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christian Lorenz

Der Skoda Octavia Scout ist ein Octavia Combi mit erhöhter Matschfreude. Seit Juni 2020 hat Skoda die dritte Generation dieses Modells im Programm. Wie seine Vorgänger müht es sich, den überzeugenden Pragmatismus des Familienkombis auf Golf-Plattform durch eine Dreitagebartholzfälleroptik cooler erscheinen zu lassen.

Den Freunden des Scheinbaren am Scout empfehlen sich zukünftig die Benziner mit Frontantrieb. Nur noch die beiden kräftigsten Dieselversionen untermauern den mit einem Schlechtwegefahrwerk angelegten Rest technischen Anspruchs weiterhin durch Allradantrieb. Wir hatten die Gelegenheit einer kurzen Runde mit dem Octavia Scout 2,0 l TDI DSG 4X4. Die bislang einzige verfügbare Variante ist das Topmodell.

Skoda Octavia Scout 2.0 TDI Exterieur und Details (7 Bilder)

Den Allradantrieb bietet Skoda im Skoda Octavia Scout nur mehr mit Dieselmotoren an.
(Bild: Florian Pillau)

Der 147 kW (200 PS) leistende Zweiliter-Topdiesel mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb offenbart bereits beim Anfahren eine eklatante Schwäche. Ein Turboloch solchen Ausmaßes sollte man heutzutage nicht mehr für möglich halten. Als ob die Volkswagen-Entwickler angehalten wurden, die Gestrigkeit des Antriebs zu unterstreichen.

Jedenfalls zieht der unharmonische Antrieb den Scout herunter. Das ist schade, denn die Laufkultur ist gut und das höhergelegte Schlechtwegefahrwerk überrascht mit einem tadellosen Federungskomfort. Wer die Staksigkeit früherer auf Feldwege optimierter Fahrwerksoptionen noch förmlich im Rücken spürt, wird vom neuen Octavia Scout positiv überrascht sein.

Dass die Lenkung nicht so alert ist, wie man sie sich wünscht, liegt vor allem an der prinzipiellen Auslegung als Frontantriebsauto, in dem die Abstimmung die Einflüsse des drehmomentkräftigen Antriebs mit seinen bis zu 400 Nm in die Lenkung dämpfen muss. Der Hinterradantrieb wird bedarfsgeregelt so gekonnt über eine Lamellenkupplung zugesteuert, dass man davon in der Regel nichts merkt – außer eben die erhoffte, gute Traktion.

Überraschungen hält das Interieur des Crossover-Tschechen bereit. Fast jedes Detail symbolisiert den hohe Anspruch an der Designer eine neue Skoda-Formensprache zu erfinden, die Qualtität und Praxistauglichkeit einerseits mit Innovation und Progressivität andererseits verbindet. Als gutes Beispiel kann das Lenkrad gelten. Zwar wurde den praxisfernen Pseudomodernisierern widerstanden und an der runden Form festgehalten.

Skoda Octavia Scout 2.0 TDI Interieur (13 Bilder)

Schön, dass sie das Lenkrad rund gelassen haben. Das können nicht alle Marken im Konzern!
(Bild: Florian Pillau)

Mit der optisch fehlenden unteren Speiche und betont aus dem vollen geschnitzten Funktionsfeldern ist das Lenkrad aber gleichzeitig formgewordene Andersartigkeit. Das mit Stoff in Jute-Optik bezogene obere Armaturenbrett und die geschwungenen Zierteilleisten geben dem Cockpit eine Mischung aus französischem und skandinavischen Flair. Ein VW Golf 8 (Test) wirkt im Vergleich dazu jedenfalls wie ein modernistisches Fastfood-Restaurant gegenüber einem Designer-Modeladen.

Zum bisherigen Führungsstil von Herbert Diess würde es passen, wenn die Interieur-Designer von Skoda jetzt eher um ihren Job bangen müssten, als die bei VW. Schließlich macht Skoda einen Fehler, wenn dort bessere Qualität als bei der teuren VW-Kernmarke vermittelt wird. Software und Ergonomie müssen sich aber leider auch beim Skoda am Platzhirsch Golf 8 orientieren.

Ob die eklatanten Funktionsausfälle nach einer verschleierten Rückrufaktion von Volkswagen mittlerweile behoben sind, ist leider nach wie vor unklar. Der sympathische Pragmatismus der Skoda-Bedienung wurde jedoch auf dem Altar der Knopflosigkeit und Bildschirmgläubigkeit geopfert.

Mit über 40.000 Euro Grundpreis hat der Topdiesel-Scout auch die Skoda-Domäne der Preiswertigkeit leider verlassen. Mit 640 bis 1700 Litern Kofferraum, hohem Komfort auch im Fond und Qualität bietet er aber auch sehr viel. Neben seinen großen, im Detail optimierten Stärken bekam die neue Generation aber auch neue, ebenso deutliche Schwächen. Ein endgültiges Urteil verlangt nach einem intensiven Test.

(fpi)