ZVEI: Chip-Branche in Europa subventionieren, aber richtig

Eine Studie des Branchenverbands ZVEI empfiehlt stärkere Förderung bestimmter Chiphersteller sowie der Leiterplattenfertigung, um Rückstände aufzuholen.

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Chipstrukturen auf Silizium-Wafer

(Bild: c't)

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Die Förderung der Halbleitertechnik mit Steuermitteln rechnet sich für die europäische Volkswirtschaft: Das ist die zentrale Schlussfolgerung einer Studie, die der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) heute vorgestellt hat.

Allerdings betont ZVEI-Präsident Gunther Kegel dabei: "Die Förderung (sollte) sich künftig auf bestehende Stärken fokussieren." Das lässt sich als Kritik an der bisherigen EU-Chipförderung lesen, die ausdrücklich auch die modernsten Chip-Fertigungsverfahren in die Region holen wollte, etwa in Form der vorerst gescheiterten Intel-Fabs in Magdeburg.

Der ZVEI-Präsident führt aus: "Europa braucht ein eigenes technologisches Faustpfand, an dem international nicht vorbeizukommen ist." Weil die Mikroelektronikindustrie entscheidend für Europas Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität sei, müsse die EU ihr Engagement verstärken. Europa verfüge nur in den Bereichen Leistungshalbleiter, Mikrocontroller und Sensorik noch über eine starke Marktposition. Kegel: "Die aktuellen Förderzusagen können nur ein erster Schritt sein, sie müssen ausgebaut werden."

Und die Förderung nur der Chips reiche nicht aus, sondern man müsse wie in den USA die Förderung auf das Mikroelektronik-Ökosystem ausweiten, beispielsweise auf die Fertigung von Leiterplatten (Printed Circuit Boards, PCB). Der Marktanteil der EU am globalen Leiterplattenmarkt liegt laut ZVEI mittlerweile deutlich unter fünf Prozent. 85 bis 90 Prozent des weltweiten Produktionsvolumens wird in China und Taiwan hergestellt.

Die vom ZVEI vorgelegte Studie "Von Chips zu Chancen: Die Bedeutung und Wirtschaftlichkeit der Mikroelektronikförderung" stammt von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC.

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Laut Studienautor Tanjeff Schadt erzielen die für Mikroelektronik eingesetzten Mittel eine hohe Rendite. Der Ertrag liege zwischen 30 bis 40 Prozent, das eingesetzte Geld amortisiere sich nach neun bis zwölf Jahren.

Die Mikroelektronikförderung steigere die jährliche Bruttowertschöpfung in Europa direkt und indirekt um 33 Milliarden Euro, die Steuereinnahmen legten um 7,9 Milliarden Euro pro Jahr zu. Dazu kämen 65.000 neue Arbeitsplätze in Europa, davon 49.000 allein in Deutschland.

Doch laut der Studie ist das 20-Prozent-Ziel der Europäischen Union für globale Halbleiterkapazitäten bis 2030 nicht zu erreichen. Selbst mit den gegenwärtig bereitgestellten Fördermitteln würde der Anteil von aktuell 8,1 Prozent auf 5,9 Prozent im Jahr 2045 absinken.

(ciw)