Zweites LNG-Terminal im Wilhelmshaven verzögert sich

Deutschlands erstes LNG-Terminal war zeitlich eine Punktlandung. Das in Bau befindliche nächste lässt hingegen auf sich warten. Dafür gibt es aber große Pläne.

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Blick auf den Bereich, in dem das zweite LNG-Terminal in Wilhelmshaven entsteht, von wo aus auch kĂĽnftig der Export von Kohlendioxid erfolgen soll. Im Hintergrund ist das erste Terminal zu sehen, das seit Ende 2022 in Betrieb ist.

(Bild: NPorts)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Fertigstellung des zweiten Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven verzögert sich auf das Jahr 2025. Eigentlich war ein Start noch in diesem Jahr vorgesehen. Doch der Termin musste bereits mehrfach verschoben werden. Aktuellen Medienberichten zufolge soll es Probleme mit einer Stromleitung geben, die jetzt möglicherweise neu verlegt werden muss. Außerdem sei ein Anleger noch nicht einsatzbereit, der für den Betrieb notwendig ist. Für eine Übergangslösung sollen notwendige Genehmigungen fehlen.

In Wilhelmshaven im Nordwesten Deutschlands befindet sich in unmittelbarer Nähe auch das erste LNG-Terminal Deutschlands, das Ende 2022 eröffnet wurde. Dieses und das noch fertigzustellende zweite Terminal sollen beide von der bundeseigenen Deutschen Energy Terminal GmbH betrieben werden. Die DET wurde gegründet, um die Versorgung Deutschlands mit Erdgas sicherzustellen, nachdem die russischen Gasimporte größtenteils weggefallen sind. Neben den Standorten in Wilhelmshaven verantwortet die DET auch schwimmende Terminals in Brunsbüttel und Stade.

Bei den schwimmenden Terminals wird die Regasifizierung des tiefkalten Flüssigerdgases, das mit Schiffen angeliefert wird, von einem Spezialschiff vorgenommen. Im Falle des zweiten Terminals handelt es sich um die Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) "Excelsior", die nach Angaben der "Wilhelmshavener Zeitung" einsatzbereit in El Ferrol in Spanien auf ihre Überführung nach Deutschland warte. Per Rohrleitungen wird das Gas dann an Land transportiert und von dort ins bundesweite Gasnetz eingespeist. Da die Erdgasversorgungslage in Deutschland momentan relativ entspannt ist, scheint kein größerer Handlungsdruck zu bestehen.

Der Inselanleger des zweiten LNG-Terminals soll später einmal Teil eines Hubs für grüne Energie werden. Dessen Projektplaner, die Tree Energy Solution (TES), teilte jetzt mit, dass die Pläne für ein Exportterminal für flüssiges Kohlendioxid zunehmend Gestalt annehmen.

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Geplant ist, dass aus Industrieanlagen abgeschiedenes CO₂ von Wilhelmshaven aus verschifft wird, um es in der Nordsee in unterirdischen Lagerstätten vor Norwegen, Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark einzulagern.

Ferner gibt es Pläne, das Kohlendioxid in Länder mit einem Überschuss an erneuerbaren Energien zu exportieren, etwa in Wüstenländer mit hohem Photovoltaik-Anteil oder in windreiche Länder mit Windenergie, um dort mit grüner Energie im Elektrolyse-Verfahren aus Wasser Wasserstoff zu erzeugen. Dieser Wasserstoff soll dann in weiteren Verarbeitungsschritten mit dem exportierten CO₂ zu Methan (CH4) umgewandelt werden. Dieses "grüne" Gas (e-NG) könnte dann wiederum nach Deutschland transportiert werden, um es hier in Wasserstoff zurückzuverwandeln, der von der Industrie als Ersatz für fossile Energieträger verwendet werden kann.

Das Kohlendioxid aus Industrieanlagen in Deutschland, Ostfrankreich, der Schweiz, Österreich und der Tschechischen Republik soll per Pipeline und Bahn an die Nordsee transportiert werden. Ein aktueller Zeitplan für die Realisierung des ambitionierten Vorhabens wird nicht genannt. Zuletzt war davon die Rede, dass der dafür nötige universelle Anleger für verflüssigte Gas ab dem Jahr 2026 gebaut werden soll.

(mki)