Head-Up-Display für Pkw zum Nachrüsten

Die Firma Mobiset bietet für knapp 200 Euro ein nachrüstbares Head-Up-Display mit integriertem Reifendruckkontrollsystem an. Informationen zu Batteriespannung, Kühlwassertemperatur, Geschwindigkeit, Verbrauch und Motorlast holt sich das Gerät über die OBD2-Schnittstelle.

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Von
  • ggo

Von der Vielfalt und Buntheit der Anzeigen sollten sich Autofahrer besser nicht ablenken lassen.

(Bild: Mobiset)

Die Firma Mobiset bietet für 199 Euro ein nachrüstbares Head-Up-Display mit integriertem Reifendruckkontrollsystem an. Das kleine Gerät wird hinter der Instrumententafel per Klebe-Pad auf dem Armaturenbrett befestigt und mit einem mitgelieferten Anschlusskabel an die OBD2-Schnittstelle im Fahrzeug angeschlossen. Diese Schnittstelle sitzt üblicherweise unter dem Armaturenbrett, sodass es in vielen Fällen möglich sein dürfte, das Kabel weitgehend unsichtbar zu verlegen.

Den Reifendruck der vier Räder ermittelt das Gerät über vier mitgelieferte Reifensensoren, die jeweils von einer kleinen Batterie gespeist werden und den Druck per Funk an das Gerät senden. Mobiset bietet wahlweise Reifensensoren als Ventilkappen oder zur Festmontage in der Felge an. Das Verfahren ist einfachen Reifendruckkontrollsystemen insofern überlegen, als tatsächlich der radindividuelle Druck gemessen wird. Bei einfachen Serienlösungen erfolgt nur eine indirekte Messung, da allein durch einen veränderten Rollumfang auf niedrigeren Druck geschlossen wird. Wenn im Alltag alle Räder gleichmäßig Druck verlieren, wird dies nicht als Fehler interpretiert. Was die Mobiset-Technik in der Praxis taugt, hängt natürlich unter anderem davon ab, wie hoch die Messgenauigkeit der mitgelieferten Sensoren ist.

Der Reifendruck wird über einen Sensor in der Ventilkappe ermittelt und per Funk übertragen.

(Bild: Mobiset)

Alle übrigen Daten holt sich das Gerät von der OBD2-Schnittstelle, welche für Benziner seit 2001 und Dieselfahrzeuge seit 2004 bestimmte Daten für Diagnosezwecke standardisiert ausgeben muss. Zwar betrifft der Standard im Wesentlichen nur Daten zur Gemischbildung, es werden aber auch Informationen wie Batteriespannung, Kühlwassertemperatur, Geschwindigkeit, Verbrauch, Motorlast und Stellung des Gaspedals mitgeliefert. Diese Daten kann Mobiset problemlos nutzen und an die Scheibe projizieren.

Den Nutzen begründet der Hersteller vor allem mit der Reifendruckanzeige, denn zu geringer Luftdruck führt bekanntlich zu Mehrverbrauch und der Druckabfall an einem einzelnen Rad kann ein Sicherheitsrisiko darstellen. Ob allerdings ein Konzept sinnvoll ist, bei dem permanent in bunten Farben Fahrzeugdaten an die Frontscheibe gespiegelt werden, die zudem fürs Fahren größtenteils irrelevant sind, ist zweifelhaft. Nicht einmal die Helligkeit der Darstellung lässt sich individuell einstellen, sie wird ausschließlich mithilfe eines Helligkeitssensors geregelt.

Bei der Entwicklung werksseitig verbauter Head-Up-Displays wird dagegen möglichst genau untersucht, welche Informationen Autofahrer wann brauchen und was ihnen physiologisch zugemutet werden kann. Eine Reifendruckanzeige zum Beispiel ist weitgehend sinnlos, solange kein Warnbedarf besteht. Informationen über Gaspedalstellung oder Motorlast kann man getrost als Spielerei bezeichnen. Und sollte die Anzeige tatsächlich dem entsprechen, was die Abbildungen des Anbieters suggerieren, dürfte die Gefahr durch Ablenkung höher sein als der Nutzen. Zudem ist der Abstand des virtuell projizierten Bildes bei echten Head-Up-Display genau austariert, damit das Auge möglichst nicht akkomodieren muss – mindestens 2 Meter sind dafür notwendig, eine Anforderung, die das Mobiset-Gerät nicht annähernd erfüllt.

Sofern sich Käufer über diese Einschränkungen im Klaren sind, kann das "Head-up-Display" noch als nettes Spielzeug durchgehen, ein echter Sicherheitsgewinn ist aber angesichts des überbordenden Informationsangebots und der improvisierten Informationstechnik nicht erkennbar. (pmz)