Nachfrage gesunken: FlĂĽssiggasterminal in Wilhelmshaven muss pausieren

Als die Gasversorgung in der Krise war, musste alles schnell gehen. Jetzt ist für das erste LNG-Terminal eine Zwangspause angesagt – ausgerechnet im Winter.

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Das schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Ein Bild aus besseren Zeiten: Ein LNG-Tanker entlädt beim Spezialschiff (FSRU) "Höegh Esperanza" in Wilhelmshaven im Juni 2024 seine Fracht.

(Bild: mki / heise online)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Mitten in der Heizperiode stellt das erste bundesdeutsche Flüssigerdgas-Terminal in Wilhelmshaven seinen Betrieb für mehrere Monate ein. Die Mitteilung darüber kam im Gewand einer nüchternen Statusinformation auf einer Informationsplattform der Gas Infrastructure Europe, einem Portal der Betreiber von Gasanlagen. Vom 5. Januar bis zum 1. April 2025 sei das Terminal außer Betrieb, heißt es darin. Grund: Die Kapazität sei nicht vermarktet worden – das Terminal bleibe deshalb ungenutzt. Schon in den letzten Monaten soll die Nutzung merklich zurückgegangen sein.

Über die Gründe für diesen Schritt gibt es unterschiedliche Darstellungen. Der Fachdienst Energate nannte die Terminal- und Netzentgelte als mögliche Ursache, die in den deutschen Terminals höher sein als in anderen europäischen Häfen, die aus der Regulierung herausgenommen worden seien. LNG-Lieferanten wie die USA hätten ihr LNG deshalb lieber an andere Länder verkauft, schlussfolgern Experten. Ein Sprecher der Betreibergesellschaft Deutsche Energy Terminal (DET) erklärte dazu der "Wilhelmshavener Zeitung", dass es nun wichtig sei, "einen Rahmen für die weitere Vermarktung zu definieren, der vom Markt angenommen wird".

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sagte hingegen dem NDR, dass der gesunkene Gasverbrauch der Grund für die Pause sei. Dieser liege deutlich unter dem der Vorjahre. Zudem stünde mehr Gas zur Verfügung, das über Pipelines transportiert wird. Dieses ist im Transport günstiger und kostet damit auch weniger als das tiefkalte flüssige Erdgas, das erst einmal wieder von dem Spezialschiff "Höegh Esperanza" regasifiziert werden muss. Das LNG-Terminal sei allerdings weiterhin notwendig, um die Versorgung zu gewährleisten und mit Blick auf künftige Pläne, so genanntes grünes Gas zu importieren.

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Das Terminal in Wilhelmshaven wurde Ende 2022 nach weniger als einem Jahr Bauzeit in Betrieb genommen. Herzstück ist das schwimmende Spezialschiff, deshalb wird von einem schwimmenden Terminal gesprochen. Wegen der größtenteils eingestellten Gasimporte aus Russland war das Vorhaben mit Ausnahmeregelungen vorangetrieben worden. Hilfreich war dabei allerdings auch, dass schon länger Pläne für ein Terminal in Wilhelmshaven existierten und eine vorhandene Löschbrücke genutzt werden konnte, was zur erheblichen Beschleunigung beigetragen hat. Zum Jahreswechsel 2022/2023 waren Engpässe in der Gasversorgung befürchtet worden. Neben Wilhelmshaven gibt es weitere von der staatlichen DET betriebene Terminals in Brunsbüttel und Stade. Ein viertes Terminal befindet sich im Bau – verzögert sich allerdings noch bis ins nächste Jahr. Das Terminal in Wilhelmshaven hat eine Netzeinspeisekapazität von 4,7 Milliarden Kubikmetern.

(mki)