Russlands Konsolenprojekt startet schleppend
Putin will russische Spielkonsolen. Ein Politiker gibt erste Einblicke, die wenig überraschend ernüchternd sind.
Der russische MTC Fog Play fürs Cloud-Gaming mit chinesischer Hardware, inklusive Controller und Fernbedienung.
(Bild: MTC)
Russlands erste eigene Konsole soll "allmählich Gestalt annehmen". Fest steht, dass ein Elbrus-Prozessor des Moscow Center of SPARC Technologies (MCST, МЦСТ) zum Einsatz kommt. Beim Betriebssystem steht die Wahl zwischen den zwei russischen Linux-Distributionen Aurora und Alt Linux.
Das verrät der Putin-nahe Politiker Anton Vadimovich Gorelkin über seinen Telegram-Kanal. Er ist als stellvertretender Leiter des parlamentarischen Ausschusses für Informationspolitik Mitglied der Staatsduma.
Langsames Eigengewächs
Elbrus-Prozessoren sind mit ihrer VLIW-Architektur (Very Long Instruction Word) exotisch – und bisher alles andere als schnell. Auf einer eigenen Elbrus-Partnerkonferenz im Winter 2021 wurden die bisherigen Achtkerner als lahm und nicht alltagstauglich abgestempelt. Zu langsam seien die Rechenwerke; zu niedrig die Taktfrequenzen und zu klein die Caches.
Seitdem dürfte das MCST kaum vorangekommen sein: Chipauftragsfertiger wie TSMC und Samsung haben wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Beziehungen gekappt. Russische Firmen können bestenfalls auf chinesische Fertigungstechnik zurückgreifen, die China jedoch selbst benötigt.
Gorelkin gibt zu: "Die Elbrus-Prozessoren sind noch nicht so weit entwickelt, dass sie mit der PS5 und der Xbox konkurrieren können, was bedeutet, dass die Lösung nicht standardisiert sein muss."
Selbst unkonventionelle Lösungen erscheinen allerdings wenig erfolgversprechend, wenn die Konsole wie gefordert ausschließlich russische Komponenten verwenden soll. Vor allem fehlt es an GPU-Technik, um 3D-Grafik zu beschleunigen.
PC-Spiele werden auch wegen der exotischen Architektur nicht auf der Konsole laufen. "Diese Plattform soll in erster Linie dazu dienen, einheimische Videospielprodukte zu fördern und bekannt zu machen und ihr Publikum über PC- und Handyspiele hinaus zu erweitern", schreibt Gorelkin.
Cloud-Gaming ...
Die russische MTC Group will derweil Cloud-Gaming im eigenen Land groß machen. Fog Play heißt der eigene Dienst, der im Dezember 2024 mit Streaming-Sticks an den Start gegangen ist. Der Fog-Play-Stick wird wie ein Amazon Fire TV Stick an einem HDMI-Port angeschlossen und unterstützt Spiele in Full-HD-Auflösung (1920 × 1080 Pixel) mit 60 Bildern pro Sekunde (fps).
Die Hardware inklusive bunt leuchtendem Controller kostet 4990 Rubel, umgerechnet knapp 45 Euro. Zusätzlich soll jede Spielstunde 13 bis 19 Rubel kosten, also 11 bis 17 Cent. Wer jeden Tag zwei Stunden spielt, käme so auf etwa 7 bis 10 Euro pro Monat.
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... mit chinesischer Hardware
Fog-Play-Stick verwendet allerdings komplett chinesische Komponenten, darunter einen Amlogic-Prozessor S905Y4 mit vier alten ARM-Cortex-Kernen A53 und Android-TV-Betriebssystem. Die Server sollen "russisch" sein, allerdings gibt es keinerlei Details zur Hardware.
Der Dienst wirbt mit mehr als 10.000 verfügbaren Spielen. Von denen laufen allerdings nicht alle rund: Gorelkin schreibt, dass das offiziell unterstützte Action-Rollenspiel "Smuta" ("Смуту") gar nicht spielbar ist.
"Wäre da nicht das Fehlen von 'Smuta', würde ich der MTC-Konsole ein solides B geben", resümiert er.
(mma)