Siri hört mit: Sammelklage schlägt 95 Millionen US-Dollar bei Apple heraus
Apple hatte zum ML-Training Aufzeichnungen von Siri-Aufrufen angefertigt. Die sind zwar gelöscht, doch eine Klage dazu wurde erst jetzt beigelegt.
Zeichnung eines HomePod mit einem Siri-Logo daneben: Unerwünscht mitgelauscht?
(Bild: Erstellt mit Grok durch Mac & i)
Eine seit mehreren Jahren laufende Sammelklage gegen Apple wegen unerwünschter Mitzeichnung von Siri-Inhalten ist nun gegen Zahlung einer Geldauflage beendet worden. Das zuständige Bundesgericht in Oakland, Kalifornien, genehmigte die außergerichtliche Einigung mit einer Auszahlsumme von insgesamt 95 Millionen US-Dollar (92,38 Millionen Euro). Das Gericht hatte zuvor bereits im September 2021 entschieden, dass die Zivilklage Bestand hat – Apple hatte hingegen versucht, sie abweisen zu lassen (Lopez et al. v. Apple Inc., U.S. District Court, Northern District of California, No. 19-04577).
Wie üblich bei solchen Einigungen gibt es kein Schuldeingeständnis der beklagten Partei Apple. Die Summe fällt zudem relativ gering aus, Apple musste im Zusammenhang mit anderen Klagen – etwa wegen Hardware-Fehlern – schon dreistellige Millionenbeträge entrichten. Das Geld geht zudem nicht nur an die Teilnehmer der Klage sowie andere Betroffene, sondern zunächst an die Anwälte, die die Sammelklage vorangetrieben haben. Wie viel pro Person wirklich übrig bleibt, ist bislang unklar.
Seit Einführung von "Hey Siri"
Die sogenannte Class Period, also die Phase, in der Ansprüche bestehen, reicht vom 17. September 2014 bis zum 31. Dezember 2024. Aktuell ist geplant, dass diese Personen, sofern sie ihren Wohnsitz in den USA haben, "bis zu 20 Dollar" erhalten. Die Summe kann aber schrumpfen. Sie wird pro Siri-fähigem Gerät – etwa iPhone oder Apple Watch – gezahlt. An die Anwälte sollen bis zu 29,6 Millionen Dollar fließen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. 95 Millionen Dollar entsprechen demnach ungefähr neun Stunden Gewinn, die Apple laut seiner jüngsten Zahlen erwirtschaftet.
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Von der Sammelklage abgedeckt wird die gesamte Phase, in der die sogenannte "Hey Siri"-Funktion aktiv war – mit diesem "watch word" oder "hot word" wird die Sprachassistentin seitdem aufgerufen. Dabei soll es "routinemäßig" zu unerwünschten Aufnahmen gekommen sein, die dann – teilweise – zum KI-Training verwendet wurden, inklusive Abhören durch Mitarbeiter des Konzerns.
Klage gegen Google läuft weiter
Apple hatte dazu eine eigene Abteilung beschäftigt, die dann aber später entlassen worden war. Im Rahmen der Sammelklage kam sogar der Vorwurf auf, Apple könne die privaten Gespräche auch dritten Parteien wie Werbetreibenden übergeben haben – etwas, das allerdings nicht belegt ist. Einige Nutzer behaupteten, sie hätten zu privaten Gesprächen passende Reklame im Web gesehen. Dabei dürfte es sich jedoch um eine Täuschung handeln.
Von der Sammelklage sollen Dutzende Millionen Menschen in den USA abgedeckt sein. Der Konzern kommentierte das Urteil nicht. Seit 2019 hat der Konzern eine Opt-In-Funktion implementiert, mit der Nutzer auf Wunsch zustimmen können, dass ihre Stimme Siri trainiert – viele Nutzer dürften dies aber nicht tun. Gegen Google läuft unterdessen eine ähnliche Klage wegen möglicher Lauschereien des Google Assistant.
Apple hat zur Einigung bei der Sammelklage inzwischen weitere Angaben zu den Hintergründen gemacht. Siri-Daten seien nie verkauft worden, betonte der Konzern.
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(bsc)