Taiwan gewährt Trump wirkungsloses Zugeständnis
Offiziell darf TSMC jetzt 2-nm-Chips in den USA produzieren – ein taktisches Kalkül mit wenig echten Auswirkungen.
(Bild: Taiwan Semiconductor Manufacturing Co., Ltd.)
Mit einer Kehrtwende in der Halbleiter-Politik versucht Taiwan, einer möglichen Vergeltung des designierten US-Präsidenten Donald Trump zu entgehen. Taiwans Wirtschaftsminister J.W. Kuo überlässt nun dem Chipauftragsfertiger TSMC, ob er seinen neuesten Fertigungsprozess auch in den Werken in Übersee einsetzen will. An der Chipfertigung in TSMCs US-Werken in Arizona wird das kurzfristig allerdings nichts ändern.
Im November 2024 betonte Taiwans Wirtschaftsminister J.W. Kuo noch, dass der Chipauftragsfertiger TSMC seine modernsten Fertigungsprozesse nur in Taiwan selbst einsetzen darf. Jetzt sagt Kuo: "Das waren Regeln der alten Zeit. Die Zeiten haben sich geändert. […] Privatunternehmen sollten ihre eigenen Geschäftsentscheidungen auf der Grundlage ihres eigenen technischen Fortschritts treffen."
Die taiwanische Regierung mischt sich in die Halbleiterindustrie ein, weil sich das Land mit einem "Silizium-Schild" vor China schützt. Die Kommunistische Partei Chinas betont immer wieder die gewollte Einverleibung Taiwans im Rahmen der Ein-China-Politik. Weil Taiwan aber auch für den Westen die modernsten Halbleiterchips herstellt und bei Handelsrestriktionen gegen China kooperiert, haben insbesondere die USA ein Interesse an der Unabhängigkeit Taiwans. Das Land steht deswegen bisher unter dem Schutz des US-Militärs. TSMC wurde jahrzehntelang als Weltmarktführer aufgebaut, auch mithilfe von Subventionen.
2 Nanometer jetzt für die USA zugelassen
In der aktuellen Diskussion geht es konkret erst einmal um die 2-Nanometer-Fertigungsgeneration. In Taiwan läuft die Serienproduktion mit diesen Strukturen im Laufe dieses Jahres an. Offiziell dürfte TSMC solche Chips direkt auch in den USA produzieren, etwa für Apple und Nvidia.
Taiwan signalisiert so: Es gibt keine Restriktionen und TSMC kann alles unternehmen, um moderne 2-nm-Chips in den USA zu fertigen.
Wegen der bisherigen Bestimmungen ist TSMCs erstes US-Werk allerdings zunächst auf die Produktion mit 4-Nanometer-Technik ausgelegt – eigentlich ein optimierter Prozess der 5-nm-Klasse; die Namen in der Chipfertigung sind Schall und Rauch. Die Serienproduktion in Arizona soll im Laufe dieses Jahres beginnen. In Taiwan laufen hingegen längst Chips aus der echten neuen 3-nm-Generation vom Band.
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Zum frühstmöglichen Produktionsstart nicht mehr topaktuell
Das 4-nm-Halbleiterwerk in Arizona ist gerade fertiggestellt. Da wäre es wirtschaftlich fragwürdig, die Produktion mit teils neuen Maschinen direkt auf 2 nm umzustellen. Eine zweite sogenannte Fab befindet sich derzeit im Bau und ist ohnehin für 2-nm-Chips angedacht. Weil ein Bau und der Produktionsstart Jahre benötigen, kann die Serienproduktion dort erst 2028 beginnen. Ein früherer 2-nm-Start ist kaum möglich.
2028 will TSMC längst Halbleiter mit der Fertigungstechnik A16 herstellen, dem 2-nm-Nachfolger. Eventuell ist dort auch schon der Nachnachfolger A14 spruchreif. Sobald die 2-nm-Produktion in den USA bereit ist, ist sie folglich nicht mehr topaktuell. Deshalb hat die geänderte Halbleiter-Politik so bald keine Auswirkungen.
Über A16 oder A14 verliert Kuo kein Wort. Im Jahr 2028/2029 könnten die Regeln derweil wieder anders aussehen. Kuo selbst deutet das politische Kalkül an: "Trump wird nur vier Jahre im Amt sein und kann nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren, sodass sein Einfluss begrenzt sein wird."
(mma)