Chinas Solarindustrie unter Druck: Auf Preiskrieg folgt Patentschlacht
Chinas Solarindustrie steht stark unter Druck: Zu sinkenden Preisen kommen Patentklagen. Das könnte globale Auswirkungen haben.
(Bild: ZHMURCHAK/Shutterstock.com)
Medienberichten zufolge ist die chinesische Solarindustrie stark unter Druck. Der Preisverfall wirkt sich auch dort bei den Herstellern aus. Sie starten zudem Patentklagen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Die Digitimes Asia berichtet davon, dass dieser Preis- und Patentkrieg die globale Photovoltaik-Landschaft umformen könnte. Die South China Morning Post schreibt, dass der Aktienkurs des Solarpanel-Hersteller Longi Green Energy Technology nach einer Gewinnwarnung den größten bisherigen Wochenverlust eingefahren hatte. Hintergrund waren Erwartungen von größeren Verlusten als bis dahin angenommen, einem verlängerten Preiskrieg und chronischer Überproduktion in der Solarindustrie. 2024 hat der weltgrößte Hersteller von Silizium-Wafern demnach eine Verlusterwartung von 1,1 Milliarden US-Dollar.
Preisverfall trifft Patentklagen
Ein Juristenportal berichtet davon, dass zu Jahresanfang Jinko Solar eine Klage gegen Longi eingereicht hat, die das Unternehmen zum umgehenden Unterlassen von Patentverletzungen auffordert. Dabei geht es um die "TOPcon"-Technik fĂĽr Solarpanele. Die Verhandlung ist fĂĽr den 13. Februar angesetzt. Aber auch Hersteller Trina Solar hat Patentklagen gegen Runergy und Canadian Solar in den USA eingereicht. JA Solar geht hingegen gegen Astroenergy vor den deutschen BĂĽros des Einheitlichen Patengerichts (Unified Patent Court, UPC) vor.
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Es geht bei den Patentklagen um unterschiedliche Techniken zur Effizienzsteigerung. TOPCon (Tunnel Oxide Passivated Contact, entwickelt vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme) beschreibt eine Zellarchitektur, bei der die Anschlusskontakte der Module nicht mit dem Silizium direkt in Kontakt kommen. Das könnte sonst zu einer Rekombination der Ladungsträger und somit zu Leistungseinbußen insbesondere auf der Modulrückseite führen, was bei den inzwischen üblichen bifazialen Solarpanelen offenbar relevante Größen erreichen kann. Etwas älter ist der "Passivated Emitter Rear Cell"-Prozess (PERC, von Meyer Burger entwickelt), der die Effizienz von älteren p-Typ-Solarzellen auf mehr als 20 Prozent heben kann. Relevant ist zudem Heterojunction with Intrinsic Thin-layer (HIT) für dünnere Wafer und höhere Ausbeute. Interdigitated Back Contact (IBC) erhöht den Wirkungsgrad durch rückseitige Kontakte auf den einzelnen Solarzellen. Einzelne PV-Hersteller halten Patente zu Teilen dieser Techniken, mit denen sie gegen Wettbewerber vorgehen, um die eigene Position zu stärken. Die Patentklagen dienen offenbar dazu, Kreuz-Lizenzierungen zu erreichen und zudem auch Zugriff auf Technologien zu erhalten.
In der jüngeren Vergangenheit kam es zu einem schnellen und massiven Ausbau der Photovoltaik-Industrie in China, riesige Produktionskapazitäten für Wafer und Solarpanele wurden aufgebaut. Das große Überangebot führt global zum Preisverfall und sorgt auch auf dem hiesigen Markt für Turbulenzen: Etwa das Schweizer Photovoltaik-Unternehmen Meyer Burger hat die Produktion in Freiberg eingestellt, auch Solarwatt beendet die hiesige Produktion und richtet das Unternehmen neu aus.
Wie Yahoo Finance berichtet, hat die China Photovoltaic Industry Association (CPIA) in ihrer Statistik für 2024 ausgeführt, dass 39 der 121 gelisteten nationalen PV-Hersteller Verluste gemeldet haben. Longi hat bereits fünf Prozent seiner Belegschaft entlassen. Es habe eine Reihe von Insolvenzen gegeben. 33 der größten chinesischen PV-Produzenten haben sich im Dezember einer Selbstregulierung angeschlossen, die der der OPEC ähnelt. Darin haben sie Herstellungsquoten basierend auf ihren Kapazitäten und Mindestpreisen ausgemacht.
(dmk)