Treibhausgas: ESA-Satellit findet die größten kontinuierlichen Methanleaks
Als Treibhausgas ist Methan viel potenter als Kohlenstoffdioxid, die Schließung großer Quellen ist also wichtig. Nun wurden besonders langlebige identifiziert.
Karte der mittleren Methankonzentration in der Erdatmosphäre, von 1600 ppb (dunkelblau) bis 2000 ppb (dunkelrot)
(Bild: ESA Climate Change Initiative GHG Project (contains modified Copernicus Sentinel data, 2024))
Mithilfe des europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-5P hat ein Forschungsteam die größten kontinuierlichen Methanquellen der Welt gefunden. Bei den meisten handelt es sich um künstliche Quellen, die mit der Förderung fossiler Brennstoffe in Zusammenhang stehen. Das hat die Europäische Weltraumagentur ESA jetzt publik gemacht und unterfüttert die Bekanntmachung mit Zahlen. So gelangen aus den verschiedenen Kohlefördergebieten in China und Russland jeweils deutlich über zwei Millionen Tonnen Methan pro Jahr in die Atmosphäre, Öl- und Gasfördergebiete in Turkmenistan und den USA steuern noch einmal 3,5 beziehungsweise 2,2 Millionen Tonnen bei. Besonders viel stammt aber aus Feuchtgebieten im Südsudan und in Argentinien.
Als Treibhausgas viel potenter als CO₂
Die Daten wurden im Rahmen des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus gesammelt, das in der Lage ist, besonders große Methanlecks überall auf der Erde innerhalb weniger Tage zu identifizieren. Für die jetzt vorgestellte Studie ging es aber um Methanquellen, die kontinuierlich während des ganzen Beobachtungszeitraums von vier Jahren Methan in die Atmosphäre abgegeben haben. Eine Weltkarte der größten dieser Quellen zeigt, dass eine ganze Reihe davon natürlichen Ursprungs ist, wie jene im Südsudan. In den Feuchtgebieten produzieren Mikroben große Mengen des äußerst effektiven Treibhausgases. Die größte und die drittgrößte anhaltende Quelle von Methan ist der Studie zufolge natürlichen Ursprungs.
(Bild: ESA Climate Change Initiative GHG Project (contains modified Copernicus Sentinel data, 2024))
Deutlich interessanter sind die ermittelten Quellen, die auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, denn die könnten womöglich geschlossen werden. Auf die Öl-, Gas- und Kohleförderung gehen besonders viele anhaltende Quellen in Nordamerika, im Mittleren Osten, in Zentralasien und China zurück. Allein in einer chinesischen Provinz finden sich drei der zehn größten dieser Methanquellen, alle gehen auf die Kohleförderung zurück. Andere Quellen finden sich demnach etwa in Deponien, Abwasseranlagen, in Gebieten mit vielen Nutztieren und im Zusammenhang mit dem Reisanbau sowie der Energieproduktion. Auf Europa entfallen nur wenige der Quellen.
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Die Suche nach großen Methanlecks und deren Schließung ist von großer Bedeutung, weil das Gas als Treibhausgas deutlich effektiver ist als Kohlenstoffdioxid. Damit trägt es zur Klimaerwärmung bei. Gleichzeitig verbleibt es aber nicht so lange in der Atmosphäre, und in den vergangenen Jahren ist der Ausstoß stark gestiegen. Diese Zunahme könnte sich als größtes Hindernis auf dem Weg zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf einen Wert unter 1,5 Grad Celsius erweisen, weshalb die Verringerung des Methanausstoßes als besonders wichtig im Kampf gegen den Klimawandel gilt. Die Studie zu den kontinuierlichen Methanquellen wurde im Fachmagazin Atmosphere, Chemistry and Physics veröffentlicht.
(mho)