Bitkom-Studie: Wähler befürchten Wahlmanipulation per Social Media
Zwei Drittel der Wähler informieren sich im Netz zur Wahl. Die Ampel-Koalition erhält für ihre Digitalpolitik ein schlechtes Zeugnis.
88 Prozent der Wahlberechtigten befürchten, dass fremde Regierungen versuchen, die anstehende Bundestagswahl über soziale Medien zu manipulieren. 45 Prozent nehmen an, dass Russland versuchen könnte, die Wahl zu manipulieren, dicht gefolgt von den USA (42 Prozent) und deutlich vor China (26 Prozent). Das ist eines der Ergebnisse einer Befragung unter Wahlberechtigten, die der Branchenverbandes Bitkom im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl durchgeführt hat. Fast ein Drittel der Befragten ist nach eigenen Angaben bereits im Netz auf Falschmeldungen zur Wahl gestoßen.
(Bild: Bitkom)
Für gut zwei Drittel (69 Prozent) der Wahlberechtigten ist das Internet eine wichtige Informationsquelle zur Wahl. Auf den Nachrichten-Websites oder -Apps von Zeitungen, Redaktionen, TV oder Radio informieren sich 63 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer informieren über die Bundestagswahl. Auf Platz 2 folgen soziale Medien und Messenger-Dienste mit 51 Prozent.
Unter den Nutzern sozialer Medien informieren sich 56 Prozent auf Facebook über die Wahl. Auf X informieren sich 35 Prozent, bei WhatsApp 32 Prozent, bei LinkedIn 25 Prozent und bei Instagram 18 Prozent. Fast gar keine Rolle spielt TikTok mit einem Prozent. Die Studie gab auch Aufschluss darüber, warum die Manipulation über soziale Medien überhaupt verfangen. Denn nur 37 Prozent der Befragten gab an, dass sie Informationen teilen, bevor sie sie über soziale Medien teilen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass 63 Prozent der Nutzer sozialer Medien Informationen ungeprüft teilen.
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Ampel-Digitalpolitik: Versetzung gefährdet
Die Bitkom hat die Teilnehmer auch gebeten, die Digitalpolitik der Ampel-Koalition per Schulnote zu bewerten. Die Befragten vergaben der alten Bundesregierung im Schnitt eine wenig schmeichelhafte 4,5 - zu Recht, wie Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst findet. So habe sie nur etwa ein Drittel der 334 digitalpolitischen Vorhaben, die sie sich selber ins Aufgabenheft geschrieben hat, in dieser Legislatur abgeschlossen.
(Bild: Bitkom)
Die digitalpolitischen Positionen der Parteien sind der Befragung zufolge für 36 Prozent der Wahlberechtigten bei ihrer Wahlentscheidung wichtig. Dabei seien die Digitalisierung der Schulen sowie die Bekämpfung der Internetkriminalität besonders drängende Themen. Um die Digitalisierung in Deutschland voranzubringen, fordern 71 Prozent der Wahlberechtigten die Schaffung eines eigenständigen Digitalministeriums. 79 Prozent meinen, die neue Bundesregierung müsse Digitalpolitik zu einem ihrer Schwerpunkte machen.
Für die Orientierung der Wähler zum Thema Digitalpolitik hat der Branchenverband den Bitkomat herausgebracht. Er hilft – ähnlich wie der bekannte Wahl-O-Mat – die eigenen digitalpolitischen Präferenzen mit den jeweiligen Positionen der im Bundestag vertretenen Parteien zu vergleichen. Die digitalpolitischen Agenden der Parteien analysiert auch der c't-Artikel "Weichenstellungen".
(jo)