Girocard wächst, Bankomatkarte wächst schneller

Deutsche Girocards wurden 2024 rund 7,9 Milliarden Mal gezückt. Österreichische Bankomatkarten werden mehr als doppelt so oft eingesetzt. 

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Kreditkarterterminal, daneben ein Thermodrucker

Symbolbild

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

35 Jahre nach der Einführung des Bezahlens mit Plastik und PIN mit EC-Karte wächst das bargeldlose Einkaufen weiter. Verbraucher zückten 2024 rund 7,9 Milliarden Mal eine Girocard, wie die Debitkarte der deutschen Banken und Sparkassen mittlerweile heißt. Das Zahlungssystem verzeichnet damit ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber 2023 (knapp 7,5 Milliarden Transaktionen).

Damit sei die Girocard auch im vorigen Jahr "das bevorzugte bargeldlose Zahlungsmittel an der Ladenkasse" geblieben, sagt die Firma Euro-Kartensysteme (EKS). Sie ist technischer Dienstleiter der deutschen Geldinstitute. Insgesamt hat die Girocard 2024 307 Milliarden Euro umgesetzt, was neun Promille Zuwachs bedeutet.

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Der deutsche Handel setzt EKS zufolge verstärkt auf das Girocard-System, es gibt mehr Akzeptanzstellen. 2024 konnten Debitkarten an mehr als 1,2 Millionen deutschen Zahlstellen verwendet werden, 2023 waren es 1.132.000. Das entspricht einem Anstieg der aktiven Terminals um 6,7 Prozent. Damit liegt der Zuwachs über dem Zehnjahrestrend von 4,9 Prozent jährlich. Der Rechnungsbetrag der Girocard-Zahlungen betrug durchschnittlich 38,85 Euro, erstmals weniger als 40 Euro (2023: 40,69 Euro). Seit Jahren sinkt dieser Wert. EKS freut sich, dass Kunden auch bei kleineren Einkäufen häufiger die Girocard einsetzten.

Ihr Vorläufer in Form der EC-Karte hatte noch einen Magnetstreifen und war zunächst nur zum Abheben von Bargeld an Geldautomaten konzipiert. Bargeldloses Bezahlen war hierzulande in den 1990ern noch nicht weit verbreitet und allenfalls mit Kreditkarten verbunden. Seit einigen Jahren arbeitet die Girocard mit Chip-Technik. Während der Corona-Pandemie brachte die mit dem Girokonto verbundene Debitkarte die Kontaktlosfunktion in die breite Masse – nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen Verbreitung von rund 100 Millionen ausgegebener Karten.

2019, im Jahr vor dem Ausbruch der Seuche, verzeichnete Deutschland 4,5 Milliarden Transaktionen mit der Girocard. 2020 waren es 5,5 Milliarden. In dem Jahr schnellte der Anteil der kontaktlosen Transaktionen von 36 auf 60 Prozent.

Viele Nutzer haben die Karte gar nicht mehr klassisch im Portemonnaie, sondern digital im Mobiltelefon in einer Wallet. Im Handel verbreiten sich ferner zunehmend Selbstbedienungskassen, an denen oft nur nur mit Karte gezahlt werden kann. Gutachter warnen vor einer "Welt ohne Bargeld", da nur Bargeld ein sehr hohes Inklusions-, Datenschutz- und Resilienzniveau biete.

Es gibt in Deutschland rund 100 Millionen Girocards; im Durchschnitt wurde jede Karte 2024 also ungefähr 79 mal für eine Transaktion genutzt. Im Vergleich zu Österreich ist das wenig. Das dortige Pendant zur Girocard heißt Bankomatkarte. 10,2 Millionen Stück waren zum Jahreswechsel im Umlauf. Sie wurden 2024 rund 1,8 Milliarden mal für Transaktionen im In- und Ausland eingesetzt. Das entspricht gut 176 Transaktionen pro Karte und Jahr. Österreichische Bankomatkarten werden also mehr als doppelt so häufig genutzt wie deutsche Girocards.

Alleine am 23. Dezember 2024 zählte Payment Systems Austria (PSA) 7,46 Millionen Bankomatkartentransaktionen, was ein neuer Rekordwert für einen einzelnen Tag ist. PSA steht im Eigentum der österreichischen Banken und betreibt in Österreich das Bankomatkartensystem sowie mehr als 6.900 Bankomaten (Geldautomaten).

Die 1,8 Millionen Transaktionen mit österreichischen Banken 2024 bedeuten ein Plus von 13 Prozent. Davon entfallen 1,6 Milliarden auf Einkäufe im Handel vor Ort (+15%), wovon mehr als 90 Prozent kontaktlos erfolgen. 184 Millionen Transaktionen gab es im eCommerce (+42%), 105 Millionen Bargeldbehebungen erfolgten im In- und Ausland (-4%). Hinzu kommen bei noch 95 Millionen Altersverifizierungen (+6%) mit Bankomatkarten, wie das beispielsweise an österreichischen Zigarettenautomaten vorgeschrieben ist. An den von PSA betreuten Bankomaten wurde 2024 79 Millionen mal Bargeld bezogen (-5%), darunter auch durch Inhaber ausländischen Karten. Angesichts der starken Zuwächse beim bargeldlosen Bezahlen ist es kein Wunder, dass sich die Österreicher seltener Bargeld holen müssen.

(ds)