Apple 5G-Modem C1: "Monumentale technische Errungenschaft"
Seit mindestens 7 Jahren arbeitet Apple an einem eigenen 5G-Modem-Chip, nun erscheint er endlich. Der C1 kostete Milliarden und kommt teilweise aus MĂĽnchen.
Apple C1: Erstes 5G-Modem von Apple. Doch wie gut ist es wirklich?
(Bild: Apple)
Eigentlich ist das iPhone 16e nur ein iPhone 14 mit verbessertem Innenleben – zumindest optisch und bei einigen zentralen Komponenten. Das OLED-Display wurde ebenso übernommen wie Formfaktor und Face-ID-"Notch". Doch das, was Apple im Gerät verbaut hat, ist durchaus revolutionär: Erstmals überhaupt steckt kein Funkchip von Qualcomm (oder früher Intel) im Handy, sondern ein 5G-Modem von Apple selbst. Der C1 ist das "erste von Apple gestaltete Funkmodem", verkündete das Unternehmen am Mittwoch stolz.
Es biete "schnelle und verlässliche 5G-Konnektivität" und sei zudem das "energieeffizienteste Modem, das jemals in einem iPhone [steckte]". Doch mehr als vielleicht 15 Sekunden lang beschäftigte sich Apple damit nicht. Dabei gilt der Bau des Geräts als "monumentale technische Errungenschaft", wie etwa der Bloomberg-Apple-Reporter Mark Gurman auf X schrieb. Auch hat der C1 mit Deutschland zu tun, denn wichtige Arbeiten daran erfolgten in München, wo Apple einen großen Entwicklungsstandort betreibt. Dafür hat Apple Milliarden investiert – inklusive weiterer Büros mit tausenden Mitarbeitern an Standorten des bisherigen Lieferanten Qualcomm.
Apple spart Geld und wird unabhängiger
Der C1 soll Apple unabhängig von Lieferanten für die wichtige Funktechnik machen, genau wie man etwa auf eigene Power-Management-Technik und insbesondere eigene Apple-Silicon-SoCs der A- und M-Reihen setzt. Die Hoffnung ist außerdem, dass 5G-Konnektivität später auch einmal (endlich) in MacBooks landet. Nach dem riesigen Investment könnte Apple zudem Geld sparen, weil der C1 nur noch von einem Auftragsfertiger – es wird wie üblich TSMC in Taiwan sein – vom Band laufen muss, statt vollständige teure Komponenten von Qualcomm erwerben zu müssen.
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Laut einem Bericht des Spiegel kann der C1 neben 5G und älterer Funkstandards auch GPS-Funksignale für die Positionsbestimmung einfangen sowie übernimmt die Satellitenfunkanbindung. WLAN (peinlicherweise ohne Wi-Fi 7) und Bluetooth werden über einen eigenen Chip geregelt, ob der von Apple selbst kommt, ist noch nicht durchgesickert – das wäre eine Breitseite gegen den Lieferanten Broadcom. Der alte Traum, dass alles in einem SoC landen könnte, scheint jedoch noch nicht umsetzbar zu sein: Eines Tages, hoffen Beobachter, könnte Apple CPUs, GPUs, Speicher und Flash sowie die gesamte Funkkonnektivität in ein High-Performance-Modul stopfen. Damit bekäme jedes neue Gerät automatisch alle aktuellen Standards.
Ob das Manöver klappt, weiß noch niemand
In München sollen rund 2000 Mitarbeiter aus 40 Ländern am C1 gewerkelt haben – plus Kollegen aus den USA und Israel. Die Bayern hätten aber die Schlüsselrolle übernommen, zitiert der Spiegel Chip-Chef Johny Srouji. Apple hatte in München die ehemalige Modemabteilung von Intel gekauft und über Jahre auf Vordermann gebracht. Doch wie gut der C1 wirklich ist, weiß außerhalb Apples noch niemand. Natürlich kann Apple das Funkmodem besser in die Abläufe integrieren. So soll er auch deshalb so stromsparend sein, weil der A-Chip quasi im Vorhinein weiß, welche Anforderungen auf den Funkteil zukommen.
Bis zu 25 Prozent Energie soll so weniger verbraucht werden, behauptet Apple. Die Funktechnik an sich ist für den iPhone-Hersteller aber Neuland, weshalb es kein Wunder ist, dass es wohl mindestens 7 Jahre dauerte, bis der C1 endlich fertig war. Erste Tests müssen nun zeigen, ob die Hardware wirklich mit Qualcomms hochgezüchteter Modemtechnik mithalten kann. Ein Antennagate 2.0 (mehr dazu hier) kann sich Apple nicht leisten. Auch interessant: Wie wird wohl Qualcomm reagieren? Der Funkchipexperte gilt als klagefreudig, könnte sich (mehr) Lizenzgebühren wünschen.
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(bsc)