"Silicon Valley vom Weg abgekommen" – sagt Palantir-CEO

Alexander Karp, CEO von Palantir, kritisiert die Entwicklung im Silicon Valley – und meint damit nicht die neue Nähe zu Donald Trump.

vorlesen Druckansicht 74 Kommentare lesen
Palantir-Logo

(Bild: Spyro the Dragon/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Es gehe nur noch um "Online-Werbung und -Shopping, sowie Social Media und Video-Plattformen", sagt Palantir-CEO Alexander Karp in einer Art Manifest, bei dem er von Nicholas W. Zamiska unterstĂĽtzt wurde, dem Leiter der Ă–ffentlichkeitsarbeit von Palantir. Sie beschreiben in dem Buch, wie das Silicon Valley seinen Weg verloren habe. Die einstige Verbindung zwischen US-Regierung und Tech-Unternehmen, die technologische VorsprĂĽnge zum Ziel hatte, sei privatwirtschaftlichen Interessen gewichen.

Technologie habe früher dafür sorgen sollen, dass der Westen eine dominante, geopolitische Rolle spielt. Nun entwickle man etwa Marketing-Algorithmen. Die Beziehung zwischen Staat und Unternehmen sei "erodiert, und das habe gefährliche Folgen". Sicherheit und Wohlstand der Gesellschaft stünden nicht mehr im Vordergrund. Es gehe stattdessen darum, Dinge zu entwickeln, mit denen man Profit machen kann, statt dass man fragt, "was es wert ist, entwickelt zu werden, oder warum".

Videos by heise

Karp und Zamiska argumentieren laut der New York Times, die das Buch vertreibt, dass "die Softwareindustrie ihr Engagement zur Bewältigung unserer dringendsten Herausforderungen, einschließlich des neuen Wettrüstens im Bereich der künstlichen Intelligenz, erneuern muss, damit die USA und ihre Verbündeten ihren globalen Vorsprung bewahren – und die Freiheiten, die wir für selbstverständlich halten." Die Regierung müsse gleichzeitig "technische Denkweise" zu eigen machen, die das Silicon Valley zum Erfolg geführt habe.

Das Buch gebe zudem Einblicke in die Ausrichtung Palantirs. Das Unternehmen ist auf Software spezialisiert, die große Datenmengen analysieren kann. Bekannt ist vorwiegend Palantir Gotham, das von Anti-Terror-Einheiten genutzt wird. Die größten Kunden von Palantir sind Behörden, sowohl in den USA als auch in Europa. In Deutschland etwa nutzt die hessische Polizei die Software, ebenso wie das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt. Die Überwachungssoftware ist allerdings mindestens datenschutzrechtlich fragwürdig.

Unter anderem wegen der Abhängigkeiten von staatlichen Aufträgen und der aktuellen Entwicklungen in den USA ist gerade der Börsenwert von Palantir deutlich gesunken. Zuvor hatten die Anteilsscheine allerdings auch drastisch zugelegt. Palantir bietet freilich KI-Lösungen an. US-Präsident Donald Trump will alle Staatsausgaben, auch beim Verteidigungsministerium, kürzen, das könnte auch Auswirkungen auf die Verträge mit Palantir haben.

Gleichwohl rückt das Silicon Valley derzeit besonders nah an die Politik in den USA heran. Die CEOs der Big-Tech-Unternehmen treffen sich derzeit regelmäßig mit Trump, sie waren auch bei seiner Vereidigung dabei. Ob das die Form von Nähe ist, die Karp und Zamiska vorschwebt, ist allerdings auch fraglich. Unklar ist zudem, ob das Buch vor den aktuellen Ereignissen geschrieben wurde.

(emw)