Umweltspur auf französischen Autobahnen: Ärger droht
Auf einigen Autobahnen in Frankreich gibt es während des Berufsverkehrs für Fahrgemeinschaften, Taxis und Busse eine eigene Spur. Das sorgt für Ärger.
Auch in Paris ist das Auto ein wesentlicher Verkehrsträger.
(Bild: Renault)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Paris quält sich mit den gleichen Problemen wie viele Großstädte: Während des Berufsverkehrs geht es auf den Straßen nur zäh voran. Das ist nicht nur eine Belastung für Pendler und Anwohner, sondern auch für die Umwelt. Mit einem Vorstoß möchte die Regierung vor Ort einen Anreiz setzen, Verkehrsmittel besser auszulasten. Deshalb ist ab sofort auf einigen Autobahnen eine Fahrspur während des Berufsverkehrs für Fahrgemeinschaften, Taxis und Busse reserviert.
Versuch auf drei Autobahnen
Die Maßnahme solle die "CO₂-Belastung" für die 550.000 Anlieger der 35 km langen Ringautobahn um Paris verringern, teilte die Stadt mit. Vermutlich geht es eher um die Feinstaubbelastung und Luftschadstoffe wie Stickoxide. Neben der Stadtautobahn in Paris wird der Versuch auch auf den Autobahnen A13 und A1 gestartet. Die A13 führt von Paris Richtung Normandie, die A1 Richtung Belgien und Nordrhein-Westfalen. Das bedeutet, dass aus Deutschland kommenden Frankreich-Reisende schon dort mit der neuen Regelung konfrontiert werden.
Widerstand
Gegen die neue Regelung hat die Autofahrervereinigung "40 Millions d'Automobilistes" eine Petition gestartet. Was als Maßnahme gegen Umweltverschmutzung und Staus deklariert werde, sei eine weitere Bestrafung von Autofahrern, teilte die Vereinigung mit. "Die Einrichtung einer Spur für Fahrgemeinschaften wird nur zu noch mehr Staus auf den anderen Spuren führen und die ohnehin schon dramatische Situation auf der Ringstraße mit Sicherheit noch verschärfen." Es handele sich um unverantwortliche Restriktionen auf Kosten der Bewohner des Pariser Umlands, die für ihr tägliches Leben auf diese Hauptverkehrsachse angewiesen seien.
In Paris sei die Stadtautobahn der Bereich mit der höchsten Umweltverschmutzung und einer um bis zu zweieinhalbmal erhöhten Belastung mit Feinstaub, hieß es von den Behörden. Rund 1,5 Millionen Autos rollen täglich über die Autobahn, die Boulevard Périphérique genannt wird. Dass die Luftverschmutzung in Paris ein drängendes Thema ist, zeigte sich auch anhand einer Warnung vor einer erhöhten Feinstaubbelastung. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, in der Nähe von Straßen keinen Sport zu treiben und nicht im Freien zu rauchen oder Feuer zu machen. Alten, Kranken und Schwangeren sowie kleinen Kindern wurde generell von Sport und anstrengenden Aktivitäten im Freien abgeraten.
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Linke Spur wird reserviert
Um die Luftverschmutzung und die Zahl der Unfälle zu reduzieren, hatte Paris im Oktober vergangenen Jahres bereits die Höchstgeschwindigkeit auf der Périphérique von 70 auf 50 km/h gesenkt. Während der Olympischen Spiele im Sommer 2024 war bereits vorübergehend eine Fahrspur für Teilnehmer und Mitwirkende der Spiele reserviert worden. Nun wird jeweils die äußerste linke Spur von montags bis freitags zwischen 7.00 und 10.20 Uhr sowie von 16 bis 20 Uhr für Personenwagen mit mindestens zwei Insassen, Taxis, Busse und Menschen mit einem Behindertenausweis reserviert.
In einer Übergangsphase würden Fahrer, die das Verbot missachteten, auf Leuchttafeln gebeten, die Spur zu wechseln. Vom 1. Mai 2025 an drohe dann ein Bußgeld von 135 Euro, wenn die KI-gestützte Überwachung einen Verstoß registriert. Bei Staus und Unfällen kann die Spur kurzfristig wieder freigegeben werden. Auch in anderen französischen Städten wie Straßburg, Grenoble, Rennes, Lyon, Lille und Nantes werden bereits separate Fahrspuren für Fahrgemeinschaften getestet. Auf die Regelung weist ein neues Verkehrszeichen – eine weiße Raute auf blauem Grund – hin.
(mfz)