Apple soll weitere App Stores fĂĽr iOS erlauben: Brasilien setzt 90 Tage Frist
Apple verbietet bisher größtenteils Sideloading, also eine Installation von Apps abseits des offiziellen iOS-App-Stores. In Brasilien soll sich das ändern.
(Bild: Tada Images / Shutterstock)
Ein länger währender Streit nimmt neue Fahrt auf: Apple hat in Brasilien eine 90-tägige Frist bekommen, Sideloading für iPhones zu erlauben. Damit gemeint ist der Download einer App direkt von der Webseite oder einem eigenen App Store des Entwicklers anstatt aus dem offiziellen App-Store von Apple. Die Maßnahme folgt auf eine längere Auseinandersetzung zwischen dem brasilianischen Bundesgericht und dem Tech-Konzern. Doch Apple will sich dagegen wehren.
Das Urteil des Gerichts erging am Mittwoch. Drittanbieter sollen ihre Apps auch außerhalb von Apples App-Store anbieten können, zum Beispiel in eigenen App-Stores oder auf ihrer Webseite. In den meisten Ländern erlaubt der Tech-Konzern das bisher nicht. Entwickler dürfen ihre Apps nur auf Apples Plattform vertreiben und bezahlen dafür eine Gebühr. Sie beläuft sich unter anderem bei kostenpflichtigen Apps auf rund 30 Prozent eines Abo-Beitrags oder eines einmaligen Kaufpreises. Für kleinere Entwickler gewährt Apple Nachlässe.
Alternative App-Läden in der EU erlaubt
In der EU musste Apple davon aber im Zuge des Digital Markets Act (DMA) teilweise abrücken. Seit iOS 17.4 sind alternative Marktplätze auf iPhones in der EU verfügbar. Doch auch hier schlägt Apple Gebühren auf, verankert in seinen alternativen Geschäftsbedingungen, denen die Entwickler für die Nutzung eines alternativen Marktplatzes zustimmen müssen. Das Modell ist hier allerdings deutlich komplexer und richtet sich unter anderem nach den Installationszahlen. Die EU befragt aktuell betroffene Entwickler nach den Auswirkungen.
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Ein ähnliches Modell wie in der EU – vermutlich ohne die von Apple beigesteuerten Gebühren – schwebt nun auch dem brasilianischen Bundesgericht vor. Dessen Begründung: Apples strenge Regeln würden den Eintritt neuer Entwickler in den Markt gefährden. Schon im November bekam Apple vom brasilianischen Staat ein Ultimatum: der Conselho Administrativo de Defesa Econômica (CADE), der nationale Wettbewerbsschützer in dem südamerikanischen Land, drohte Apple mit Geldstrafen von umgerechnet 41.000 Euro pro Tag, sollte der Konzern seinen App-Store in dem Land so belassen, wie er ist. Der Antrag dazu kam vom E-Commerce-Riesen MercadoLibre, der gerne eigene Bezahlmethoden in Apples Softwareladen nutzen wollte.
Apple wehrt sich zunächst mit Erfolg
Apple leitete jedoch rechtliche Schritte dagegen ein, zunächst mit Erfolg: Ein Gerichtsurteil bestätigte, dass die Geldstrafen eine unnötige Maßnahme seien. Apple hatte sich darauf berufen, dass die von CADE geforderten Änderungen nicht dringend seien und dass sie negative Auswirkungen auf das Geschäft hätten.
Rund ein Vierteljahr später meldet sich die brasilianische Judikative nun wieder bei Apple mit einer 90-tägigen Frist. Das Gericht verweist in seiner Begründung auf andere Länder, wo die geforderten Änderungen bereits umgesetzt und keine signifikanten Auswirkungen oder Schäden für Apples Geschäftsmodell zu beobachten sind.
Ein Apple-Sprecher sagte der Zeitung Valor Econômico zu dem Thema, dass das Unternehmen "an lebendige und wettbewerbsfähige Märkte glaubt“ und dass es "in allen Segmenten und Gerichtsbarkeiten", in denen es tätig ist, dem Wettbewerb ausgesetzt ist. Das bekräftigte Apple in seinem Engagement für seine Nutzer. Das Unternehmen ist der Ansicht, dass die Änderungen „die Privatsphäre und die Sicherheit“ von iOS-Nutzern beeinträchtigen werden und kündigt an, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen.
(nen)