Smarte Brillen: Google will Eyetracking-Start-up übernehmen
Eyetracking – aber ohne Kamera. Daran arbeitet AdHawk Microsystems. Google will das kanadische Start-up nun übernehmen.
Die Brille zeichnet den Blick zum Eishockey-Tor nach.
(Bild: Youtube-Video)
Google arbeitet daran, smarte Brillen auf den Markt zu bringen. Nun soll das Unternehmen an einem Start-up aus Kanada interessiert sein, das eine Technik entwickelt hat, mit der man Augenbewegungen schneller und kostengünstiger verfolgen kann. AdHawk Microsystems soll Google-Berichten zufolge 115 Millionen US-Dollar wert sein.
15 Millionen US-Dollar sollen an das Erreichen von Leistungszielen gekoppelt sein. Offiziell ist der Deal bisher nicht, Bloomberg bezieht sich auf Personen, die damit vertraut sind. Demnach soll es aber noch diese Woche eine öffentliche Ankündigung geben.
Eyetracking mit wenig Latenz und schonend für die Batterie
AdHawk wurde 2017 gegründet und hat bereits Brillen entwickelt, die MindLink heißen. Mit ihnen kann man genau verfolgen, wohin der Blick wandert. In einem Video zeigen sie etwa, wie die Technik den Blick verfolgen kann, wenn man beim Eishockey das Tor anvisiert oder wie ein Arzt die Brillen nutzen kann, um die Augenbewegungen eines Patienten zu kontrollieren. AdHawk spricht von mikro-elektromechanischem Eyetracking und sagt, dass es 1000-mal weniger Daten benötige als kamerabasierte Systeme. Die Latenz sei äußerst gering, Batterielaufzeiten sehr lang.
Das ist eines der Probleme bei smarten Brillen, sie müssen alle relativ schnell wieder an ein Ladegerät. Metas Ray-Ban Glasses schaffen zwar etwa vier Stunden, sie sind aber auch mit dem Smartphone verbunden, dort werden also in der App die meisten Anfragen bearbeitet. Snaps Spectacles sind ein Standalone-Gerät, sie halten derzeit etwa 45 Minuten. Bei ihnen kommen zusätzliche Infrarotkameras zum Einsatz, um das Eyetracking zu verbessern.
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Dass Google an einer Brille arbeitet, ist klar. Schon bei der hauseigenen Messe Google I/O 2024 konnte man in einem Video sehen, wie jemand eine Brille nutzt, um sich mit Gemini, also Googles KI, über das zu unterhalten, was die Person sah – Codename Project Astra. Diese Echtzeit-Video- und Bildschirmfreigabe gibt es seit Kurzem für die Gemini-App am Smartphone. Eine Brille wäre derzeit also die logische Weiterentwicklung.
An AdHawk soll auch Meta bereits interessiert gewesen sein, es kam jedoch nicht zu einer Übernahme. Zu den Investoren von AdHawk gehört EssilorLuxottica – das ist der Eigentümer von Ray-Ban, mit dem Meta kooperiert.
Smarte Brillen wohin man schaut
Auch OpenAI hat eine Funktion für Echtzeit-Unterhaltungen zu Gesehenem in petto. Dass das KI-Unternehmen eine Brille entwickelt, ist naheliegend. Bekannt ist etwa, dass eine ehemalige Leiterin von Meta zu OpenAI gewechselt ist, die zuvor für die Orion zuständig war. Hinter Orion steckt Metas Augmented-Reality-Brille, die aber bisher nicht auf dem Markt ist.
Jony Ive, ehemaliger Chefdesigner von Apple, hatte zudem bereits erklärt, dass er mit OpenAI zusammenarbeitet, um ein Gerät zu schaffen, das "weniger nervig ist als das Smartphone". Apple arbeitet Gerüchten zufolge ebenfalls an einem Ray-Ban-Meta-Konkurrenten.
Eyetracking ist aber auch für größere Headsets wie Apples Vision Pro oder Metas Quest von Interesse. Google hat zudem gemeinsam mit Samsung und Qualcomm Android XR entwickelt, ein Betriebssystem für Augmented Reality, Virtual Reality und Mixed Reality. Samsung hat parallel eine VR-Brille angekündigt, die das Betriebssystem nutzen soll – Codename Project Moohan.
(emw)