Regulierung: Warum Apple in Kanada AirPods nicht als Hörhilfe anbietet

Nicht nur in der EU ächzt der iPhone-Konzern unter Behördenauflagen. Auch in Kanada dürfen nicht alle Features umgesetzt werden – zuletzt bei den AirPods Pro.

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Nutzerin mit AirPods Pro:

Nutzerin mit AirPods Pro: In Kanada darf man sie immer noch nicht als Hörgeräteersatz verwendet.

(Bild: Ivan_Shenets/Shutterstock.com)

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Wer sich für Apples im vergangenen Herbst bereitgestellte Hörhilfefunktion für die AirPods Pro 2 interessiert, darf nicht in Kanada leben. Im zweitgrößten Land der Erde mit seinen knapp 41 Millionen Einwohnern wurde die Funktion nämlich immer noch nicht freigeschaltet, obwohl selbst Afghanistan, Guam oder die Marschallinseln – und 103 weitere Länder und Regionen – Zugriff haben. Auch in der EU, wo Apple zunehmend kleinteilig reguliert wird, ist die Funktion aktiv. Doch Kanada hat ganz besondere Anforderungen an technische Medizinprodukte, wie man die AirPods Pro 2 mit der Funktion einordnet. Apple hofft nun aber, die Schwierigkeiten im Dialog mit den Behörden aus der Welt zu schaffen.

Laut einem Bericht der Zeitung Toronto Star ist die AirPods-Pro-2-Hörhilfe aufgrund von Unterschieden zwischen den kanadischen Bundesländern – Provinzen genannt – immer noch nicht aktiv. Ein einfaches Softwareupdate, das solche Funktionen nachrüstet, wird so zum Problem. In Ontario ist etwa das Gesetz Regulated Health Professions Act (RHPA) zuständig. Dieses besagt, dass Hörhilfen stets ein Rezept von einem Arzt oder einem Hörgeräteakkustiker benötigen. "Sollten die AirPods Pro 2 in Ontario als Hörhilfe verkauft werden, müsste das im Rahmen der Anforderungen [dieses Gesetzes] erfolgen."

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In anderen kanadischen Provinzen sehen die Regeln wiederum anders aus. Letztlich muss Apple sich an jeder Einzelnen abarbeiten. Der Konzern ist laut Angaben des Toronto Star bereits daran. Neben der Funktion als Hörhilfe liefern die AirPods Pro 2 auch ein Hörtestfeature mit, das in Kanada ebenfalls nicht genehmigt ist. Auch hier muss sich Apple an die Regularien in Kanada halten. Die Hörtestfunktion ist aktuell in 114 Ländern und Regionen freigeschaltet. Kanada verfügt insgesamt über zehn Provinzen und drei Territorien mit jeweils eigener Gesetzgebung in verschiedenen Bereichen.

Noch vor wenigen Jahren wäre Apple allerdings auch in den USA in Schwierigkeiten geraten. Doch die zuständige Zulassungsbehörde, die Food and Drug Administration (FDA), veränderte 2022 ihre Regeln, um sogenannte Over-the-counter-Hörhilfen zu erlauben. Diese können nun ohne Rezept von jedem Menschen ab 18 erworben werden. Die Idee dabei war, Hörgeräte insgesamt günstiger zu machen.

Noch ist nicht abzusehen, wann Hörhilfe und Hörtest für die AirPods Pro 2 – beides kostenlose Funktionen zum Nachrüsten – in Kanada freigegeben werden. Andere Features der Stöpsel und anderer Apple-Produkte im Bereich des Hörens, darunter Gehörschutzfunktion und Anzeige der Umgebungslautstärke samt Warnung, sind in Kanada freigegeben. Apple soll demnächst zudem vorhaben, Live-Übersetzungen für die AirPods Pro 2 zu implementieren.

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(bsc)